"Wie ein Fluss!"

Wasserrohrbruch sorgt in Wien-Hietzing für Chaos

Österreich
20.08.2008 17:16
Ein Wasserrohrbruch in Wien-Hietzing hat am Dienstagabend für Chaos gesorgt und massive Schäden angerichtet. Die betroffene Fasangartengasse muss noch zwei Wochen lang gesperrt bleiben, so lange werden die Aufräum- und Sanierungsarbeiten dauern. Das geplatzte Rohr ist eine Hauptversorgungsleitung und fast 120 Jahre alt. "Das ist wie ein Fluss!", schilderten Augenzeugen die plötzlich hervortretenden Wassermassen (siehe Video), die in etwa dem Tagesverbrauch der Stadt St. Pölten entsprachen! Erst um Mitternacht konnte die Feuerwehr ihren Einsatz mit 18 Fahrzeugen beenden. Am Mittwoch ist es am späten Vormittag erneut zu einem Rohrbruch gekommen, allerdings mit "gewöhnlichen Ausmaßen".

Der zweite Rohrbruch innerhalb von 24 Stunden geschah in der Veitingergasse: In einige Keller drang Wasser ein "und die Fahrbahndecke hob sich", so die Wiener Wasserwerke. Es sei aber ein "gewöhnlicher Rohrbruch". Die Veitingergasse wurde zur Sicherheit gesperrt. Einen Zusammenhang mit dem ersten Wasserrohrbruch können die Wasserwerke weder dementieren noch bestätigen. Prinzipiell würden die betroffenen Rohre in verschiedenen Druckzonen liegen und nichts miteinander zu tun haben.

Chaos am Dienstag in Hietzing - Rohr aus Kaiserzeit
Das geplatzte Rohr vom Dienstag stammt noch aus der Kaiserzeit, es wurde um zirka 1890 verlegt und ist mit einer Dicke von 950 Millimetern eine der Hauptversorgungsleitungen Wiens. Nur am Wiener Handelskai gibt es mit 120 Zentimetern ein noch dickeres Rohr. In der Fasangartengasse mussten nach dem Austreten der Wassermassen gleich vier Wohnhäuser vorübergehend evakuiert werden, weil neben ihnen ein Baukran auf aufgeweichtem Terrain stand. Erst in der Nacht konnten die Bewohner wieder zurückkehren. Anrainer und Geschäftsleute versuchten indes verzweifelt, die Nässe von ihren Häusern und Geschäften fernzuhalten. "Wenn man nicht weiß, dass das eine Straße ist, dann denkt man, das ist ein Fluss", meinte ein Zeuge.

Fotos aus Hietzing vom Chaos am Dienstag und den Reparaturarbeiten vom Mittwoch findest du in der Infobox!

Keller waren vollgelaufen, Schmutz lag herum. Einige nicht direkt von Schäden betroffene Anrainer nahmen's aber gelassen und wateten zwecks Abkühlung durch das kniehohe Wasser. Auch Autos fuhren zunächst durch die überschwemmten Straßen, erst später wurde durch die Polizei abgesperrt. "Die Kinder freut's: Da fahren gerade zwei mit Skateboards durch", so ein Augenzeuge. Vor der Dämmerung wurde es dann kurz einmal brenzlig: Eine Straßenbahn der Linie 60 musste "geborgen" werden. Die Feuerwehr hat sie aus dem nassen Bereich herausgezogen und dann wie ein Auto abgeschleppt. Bei der Garnitur hatte man rechtzeitig den "Bügel" - und damit den Strom - abgestellt, Gefahr bestand nicht, so die Wiener Linien.

Fasangartengasse bleibt zwei Wochen gesperrt
Die Folgeschäden der Überflutung werden noch länger für Behinderungen sorgen: Die Fahrbahn der Fasangartengasse ist völlig zerstört und muss generalsaniert werden. Der Bereich wird für voraussichtlich zwei Wochen gesperrt sein.

Reparaturarbeiten am Rohr werden eine Woche dauern
Am Dienstag war zunächst ganz Hietzing durch den Druckabfall betroffen, erst am späteren Abend konnten alle Haushalte aber dank einer "doppelseitigen Anspeisung" wieder ausreichend versorgt werden. Das gebrochene Rohr wurde abgesperrt und am Mittwoch mit Baggern freigelegt. Bei Hausnummer 19 klafft nun ein großes Loch in der Straße. Die Arbeiten werden eine Woche dauern.

Als Ursache orten die Wiener Wasserwerken einen sogenannten Scherbenbruch, das heißt, "dass ein Teil eines Rohres abgeplatzt ist". Wahrscheinlich war Materialermüdung des kaiserlichen Rohres schuld. "Rohre brechen spontan, zum Glück sehr selten, einen genauen Auslöser kann man da nicht nennen." Die Wassermenge, die bei den Rohrbruch austrat, vergleichen die Experten der Wiener Wasserwerke in etwa mit dem Tagesverbrauch St. Pöltens.

Tunnelbau in Lainz als Ursache?
Eine weniger "spontane" Ursache für den Rohrbruch hält der Geologe Josef Lueger für möglich. Der Fall könnte in Zusammenhang mit den Grundwasserabsenkungen im Zuge des Baus des Lainzer Tunnels stehen. "Rein theoretisch könnte es damit zu tun haben", vermutet Lueger. Konkrete Hinweise habe er aber nicht. "Ich kenne den Fall nur vom Hörensagen, daher möchte ich mich nicht festlegen oder jemandem die Schuld geben", fügte er hinzu. Bei einigen Häusern in der Umgebung der Tunnel-Trasse sei es durch die Absenkung aber schon zu Setzungen gekommen. Bei den Wiener Wasserwerken dementiert man und bleibt bei der Materialermüdung. Der Bruch könne nichts mit den benachbarten Baustellen zu tun haben.

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