War Polizei bekannt

Kopenhagen: Das Psychogramm des Attentäters

Ausland
16.02.2015 15:13
Immer mehr Details werden nun über den Attentäter von Kopenhagen bekannt - und diese zeigen, dass der Mann den Behörden bereits seit Langem bekannt war und ein ähnliches Blutbad wie beim Angriff auf die Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris vorhatte. Medienberichten zufolge war der 22-jährige Omar Abdel Hamid El-Hussein erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden.

Einem Bericht der Tageszeitung "Ekstra Bladet" zufolge war der 22-Jährige im Dezember verurteilt worden, weil er ein Jahr zuvor in einem Kopenhagener Bahnhof einen 19-Jährigen ohne erkennbaren Grund niedergestochen hatte. Den Großteil der Strafe hatte er bereits durch die Untersuchungshaft verbüßt. Laut dem Bericht, der auch vom Fernsehsender TV2 aufgegriffen wurde, gehörte der junge Mann einer Gang namens Brothas im Stadtteil Nörrebro an. Dort wurde er nach seinen nunmehrigen Angriffen von Polizisten erschossen.

Gewalttaten, Waffenbesitz und Bandenkriminalität
Am Sonntag teilte die Polizei mit, dass der Verdächtige den Ermittlern bekannt gewesen sei. Zur kriminellen Vergangenheit des in Dänemark geborenen und aufgewachsenen Mannes hieß es, dieser habe mehrere Gewalttaten auf dem Register, gegen Waffengesetze verstoßen und zudem Kontakte zu kriminellen Banden gehabt.

Die Polizei hatte den 22-Jährigen am Sonntag in den frühen Morgenstunden nach einer dramatischen und stundenlangen Fahndung erschossen, nachdem er das Feuer auf Polizisten eröffnet hatte. Nach Angaben der Ermittler handelte es sich bei ihm um den Mann, der am Samstagnachmittag in Kopenhagen zunächst ein Kulturzentrum und am späten Abend eine Synagoge angegriffen hatte. Bei den beiden Attentaten tötete er zwei Menschen, einen 55-jährigen Besucher einer Pressefreiheit-Veranstaltung in dem Kulturcafé und einen jungen Wachmann der Synagoge, und verletzte fünf Polizisten.

Bei Angriff auf Synagoge Trunkenheit vorgetäuscht
Beim Angriff auf die Synagoge soll der Attentäter Trunkenheit vorgetäuscht haben. Taumelnd habe er sich der Synagoge genähert und dann, als er nahe genug war, das Feuer eröffnet, berichtete die Tageszeitung "Politiken" am Montag unter Berufung auf "mehrere Quellen".

Der 22-Jährige hatte offenbar die Anschläge von Paris vom Jänner nachahmen wollen. Dass nicht ebenso viele Opfer wie in der französischen Hauptstadt zu beklagen waren, ist wohl nur glücklichen Umständen und eben jenem jungen Wachmann zu verdanken, der den Attentäter daran gehindert hatte, in das Innere des Gotteshauses zu gelangen, wo eine Bar-Mitzwa-Feier mit etwa 80 Menschen stattgefunden hatte.

Laut der deutschen "Bild"-Zeitung wurden in einem Park und in der Wohnung des 22-Jährigen in Nörrebro Kleidungsstücke und eine automatische Waffe gefunden, die der Mann beim ersten Anschlag auf das Café benutzt haben könnte. Untersuchungen sollen dies bestätigen.

Rektor des Täters: "Fleißiger und begabter Schüler"
In der ehemaligen Schule des Täters herrscht Entsetzen über die Vorfälle am Wochenende. Laut seinem früheren Rektor, Peter Zinkernagel, war El-Hussein "ein sehr fleißiger und begabter Schüler, der sich rein fachlich gut geschlagen hat". Zinkernagel leitet das Zentrum für Erwachsenenbildung im Vorort Hvidovre, das der 22-Jährige vor den Angriffen besucht hatte. In der Schule dürfte der Attentäter, der offenbar palästinensische Wurzeln hat, mehrmals mit wütenden Äußerungen über Israel aufgefallen sein. Dies behaupteten Mitschüler des 22-Jährigen gegenüber der Tageszeitung "Politiken".

Zeitung: Attentäter wollte für den IS in Syrien kämpfen
Ein anderes Blatt will wiederum in Erfahrung gebracht haben, dass Hussein während seines Gefängnisaufenthaltes mehrere Male den Wunsch geäußert hatte, für den IS in Syrien zu kämpfen. Die Gefängnisbehörden hätten seinen Namen deshalb auf eine Liste radikalisierter Häftlinge in dänischen Gefängnissen gesetzt, schrieb die Zeitung "Berlingske". Die Behörden bestätigten den Bericht nicht. Indes reagierte der Vater des Attentäters gegenüber der Zeitung "Jyllands Posten" bestürzt auf die Vorkommnisse am Wochenende: "Ich bin genauso schockiert wie der Rest der Welt."

Zwei mutmaßliche Komplizen in Untersuchungshaft
Mittlerweile hat die Polizei zwei mutmaßliche Komplizen des Attentäters verhaftet und nach stundenlangem Verhör in Untersuchungshaft genommen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Ritzau am Montag unter Berufung auf einen Richter. Den Männern wird Beihilfe zum Mord, zum Mordversuch und zur gefährlichen Körperverletzung vorgeworfen. Außerdem sollen sie gegen das Waffengesetz verstoßen haben.

Konkret werde den beiden vorgeworfen, dem Täter ein Versteck verschafft und ihm bei der Entsorgung der Tatwaffe geholfen zu haben, sagte der Anwalt eines der Verdächtigen der Nachrichtenagentur AFP. "Ekstra Bladet" berichtete, die Männer hätten einen Migrationshintergrund.

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