Trinkwasserwelten

Speicher und Kältekammer am Rosenhügel

Wien
07.08.2009 11:50
Wenn es das Sicherheitsrisiko nicht gäbe, könnte Hans Sailer, Chef der Wiener Wasserwerke, bei brütender Hitze Geld scheffeln. Weniger deshalb, weil die Wiener dann mehr Wasser verbrauchen, sondern mit der Führung durch einen der insgesamt 28 Wasserspeicher im Stadtgebiet. Dort herrschen auch bei heißester Außentemperatur nicht mehr als zehn Grad Celsius. Allerdings könne man nicht regulär Besucher so nah an das Trinkwasser der Hauptstadt lassen, erklärte Sailer bei einem Besuch des historischen Wasserspeichers am Rosenhügel.

Der Grund für die Kühle in der Kammer ist das sieben bis acht Grad kalte Alpenwasser, das mit der ersten Hochquellenleitung, als deren Endpunkt die Zisterne auf dem Rosenhügel fungiert, in Wien eintrifft - europaweiter Spitzenwert unter den Metropolen. "Wir sind ein Sonderfall", unterstrich Sailer. Er kenne keine andere Großstadt, die eine ähnliche Wasserversorgung habe. Die anderen würden mit Oberflächen- oder Grundwasser arbeiten.

Enorme Speicherkapazität
Hitze oder Trockenperioden sind für die Versorgung der Wiener Bevölkerung nahezu irrelevant, da die Rax, der Schneeberg und die Schneealpe im Quellschutzgebiet eine enorme Speicherkapazität aufweisen. "Wir könnten auch zehn Wochen Hitzeperiode überstehen, ohne, dass wir in gröbere Schwierigkeiten kommen", betonte der Wasserwerke-Chef.

Dabei werden Wassermengen geliefert, die sich die damaligen Techniker nicht im Traum hatten vorstellen können, als am 24. Oktober 1873 durch Kaiser Franz Joseph die erste Hochquellenleitung und somit auch der Wasserspeicher am Rosenhügel eröffnet wurden. Dieser war das Produkt einer gigantischen Fehleinschätzung. So fasste die alte Speicherkammer lediglich 2.500 Kubikmeter Wasser entsprechend dem geschätzten Verbrauch der Wiener.

"Das zeigt die Entwicklung der Zivilisation"
Aktuell kann die Zisterne durch Zubauten hinter der historischen Fassade 140.000 Kubikmeter speichern, was in etwa einem Drittel des Wiener Tagesverbrauchs entspricht, der im Vorjahr durchschnittlich 373.689 Kubikmeter betrug. "Das zeigt die Entwicklung der Zivilisation", blickt Sailer mit Milde auf die Fehler seiner Vorgänger.

Originalrohre sind echte Wertarbeit
Und so präsentiert sich der 136 Jahre alte Speicher, dessen Fassade eine Personifizierung der Stadt samt sich räkelnder Quellnymphe krönt, als größter Trinkwasserbehälter im Wiener Stadtgebiet. Die unter Denkmalschutz stehende Speicherhalle blieb bei den Arbeiten erhalten, während die neuen Kammern unzugänglich dahinter gebaut wurden. Aber die Originalrohre, die den in Wien angekommenen Alpenbach nach leichter Chlorung ins Rohrnetz einspeisen, haben sich als Wertarbeit erwiesen und sind heute noch intakt. Die Hauptaufgabe des eigentlichen Speichers ist dabei die Regulierung des Drucks und der Ausgleich der Verbrauchsspitzen.

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