Asyl-Trendwende?

Marokko bringt Migranten weg von Mittelmeerküste

Ausland
12.08.2018 14:52

Marokkanische Sicherheitskräfte haben in den vergangenen Tagen Hunderte Migranten nahe der Mittelmeerküste aufgegriffen und in den Süden des Landes gebracht. Offenbar sollten sie dadurch von der Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa abgehalten werden.

Ein Behördenvertreter in der Hafenstadt Tanger sprach am Samstag von einem „Einsatz im Rahmen des Kampfes gegen illegale Migration“. 1600 bis 1800 Migranten seien in Orte gebracht worden, „in denen bessere Lebensbedingungen herrschen“.

Menschenrechter: „Illegale Deportationen“
Marokkanische Menschenrechtler sprachen hingegen von illegalen Deportationen. Migranten würden seit Dienstag in Bussen von Nador und Tanger in die Stadt Tiznit nahe Agadir gebracht, sagte Omar Naji von der Marokkanischen Menschenrechtsvereinigung. Auch am Samstag sei diese Praxis fortgesetzt worden.

Die Migranten würden in ihren Camps im Norden Marokkos aufgegriffen und dann über Hunderte Kilometer nach Süden verfrachtet, sagte Naji. Das geschehe ohne Rechtsgrundlage. Naji machte neben den marokkanischen Behörden auch Spanien und die EU für das Vorgehen verantwortlich.

Neue Fluchtroute über Marokko
Immer mehr Migranten vor allem aus afrikanischen Ländern machen sich von Marokko aus auf den Weg über das Mittelmeer nach Europa. Sie versuchen, nach Spanien zu gelangen, seit Italien sich weigert, Flüchtlinge aufzunehmen. Seit Jahresbeginn kamen mehr als 23.000 Migranten über das Mittelmeer nach Spanien.

Spanien will in Verhandlungen mit Marokko erreichen, dass das Land die Flüchtlinge an der Ausreise hindert. Angela Merkel sagte Spaniens Regierungschef Pedro Sanchez am Samstag bei einem Treffen Unterstützung bei den Verhandlungen mit dem nordafrikanischen Land zu. Die EU-Kommission und Spanien streben eine engere Partnerschaft mit Marokko an.

Kurz: „Die Richtung stimmt“
Bundeskanzler Sebastian Kurz begrüßte den Umgang Marokkos mit den Flüchtlingsströmen. Es sei ein „wichtiger Schritt, den Marokko setzt und so gegen das Geschäft der Schlepper, illegale Migration und das Sterben im Mittelmeer vorgeht“. Doch Kurz räumt auch ein, dass „weitere Schritte für eine echte Trendwende in der europäischen Migrationspolitik folgen“ müssten. Dazu gebe es bereits einen Termin mit Spaniens Regierungschef Pedro Sanchez. „Spanien und Marokko haben unsere volle Unterstützung. Die Richtung stimmt“, so Kurz.

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