IV-Präsident fordert:

„Bei Teilzeit mehr ins Sozialsystem einzahlen“

Österreich
08.05.2024 13:39

Angesichts sinkender Arbeitszeiten und Produktivität müsse das Arbeitsvolumen nicht gesenkt, sondern erhöht werden, fordert IV-Präsident Georg Knill. Wer freiwillig nur in Teilzeit arbeitet, soll höhere Beiträge zum Sozialsystem leisten.

Der Fach- und Arbeitskräftemangel sei europaweit ein großes Problem, sagte Knill. In Österreich werde es noch durch die besonders hohe Teilzeitquote verschärft. „Wir sind in Österreich in den letzten Jahren eine Million Menschen mehr geworden und arbeiten in Summe weniger“, hatte Knill bereits am Dienstagabend im „C3 Business Talk“ erklärt. „Von den vier Millionen unselbstständig Beschäftigten in Österreich arbeiten 30 Prozent Teilzeit.“ Davon seien 60 Prozent Frauen. Gleichzeitig würden die Kosten für Pensionen, Gesundheit und Pflege steigen. Wer wie SPÖ-Chef Andreas Babler sage, man könne sich diesen Wohlfahrtsstaat mit weniger Arbeit leisten, sei ein „Märchenonkel“, sagte Knill.

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Wer wie SPÖ-Chef Andreas Babler sagt, man könne sich diesen Wohlfahrtsstaat mit weniger Arbeit leisten, ist ein Märchenonkel.

IV-Präsident Georg Knill

„In Österreich geht die Arbeitszeit pro Beschäftigten in den letzten Jahren stark zurück – von 2015 bis 2023 haben sich diese Arbeitsstunden von 1520 auf 1448 Stunden reduziert.“ Daher müsse man das Arbeitsvolumen dringend erhöhen.

30 Minuten Mehrarbeit pro Tag für Wirtschaftswachstum
Laut einer Studie von EcoAustria, die von der Industriellenvereinigung in Auftrag gegeben wurde, würde eine halbe Stunde Arbeit mehr am Tag in Österreich zu einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent pro Jahr führen. Allein mit dieser Maßnahme könnte man das Wirtschaftswachstum in Österreich verdoppeln. Die jährlichen Abgaben würden demnach um zwei Milliarden. Euro steigen, damit könnten 30.000 Menschen z.B. in der Kinderbetreuung oder Pflege beschäftigt werden, argumentiert Knill.

Europa gerät ins Hintertreffen
Europa habe aber noch mehr Probleme, die die EU im internationalen Wettbewerb immer mehr ins Hintertreffen geraten lassen, meinte Knill. Das seien auch „hausgemachte Themen“ wie Überregulierung und bürokratische Auflagen, hohe Energie-, Arbeits- und Kapitalkosten sowie lange Genehmigungsverfahren.

Europa müsse nach außen aktiv uns selbstbewusst auftreten und Handelsverträge mit Partnerländern und -regionen ausbauen. Die Außenwirtschaftspolitik müsse auch von einem sicherheitspolitischen Gesichtspunkt betrachtet werden. Europa müsse verteidigungsfähig sein, um die europäischen Demokratie- und Wohlstandsmodelle aufrechtzuerhalten. Der europäische Binnenmarkt müsse gestärkt und Handelsbarrieren beseitigt werden. Dazu gehöre die Vereinfachung grenzüberschreitender Dienstleistungen und die Etablierung einer echten Kapitalmarktunion.

Investition in KI, Umdenken bei Klimakrise
IV-Generalsekretär Christoph Neumayer forderte eine massive Aufstockung der Investitionen in das Zukunftsthema Künstliche Intelligenz. „Unsere Empfehlung in diesem Zusammenhang ist, dass das 10. EU-Forschungsfinanzierungsprogramm um rund 100 Milliarden Euro erhöht wird, also von 100 Milliarden auf 200 Milliarden Euro.“

Mit der Energiekrise sei man in der EU nicht so gut umgegangen wie mit der Corona-Krise. Allein die Trennung der Strompreiszone von Deutschland koste Österreich zwei Milliarden Euro pro Jahr. Unfaire Praktiken wie die Gasspeicherumlage in Deutschland und Italien müssten abgestellt werden.

Dennoch sei die EU eine Erfolgsgeschichte und Österreich als Exportnation sei ohne EU nicht denkbar, betonte Knill.

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