Krise im Emirat

Dubai bittet wegen Palmen-Insel um Zahlungsaufschub

Ausland
26.11.2009 15:29
Auch Ölscheichs kriegen die Krise: Das arabische Emirat Dubai hat offenbar massiv mit Verschuldungsproblemen zu kämpfen und lässt erstmals seit Beginn der weltweiten Finanzkrise Zweifel an seiner Zahlungsfähigkeit aufkommen. Die Regierung des Boom-Emirates bittet die Gläubiger der Palmeninsel-Bauherren um einen Zahlungsaufschub, weil das Firmenkonglomerat um die Insel Milliarden verschlingt. Zusätzlich borgt sich das Emirat Geld von Abu Dhabi.

Dubai kämpft aufgrund der Krise schon seit längerem mit Investorenschwund und sinkendem Tourismus. Etliche Mammut-Bauprojekte wurden in den letzten Monaten gestoppt oder verschoben. Internationale Anleger hatten sich aber bis dato darauf verlassen, dass das Emirat seine von der Finanzkrise ausgelösten Probleme mit Hilfe der Öl-reichen Nachbarn und Partner in den Vereinigten Arabischen Emiraten bewältigt. Die Ankündigung vom Mittwoch fährt jetzt wie eine Schockwelle über die Märkte.

Die Regierung leiht sich zusätzlich bei zwei Banken in Abu Dhabi fünf Milliarden Dollar mit einer Laufzeit von fünf Jahren und zu einen Zinssatz von vier Prozent. Experten hatten eigentlich erwartet, dass Dubai zehn Milliarden aufnimmt und zeigten sich noch mehr irritiert.

Milliardengrab Palmeninsel
Dubai begründete seine Bitte um Zahlungsaufschub mit der Restrukturierung der beiden Unternehmen Dubai World und Nakheel, die gemeinsam die Palmeninsel bauen. Die Holding Dubai World brauche Zeit für ihre Neuordnung und bemühe sich um einen Aufschub bei der Rückzahlung der Schulden bis mindestens 30. Mai 2010, so die Regierung. Das größenwahnsinnige Projekt galt vor der Krise als Demonstration des ungeheuren finanziellen Potenzials des Landes mit seinen rund 1,2 Millionen Einwohnern.

Dubai World hat offiziellen Angaben zufolge Schulden im Umfang von 59 Milliarden angehäuft. Dies sind drei Viertel der gesamten Staatsschulden des Emirates. Ein Nakheel-Kredit über 3,5 Milliarden Dollar wird demnach am 14. Dezember fällig, eine Vereinbarung über knapp eine Milliarden Dollar am 13. Mai. Ein weiterer Immobilien-Entwickler unter dem Dach von Dubai World, Limitless, muss zum 31. März 1,2 Milliarden Dollar zurückzahlen.

"Alles, was in arabischer Hand ist, wird verkauft"
"Das ist ein Riesending - das größte Kreditereignis auf staatlicher Seite seit dem Beginn der Krise", sagte ein Händler für Kreditversicherungen der Agentur Reuters. "Es war nicht vollständig unerwartet, aber bisher lag das Scheinwerferlicht hier eher auf der Ukraine." Das osteuropäische Land taumelt seit Monaten am Rand des Bankrotts, wird aber vom Internationalen Währungsfonds gestützt.

An den Anleihemärkten schnellten die Versicherungssummen gegen einen Ausfall der Dubaier Schulden am Donnerstag in die Höhe. Zudem kamen Sorgen auf, dass auch benachbarte Emirate wie Abu Dhabi und Katar sowie Saudi-Arabien in ernste Zahlungsschwierigkeiten geraten könnten - auch hier legten die Kosten für die Ausfall-Versicherungen deutlich zu.

Und auch am europäischen Markt hat die Furcht vor einer Zahlungsunfähigkeit Dubais für Verkäufe gesorgt. "Alles, was in arabischer Hand ist, wird im Moment verkauft", sagt ein Händler in Deutschland. Katar ist an VW beteiligt, während bei Daimler Aabar Investments aus Abu Dhabi Großaktionär ist. Die Aktien der österreichischen OMV, an der die Staatsholding IPIC aus Abu Dhabi beteiligt ist, haben bis kurz vor Mittag um mehr als zwei Prozent nachgegeben, was aber dem Gesamttrend entspricht.

Experte: Staatsbankrott unwahrscheinlich
Trotz der beträchtlichen finanziellen Schwierigkeiten der staatseigenen Investmentgesellschaft Dubai World dürfte ein Staatsbankrott Dubais aber unwahrscheinlich sein. "Dieses Risiko sehe ich zurzeit nicht", sagte Commerzbank-Experte Luis Costa der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Die Partnerstaaten Dubais in den Vereinigten Arabischen Emiraten werden Dubai finanziell zur Seite stehen, nicht zuletzt das finanzstarke Abu Dhabi." Derartige Finanzhilfen dürften allerdings gezielt vorgenommen und nicht als allgemeine Finanzstütze gewährt werden.

Preise für Palmeninsel-Villen im Keller
Die Preise für Luxusvillen auf der Palmeninsel sind schon vor einem Jahr mit Beginn der Krise deutlich gefallen. Weil Banken nur noch zögerlich Hypotheken vergeben, purzelten die Immobilienpreise innerhalb von zwei Monaten um bis zu 40 Prozent. Eine Villa mit vier Schlafzimmern war plötzlich für umgerechnet gut zwei Millionen Euro zu haben. Noch im September 2008 mussten Käufer dafür mehr als drei Millionen Euro auf den Tisch legen.

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