Kurze Aufregung

Sarkozy aus Spital entlassen

Ausland
27.07.2009 17:32
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy ist am Montag aus dem Spital entlassen worden (Bild). Der 54-Jährige hatte am Sonntag eine leichte Kreislaufstörung erlitten, die auch als "Boygroup-Syndrom" bekannt ist. Sarkozy fühlte sich in den Mittagsstunden während des Joggens auf dem Gelände seiner Wochenendresidenz La Lanterne in Versailles unwohl. Laut Augenzeugen sei er zusammengebrochen. Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot erklärte am Abend, es habe sich um einen harmlosen Kreislaufkollaps gehandelt. Sarkozys Büro wies Berichte zurück, wonach er das Bewusstsein verloren habe. Noch am Abend ging es dem 54-Jährigen wieder gut: "Er meckert schon wieder herum", so ein Vertrauter des Präsidenten.

Ein Augenzeuge soll laut französischem Fernsehen gesehen haben, dass Sarkozy beim Laufen in den Mittagsstunden zusammenbrach. Augenzeugin berichtete der Nachrichtenagentur AFP, wie sie auf dem Gelände von "La Lanterne" einen von Leibwächtern umringten Jogger gesehen habe, der plötzlich taumelte und zusammengebrochen sei. Demnach eilte kurz darauf Sarkozys Ehefrau auf dem Rücksitz eines Polizeimotorrads herbei. Zudem landeten zwei Hubschrauber in der Nähe.

Nach dem Zwischenfall wurde der Staatschef von einem Arzt behandelt und ins Pariser Militärkrankenhaus Val-de-Grâce geflogen. Sarkozys Vorgänger Jacques Chirac war nach einer Hirnblutung im September 2005 ebenfalls in diesem Krankenhaus behandelt worden.

Carla an Seite ihres Mannes
Sarkozys Sprecher Claude Guéant sagte am Sonntagabend, dass es dem Präsidenten wieder gut gehe. Es habe sich um einen "kleineren" Zwischenfall behandelt. Seine Ehefrau Carla Bruni-Sarkozy habe sich an der Seite des Staatschefs befunden.

"Er hat Hunger und meckert herum"
Die ersten Untersuchungen hätten keine Auffälligkeiten ergeben. Sarkozys Testwerte seien normal. "Es geht ihm gut, er hat Hunger, er meckert herum, alles ist bestens", sagte Patrick Balkany, ein Vertrauter des Präsidenten. "Der Präsident ist bei vollem Bewusstsein, der Schwächeanfall dauerte nicht sehr lange", so der Generalsekretär des Élysée-Palastes, Claude Guéant. Sarkozy spreche normal mit dem Pflegepersonal.

Laut Élysée wurde Sarkozy "nach 45 Minuten intensiven physischen Trainings" Opfer des Schwächeanfalls. Dieser sei nicht von einem Bewusstseinsverlust begleitet worden, hieß es. Die Tageszeitung "Le Parisien" hatte kurz zuvor unter Berufung auf Guéant berichtet, der Präsident sei ohnmächtig gewesen. Wie lange, wollte er aber nicht sagen. Die Ärzte untersuchten mit einer Elektroenzephalographie (EEG) das Gehirn des Präsidenten und führten zum Check der anderen Organe eine Magnetresonanztomographie (MRT) durch.

Genesungswünsche aus In- und Ausland
Gleichwohl lösten die Meldungen Sorge um den Staatschef aus. Premierminister Francois Fillon kehrte umgehend aus dem Wochenende zurück, um sich um die Geschäfte zu kümmern. Aus dem In- und Ausland erreichte ihn Anteilnahme. Gesundheitsministerin Bachelot schickte ihm per Fernsehinterview ein "dickes Bussi", damit er rasch wieder auf die Beine komme. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi wünschte in einem Telegramm baldige Genesung.

Gesundheitsbulletin veröffentlicht
Sarkozy gibt sich stets sportlich, ist ein begeisterter Radfahrer und joggt auch bei seinen Auslandsreisen regelmäßig. Die letzten öffentlichen Informationen über seinen Gesundheitszustand datieren vom 3. Juli. Damals gab der Élysée-Palast bekannt, dass bei Untersuchungen normale Herz-Kreislauf- und Blutwerte festgestellt worden seien. Es war erst das zweite Mal, dass das Präsidialamt ein Gesundheitsbulletin herausgegeben hat. Das erste stammte von seinem Amtsantritt im Juni 2007 und attestierte ihm eine gute Gesundheit.

Die Gesundheit des Präsidenten ist in Frankreich ein heikles Thema. Während des Wahlkampfes 2007 hatte Sarkozy versprochen, im Fall seiner Wahl regelmäßig über seinen Gesundheitszustand zu informieren und kündigte einen offeneren Umgang mit dem Thema an. Damit wollte er sich insbesondere von der Haltung des sozialistischen Präsidenten François Mitterrand (1916-1996) absetzen, der jahrelang eine Krebserkrankung verheimlicht hatte und kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Amt gestorben war.

Eingriff am Hals verheimlicht
Allerdings hatte auch Sarkozy im Oktober 2007 einen chirurgischen Eingriff am Hals verheimlicht. Erst nach Medienberichten bestätigte sein damaliger Sprecher David Martinon die Behandlung - mit dreimonatiger Verspätung. Danach kündigte das Präsidentenbüro an, fortan jährliche Berichte über die Gesundheit des Präsidenten zu veröffentlichen.

"Boygroup-Syndrom"
Eine Vasovagale Synkope, wie sie Sarkozy am Sonntag erlitten hat, ist eine Kreislaufstörung, die oft mit einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit verbunden ist. Ursache ist eine Überreaktion des vegetativen Nervensystems, die etwa durch psychische Auslöser herbeigeführt werden kann. Weil auch die typische Aufregung bei einem Popkonzert zu dem Ausfall führen kann, wird die Vasovagale Synkope auch als "Boygroup-Syndrom" bezeichnet. Die Blutgefäße werden weit, das Blut sackt in die Füße. Das Gehirn wird durch verminderten Rückfluss kurzzeitig unterversorgt - es kommt zur Ohnmacht. Die Patienten erholen sich jedoch in den meisten Fällen schnell.

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