„Beautiful Life“

Rick Astley: Mit neuem Album in die Zukunft

Musik
16.07.2018 07:00

Eigentlich wollte Rick Astley sich nur in sein Heimstudio zurückziehen und rumprobieren. „Das ist mein Zufluchtsort“, erklärte der Popstar, dem mit dem Album „50“ vor zwei Jahren ein kommerzielles Comeback gelang, kürzlich auf Twitter. „Ich hab mit ein paar Versatzstücken rumprobiert, und eh ich mich versah, hab ich auf einmal eine neue Platte gemacht.“ Diese trägt den Titel „Beautiful Life“.

(Bild: kmm)

Auf seinem achten Studioalbum präsentiert sich Astley als zufriedener und glücklicher Künstler, der hörbar Spaß hat, an dem was er tut. Dabei startet der mittlerweile 52-Jährige äußerst tanzbar: Der Titelsong ist eine flotte, klassische Disco-Nummer nach alter Schule. „It‘s a beautiful life, if you give it a chance it can make you dance“, singt Astley. „Das ist ein echt einfacher Song, ein sehr simpler Text“, räumt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur ein. Trotz aller schlechten Nachrichten, die laut Astley täglich auf uns einprasseln: „Die Welt ist auch großartig, und es kann ein besseres Leben geben“, findet er. „Man muss nur einen Weg finden, um es sich schön zu machen.“

Mutige Mischungen
Für ihn selbst funktioniert das eindeutig über die Musik. „Chance To Dance“ ist noch so ein schmissiger, gut gelaunter Popsong, bei dem man die Beine nicht stillhalten mag. Doch bevor der Verdacht aufkommt, dass Astley jetzt wieder auf das alte Erfolgsrezept setzt, das ihn Ende der 80er-Jahre weltweit an die Spitzenplätze der Hitparaden katapultierte - Stichwort: „Never Gonna Give You Up“ - geht er mit dem Liebeslied „She Makes Me“ in eine ganz andere, sanfte Richtung, und kombiniert dann bei „Shivers“ gar Country-Klänge mit Hip-Hop-Beats. Und ja, das funktioniert unerhört gut.

Schon auf seinem Comeback-Album „50“, mit dem Astley vor zwei Jahren Platz eins der britischen Charts erklomm, gab sich der Sänger vielseitig. Folk, Gospel, Soul oder Funk - auch auf „Beautiful Life“ dehnt er das Popgenre stilistisch vielseitig aus. Allen Titeln gemein ist, dass es erwachsene Songs mit kräftigen Melodien sind. Natürlich ist Astleys markante Stimme dabei das wichtigste Qualitätsmerkmal - mal zerbrechlich wie im leisen Intro der Ballade „Empty Heart“, dann wieder wuchtig wie im nostalgischen, fast rockigen „The Good Old Days“, in dem er sich musikalisch an Kindheitstage erinnert.

Friede mit dem Hit
Astley klingt nicht nur zufrieden, er ist es auch. „Ich finde eigentlich, mein ganzes Leben war bisher wunderschön“, sagt er mit Blick auf den Albumtitel. Dass viele Menschen ihn bis heute nur mit seinem Ohrwurm „Never Gonna Give You Up“ in Verbindung bringen, stört ihn nicht. Schließlich habe ihm der Hit viele Türen geöffnet. „Mir ist klar, dass manche Künstler wahnsinnig werden wegen dieses einen Songs, von dem sie sich nicht lösen können“, sagt er. „Aber ich habe keine zehn, 15 oder 20 Jahre lange Karriere, bei der ich aus 20 Hits auswählen könnte. Ich hab das nur vier oder fünf Jahre gemacht.“

Danach hatte er „ein bisschen die Nase voll“ und zog sich fast 15 Jahre lang aus dem Musikgeschäft zurück, bevor er ab 2004 wieder ab und an auf Tournee ging. Ende der 2000er-Jahre erfuhr Astley dann zunehmend eine ganz neue Popularität. Schuld daran war ein kurioses Internet-Phänomen namens „Rickrolling“, das ungefähr 2007 begonnen haben muss. Dabei wurden Nutzer auf einen Internet-Link gelockt, hinter dem sich nicht der versprochene Inhalt - ein Text oder Video - verbarg, sondern das Musikvideo von „Never Gonna Give You Up“ mit dem aus heutiger Sicht etwas merkwürdig tanzenden Sänger.

Selbstironie
„Manche Künstler würde das wahrscheinlich total nerven, weil sie sich nicht ernst genommen fühlen“, sagt Astley. „Ich finde das großartig.“ Immer neue skurrile Gags mit dem Pophit von 1987 tauchten auf. „Ich hab mich bei einigen Dingen so kaputtgelacht, dass mir der Bauch wehgetan hat“, sagt der Sänger, der sich weigerte, den Gag mit einer Neuaufnahme zu kommerzialisieren. Während das Songschreiber-Trio Stock Aitken Waterman an den zahlreichen YouTube-Abrufen Millionen verdiente, soll er als Performer nur ein paar mickrige Dollar dafür kassiert haben.

Immerhin führte das „Rickrolling“ dazu, dass Rick Astley bei den MTV European Music Awards von Zuschauern - wohl mit einem leichten Augenzwinkern - zum „Besten Künstler aller Zeiten“ gewählt wurde und dass er in Japan mit der Rockband Foo Fighters auf der Bühne stand und seinen berühmten Hit sang. „Einfach nur abgefahren“, schwärmt er immer noch, „das ist einfach unglaublich.“ Scherzhaft wurde Astley sogar als neuer britischer Premierminister vorgeschlagen. „He Will Never Give You Up“ war der fiktive Kampagnenslogan.

Kultfigur
Zuletzt erlaubten sich die Macher der HBO-Science-Fiction-Serie „Westworld“ einen Spaß und ließen statt einer angekündigten Vorschau auf die zweite Staffel der Serie ihre Darstellerin Evan Rachel Wood „Never Gonna Give You Up“ singen - es war der bisher letzte Fall von „Rickrolling“. Wood wurde vor 31 Jahren geboren, kurz nachdem das Lied ursprünglich veröffentlicht wurde.

Astley ist begeistert, dass der Song mittlerweile generationenübergreifend funktioniert. „Dass die Leute in meinem Alter das singen können, ist klar“, sagt er, „aber wenn ich sehe, dass die Kinder mitsingen, finde ich das wirklich toll.“ Die enorme Bekanntheit ebnete vermutlich auch den Weg für den großen Erfolg vor zwei Jahren und das nun erscheinende Album, mit dem Astley auch wieder auf Tournee gehen wird. Ob er es damit noch einmal an die Spitze der Charts schafft, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Ganz unabhängig davon beweist Rick Astley mit „Beautiful Life“ erneut, dass er als Künstler weit mehr zu bieten hat, als immer nur denselben 80er-Jahre-Hit zu singen.

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