Doppel-Interview

Wolff und Lauda: “Hamilton kann zur Legende werden”

Sport
14.03.2013 08:25
Toto Wolff und Niki Lauda im "Krone"-Interview: Die Mercedes-Doppelspitze sinniert vor dem Saisonauftakt in Melbourne über Strukturen im Team, Podestplätze und Lewis Hamiltons Chance, eine Legende zu werden.

"Krone": Während des Tests in Barcelona hat Niki gemeint, er sei der Hubschrauber, der ganz weit oben kreist und unter sich nur Wolken und Nebel sieht. Wie sieht denn kurz vor dem Auftakt euer Bild von Mercedes GP aus?
Niki Lauda: Der Nebel hat sich gelichtet. Und zwar insofern, dass wir gesehen haben, dass unser Auto eine gewisse Grundgeschwindigkeit hat. Das haben beide Fahrer gezeigt. Die Arbeit, den Anschluss zu finden, ist vielleicht etwas geringer. Aber Melbourne und Malaysia mit der Hitze werden eine andere Herausforderung.
Toto Wolff: Ich sag so: Mercedes hat den Anspruch, in der ersten Reihe zu stehen. Aber die Test-Bestzeiten sagen nichts aus. Man muss die Erwartungen schon dämpfen.

"Krone": Konnte man an den Strukturen schon etwas ändern?
Lauda: Die sind vorgegeben. Bei keinem Unternehmen auf der Welt kann man sich darüber hinwegsetzen. Wir müssen sie nun in die richtige Richtung drehen.
Wolff: Das Team wurde mit den Technik-Gurus Aldo Costa und Geoff Willis bereits verstärkt. Wir müssen schnell erkennen, wo wir stehen, um nachhaltig erfolgreich sein zu können. Das ist aber jetzt noch nicht abschätzbar.

"Krone": Aber die Zeit drängt.
Lauda: Geschwindigkeit ist alles in der Formel 1. Aber wir beide können das nicht allein umsetzen, nur beschleunigen.
Wolff: Kurzfristig geht es darum, Input zu bringen, zu motivieren und die eine oder andere Schnellschraube zu drehen. Aber man muss auch schon an 2014 mit den gravierenden Reglementänderungen, V6-Motor usw., denken.
Lauda: Das ist die größte Schwierigkeit. Wir müssen zwei Schritte zum Aufholen machen, wohlwissend, dass 2014 alles anders sein wird. Das ist doppelt schwierig.
Wolff: Genau. Deswegen müssen wir effizient und schnell arbeiten. Wenn wir nicht schon jetzt mit dem 2014er-Auto beginnen, bekommen wir ein Problem.

"Krone": Wie wichtig ist denn die Verpflichtung von Lewis Hamilton für das ganze Team?
Lauda: Das war ein Weckruf für die ganze Mercedes-Familie. Er gibt uns neue Aufgaben zu lösen, bringt viel Erfahrung. Und auf der Strecke sicher drei, vier Zehntel – das ist viel.
Wolff: Brutal schnell, gscheit, der beste Fahrer, der das Team mitdrehen will.

"Krone": Der beste Fahrer?
Lauda: Ja. Er kann's, er beißt. Und dass er zufällig vertragsfrei war, ist freilich auch Glück gewesen. Ihn zu nehmen, war ein Muss. Wenn wir das nicht getan hätten, hätte das Team nicht so einen Schub bekommen. Lewis ist das wichtigste Puzzleteilchen.
Wolff: Ja. Er ist ein Getriebener. Nicht einer, der machen lässt. Da gibt's ein ständiges Nachfragen, Analysieren. Dass er Weltmeister wurde, ist kein Zufall. Er hat alle Charaktereigenschaften, die man braucht, um zu siegen.

"Krone": Herr Lauda, der Hamilton-Transfer ging auf Ihre Kappe. Wie konnten Sie ihn vom Wechsel von McLaren zu Mercedes überzeugen?
Lauda: Er hat mich letztes Jahr in Singapur bei einem unserer Gespräche gefragt, weshalb er ein Siegerauto verlassen soll? Ich hab' ihm gesagt, es gibt keinen Grund. Aber: Wenn du eine sogenannte Legende werden willst, dann musst du auch etwas riskieren. So: Wieso ist Schumacher zur Legende geworden? Weil er mit verschiedenen Autos siebenmal Weltmeister wurde, Ferrari ganz nach oben gebracht hat. Und dann hab' ich ihm geraten: Denk drüber nach, was wäre, wenn du Mercedes nach Schumi zum Erfolg führen würdest? Nimm ein bisserl Risiko, motiviere dich. Wenn du es schaffst, bist du der Hero!

"Krone": Ist Hamilton der Nummer-1-Fahrer bei Mercedes?
Wolff: Er und Rosberg werden einander nichts schuldig bleiben. Sie sind Freunde, aber auf der Strecke wird es eine gesunde, professionelle Rivalität geben. Im Klartext: Bei uns gibt es keine Rangordnung.

"Krone": Wenn Sie einen Wunsch für 2013 hätten – wie würde der denn lauten?
Lauda: Podium.
Wolff: Ja, mit einer Regelmäßigkeit aufs Podest fahren.

"Krone": Letzte Frage an Herrn Wolff: Sie waren kurze Zeit bei Williams, sind dann zu Mercedes gegangen. Was, wenn jetzt Ferrari mit einem Beteiligungsangebot käme?
Wolff: Unrealistisch. Mercedes ist eine "Once in a lifetime"-Option. Und wir wollen hier alle gewinnen!

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(Bild: KMM)



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