Missbrauchsprozess

Freispruch statt 50 Jahre Haft – dank Hund „Lucy“

Ausland
12.09.2018 05:50

Josh Horner hat wieder Grund zu lachen: Nach einer Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs und eineinhalb Jahren in Haft konnte der 42-jährige Installateur am Montag ein Gericht im US-Bundesstaat Oregon als freier Mann verlassen, statt 50 Jahre hinter Gittern zu verbringen. Das Gericht zweifelte die Schuld des Mannes massiv an - wegen des ehemaligen Familienhundes „Lucy“.

Vor vier Jahren erhob Horners Tochter die Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Vater, 2017 wurde er zu der 50-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Beweislage sei schwierig gewesen: unterschiedliche Aussagen, keine DNA-Spuren, keine Augenzeugen. Obwohl das Juryurteil nicht einstimmig ausfiel, wurde der heute 42-Jährige verurteilt. Mit einer Haftstrafe von 50 Jahren hätte Horner den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen müssen.

Tochter sagte aus, Horner habe ihren Hund vor ihren Augen getötet
Dass es nicht so weit kam, verdankt er einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Unschuldige aus dem Gefängnis zu holen. Als er sechs Monate abgesessen hatte, wandte sich Horner an das Oregon Innocence Project - und hatte Erfolg. Die Organisation stieß sich an einer gravierenden Ungereimtheit: Horners Tochter hatte vor Gericht unter Eid behauptet, um sie davon abzuhalten, zur Polizei zu gehen, habe ihr Vater „Lucy“ vor ihren Augen getötet und gedroht, anderen Haustieren dasselbe anzutun. Doch Horner schwor, dem Hund kein Haar gekrümmt zu haben.

Die Organisation recherchierte monatelang - und stieß schließlich auf „Lucy“, die nicht tot war, sondern lediglich ein neues Herrchen hatte. Damit stand fest, dass die Tochter in diesem Punkt gelogen hatte - und damit konnten auch die restlichen Aussagen der jungen Frau in Zweifel gezogen werden. Der Leiter des Oregon Innocence Projects drückte es so aus: „Der Grund, dass ,Lucy‘ in den Mittelpunkt der Ermittlungen rückte, ist jener, dass es in einem Fall von sexuellem Missbrauch essenziell ist, etwas Objektives zu finden, um eine falsche Verurteilung infrage stellen zu können.“

Von Schuld „nicht mehr vollständig überzeugt“
In diesem Fall sei es der nicht tote Hund gewesen, der dazu führte, dass der Bezirksstaatsanwalt den Fall neu aufrollte und schließlich die Anklage fallen ließ. Zwar könne John Hummel „nicht vollständig ausschließen, dass Herr Horner doch des sexuellen Missbrauchs schuldig ist“, aber er sei „nach der neuen Beweislage nicht vollständig davon überzeugt“. Dieser Zweifel genügte, ein Gericht sprach Horner am Montag frei. Hand in Hand mit seiner Ehefrau Kelli kam Horner strahlend aus dem Gerichtsgebäude. Er sprach von einem „Wunder“, das die Organisation möglich gemacht habe.

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