"Krone"-Reportage

Einmal in die Wanne um 1,09 ¿

Steiermark
08.08.2009 16:38
In der Friedrichgasse 41 (gleich beim Augarten) steht das letzte "Tröpferlbad" von Graz. Gegen ein sehr geringes Entgelt kann dort jeder ein ausgiebiges Bad nehmen oder sich duschen. Frequentiert wird diese Einrichtung der Stadt Graz hauptsächlich von älteren Stammkunden. Die Gäste werden aber immer weniger...

"Früher", erzählt die "Tröpferlbad"-Chefin Roswitha Marx etwas wehmütig, "hatten wir schon viel mehr Kunden. In vielen Gemeindewohnungen wurden mittlerweile aber Duschen usw. geschaffen."

2.200 Kundenabwicklungen im Jahr
Dennoch, das "Tröpferlbad" ist nicht wegzudenken. "Wir haben 2.200 Kundenabwicklungen pro Jahr", so Karlheinz Fritsch, Chef der Grazer Liegenschaftsabteilung. "Die Kosten für das Haus, den Strom usw. sind damit natürlich nicht zu finanzieren, aber das Bad ist eine wichtige, auch soziale, Einrichtung der Stadt."

Viele Stammkunden
Vier blitzsaubere Duschräume (behindertengerecht) und drei Badewannen gibt es im "Tröpferlbad". Marx: "Die Wannen gehen  nicht so gut wie die Duschen. Warum weiß ich nicht." Die Badegäste kommen aus ganz Graz – viele waren schon Stammkunden in den vor etlichen Jahren geschlossenen "Tröpferlbädern" in der Gaswerkstraße und Gabelsberggasse (dort gab es einst auch eine Sauna). Marx: "Zu uns kommt zwei Mal die Woche auch ein Herr extra aus Hitzendorf. Manchmal nutzen Arbeiter das Angebot, manchmal auch Roma."

Billiger als zu Hause
Junge Menschen sieht man im "Tröpferlbad" so gut wie nie. Die Kundschaft setzt sich aus älteren Herrschaften zusammen. Nicht immer kommen die Leute, weil sie zu Hause keine Dusche oder kein Bad haben. Manche leben allein und haben Angst auszurutschen. Andere wollen sparen. Ein Stammkunde sagt: "Ich habe mir das ganz genau ausgerechnet. Freunde von mir auch. Es kommt uns billiger, hier zu duschen oder zu baden. Ich gehe schon seit meiner Kindheit ins 'Tröpferlbad' und bin das so gewohnt. Früher war ich mitunter noch im Bad zur Sonne."

Marx weiß aber auch, dass manch Badegast vor allem wegen der sozialen Kontakte, also um der Einsamkeit in den eigenen vier Wänden zu entfliehen, ins "Tröpferlbad" kommt. Das Gebäude in der Friedrichgasse 41 wurde 1905 errichtet. Früher war im oberen Teil ein Dampfbad untergebracht, das gibt es mittlerweile aber nicht mehr. 1996 zog ja das Museum für Wahrnehmung ein. Das Bad übersiedelte in den Keller. Und dort regiert Roswitha Marx nun stolz über ihr kleines "Tröpferlbad".

von Gerald Richter, "Steirerkrone"

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