"Eine Provokation"

Weltweite Empörung nach Islam-Verbot in Angola

Ausland
26.11.2013 16:45
Erstmals verbietet ein Staat den Islam, der nach dem Christentum die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft der Welt ist. Wie lokale Medien in dem südwestafrikanischen Staat Angola am Dienstag berichteten, verweigerten das Kultus- sowie das Justizministerium auch zahlreichen anderen Organisationen die Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Weltweit reagierten namhafte Vertreter der islamischen Gemeinschaft empört und sprachen von einer "Provokation gegen alle Muslime".

Es gehe nicht nur um Muslime, sondern grundsätzlich um Kirchen und Sekten, "die im Widerspruch zu Gewohnheiten und Sitten der angolanischen Kultur stehen", meinte Kultusministerin Rosa Cruz e Silva laut der angolanischen Nachrichtenagentur Angop. Zahlreiche religiöse Stätten müssten deshalb geschlossen werden. Mindestens 194 religiösen Organisationen seien weitere Aktivitäten in Angola verboten worden.

"Das ist das endgültige Aus für den Islam in unserem Land"
Westliche Diplomaten in der Hauptstadt Luanda bestätigten die Schritte der Behörden gegen den Islam und andere Religionsgemeinschaften. Angolanische und internationale Medien zitierten angolanische Minister und sogar den Präsidenten Jose Eduardo dos Santos mit Rechtfertigungen der jüngsten Maßnahmen. "Das ist das endgültige Aus für den Islam in unserem Land", wurde Dos Santos von verschiedenen Medien zitiert. Eine Bestätigung für diese Aussage war am Dienstag in Luanda aber nicht zu bekommen.

Ägyptischer Großmufti: "Rassismus und Hetze gegen Muslime"
Der ägyptische Großmufti, Shawki Allam, verurteilte am Dienstag die Entscheidungen der Behörden Angolas. Die Vorgänge seien "eine Provokation nicht nur der Muslime in Angola, sondern auch der 1,5 Milliarden Muslime in aller Welt". Angolas Schritte seien Ausdruck von Rassismus, Extremismus und Hetze gegen Muslime", so Allam laut der staatlichen Zeitung "Al-Ahram". Die Organisation für islamische Zusammenarbeit äußerte sich "empört" über die Vorgänge in Angola und forderte ein Eingreifen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union.

Islamische Gemeinschaft Angolas: "Wir sind keine Sekte"
Die angolanische Zeitung "O Pais" berichtete von der Schließung von etwa 60 Moscheen im ganzen Land. Nachdem am Montag auch die Moschee in Huambo von den Behörden geschlossen worden sei, gebe es nur noch in Benguela und Luanda große, geöffnete Moscheen, berichtete David Alberto von der Islamischen Gemeinschaft Angolas dem Blatt. "Wir sind keine Sekte sondern eine monotheistische Religion wie das Christentum und Judentum", betonte er. Die neuen Anweisungen der Behörden seien verfassungswidrig.

In Angola leben laut Alberto rund 800.000 Muslime. Davon seien etwa ein Viertel Angolaner. Obwohl das Land über Rohstoffreichtümer verfügt, ist die Bevölkerung bitterarm. Der Vorsitzende der islamischen Gemeinde in Angola, David Ja, hat nach Angaben europäischer Diplomaten in den vergangenen Monaten wiederholt gegen Maßnahmen gegen seine Glaubensgemeinschaft protestiert.

Verstärktes Aufkommen neuer Sekten als Grund für das Verbot
Das Verbot komme nicht überraschend, meinte ein erfahrener westlicher Experte in Luanda, der namentlich nicht genannt werden wollte. Hintergrund der jüngsten Restriktionen bei der Legalisierung von Kirchen sei das verstärkte Aufkommen von Sekten. Aber auch der Islam sei bisher nicht staatlich anerkannt. In den letzten Monaten hätte demnach auch die Zerstörung von Moscheen deutlich zugenommen.

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