Maiers Gewaltleistung von Lake Louise auf die anspruchsvolle Raubvogelpiste hochzurechnen, wo er inklusive WM acht Mal gewonnen hat, wollte aber niemand. Auch Maiers Gruppentrainer Andreas Evers drückte auf die Euphoriebremse. "Das hier sind ganz andere Dimensionen. Hier muss man am Limit fahren. Gewinnen kannst du in Beaver nur, wenn du am letzten Zacken unterwegs bist", so Evers.
Oft entscheide auch die Tagesverfassung. "Früher konnte Hermann jeden Tag hundert Prozent geben, das ist jetzt sicher nicht mehr so möglich. Er hat zwei Monate mit Gesundheitsproblemen hinter sich, das ist sicherlich nicht wegzuwischen." Ob Maier in Beaver Creek neben Abfahrt und Super-G auch noch Kraft und Lust auf den abschließenden Riesentorlauf am Sonntag hat, steht noch in den Sternen. "Wenn er sich gut fühlt, wird er aber fahren", ist Evers überzeugt.
Raketen unter den Füßen
Klar ist hingegen, dass Maiers Skifirma dem Salzburger angesichts der 0,59 Sekunden Vorsprung bei der Siegesfahrt in Kanada wahre Raketen unter die Füße geschnallt haben muss. Dabei musste Maier offensichtlich ein wenig zu seinem Glück gezwungen werden. "Servicemann Roland Eder hat gegen Hermanns Willen auf diesen Ski gesetzt, weil er die Testergebnisse und die Vorgeschichte dieses Skis kannte", erklärte Salzgeber. "Es war einleuchtend, diesen Ski zu nehmen."
Dass im Skirennsport der Faktor Mensch nur an die 20 Prozent ausmache, hält Salzgeber für untertrieben. "Natürlich funktioniert es nur mit optimalem Material. Und vielleicht ist Hermann seit seinem Unfall bei der Abstimmung auch nicht mehr ganz so feinfühlig wie früher. Es ist am Ende aber immer noch der Athlet, der die Leistung bringen muss. Ohne Leistung hilft auch der schnellste Ski nichts, und umgekehrt", ist der Vorarlberger überzeugt.
Quartier am Ende der Welt
Eines wird Maier diese Woche in Beaver Creek aber nicht mehr können. Nämlich sich wie üblich zwischen den Durchgängen aufs naheliegende Hotelzimmer zurückzuziehen. Denn der ÖSV wurde von den Veranstaltern aus Platzgründen aus dem Nobelskiort ausquartiert und logiert nun im feinen, aber eben im Tal am Highway 70 liegenden Riverside-Westin-Hotel.
Während Maier nach Colorado flog, absolvierte Salzgeber die 2.500 Kilometer lange Reise mit dem Auto. Eine 24-stündige Fahrt, bei der Salzgeber aber Erstaunliches erlebte. "Überall wo wir mit unserem beschrifteten Auto aufgetaucht sind, hat man uns auf den Herminator angesprochen. Man kennt ihn in den entlegendsten Gegenden."
Telefonat mit Bundespräsident Fischer
Am Tag nach seinem Comeback-Sieg hat Maier übrigens mit Bundespräsident Heinz Fischer telefoniert. "Ich war schon sehr überrascht. Das ist eine riesengroße Ehre. Ich habe mit ihm ja noch nicht so oft gesprochen", sagte Maier. Es sei eine große Ehre zu merken, "welchen Stellenwert das Ganze hat, auch für ganz Österreich.
"Den Herminator gibt es nicht mehr"
Warum sich die Menschen daheim nun so leichttun, sich wieder mit Maier zu freuen, glaubt der Flachauer, der den "Herminator" für tot erklärte ("Das gibt der Körper nicht mehr her"), verstanden zu haben. "Niederlagen machen menschlicher. Immer zu gewinnen hingegen irgendwie suspekt. Und wenn man immer gewinnt, hat man auch nicht so viel Zeit, sich um anderes und andere zu kümmern." Er sei zudem immer lieber einer gewesen, der polarisiere. "Wenn sich jetzt ein Großteil des Landes mitfreut, ist das für einen Sportler etwas ganz Besonderes."
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