Neue Drohungen

Kim selbst soll Südkorea-Attacke befohlen haben

Ausland
25.11.2010 11:02
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il und sein als Nachfolger gehandelter Sohn Kim Jong Un sollen Medienberichten zufolge wenige Stunden vor dem Artilleriebeschuss einer südkoreanischen Insel die betroffene Militärbasis des kommunistischen Landes besucht haben. Der Angriff, bei dem zwei Soldaten und zwei Zivilisten starben, sei demnach wahrscheinlich von Kim persönlich befohlen und minutiös geplant worden. Während in Südkorea aufgebrachte Demonstranten zum Tod des Diktators aufriefen (Bild), droht Pjöngjang seinem Nachbarstaat erneut mit Militärschlägen.

Die südkoreanische Zeitung "Joongang" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul, Kim Jong Il und sein Sohn hätten am Dienstag den zuständigen General Kim Kyok Sik kurz vor dem Beschuss der Insel Yeongpyeong getroffen. Andere Medien berichteten, es werde nun versucht herauszufinden, ob der Besuch in unmittelbarem Zusammenhang mit der späteren Attacke durch 170 Granaten gestanden sei. Eine offizielle Stellungnahme der südkoreanischen Regierung zu den Berichten lag nicht vor.

Aus Protest gegen den Angriff haben Demonstranten am Mittwoch in Seoul nordkoreanische Flaggen verbrannt und vor dem südkoreanischen Verteidigungsministerium mit "Rache"-Rufen Vergeltung gefordert. Die Polizei versuchte, die Aktion zu verhindern. "Warum stoppt ihr uns? Es ist die Flagge unseres Feindes, die wir verbrennen", rief einer der Demonstranten. Die Gruppe hielt außerdem Spruchbänder mit Aufschriften wie "Rache für die nordkoreanische Provokation" oder "Tötet Kim Jong Un" sowie verunstaltete Porträts von Kim Jong Il und dessen Sohn in die Höhe.

Nordkoreas Regime zündelt weiter
Unterdessen setzt Nordkorea seine Drohgebärden fort. Ohne zu zögern, werde die Volksarmee "eine zweite und dritte Runde von Vergeltungsschlägen ausführen, sollten Kriegstreiber in Südkorea erneut rücksichtlos militärisch provozieren", hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Militärs. Südkorea wurde erneut unterstellt, den Zwischenfall vor der Westküste ausgelöst und zuerst Nordkorea beschossen zu haben. Die USA seien außerdem der eigentliche Verursacher des Konflikts im Gelben Meer. Die Insel Yeonpyeong liegt auf der Seegrenze der beiden Länder, die jedoch von Nordkorea nicht anerkannt wird. Das Schreiben wurde an die US-Streitkräfte in Südkorea übermittelt.

Die neuen Drohungen kamen einen Tag, nachdem die Streitkräfte der USA und Südkoreas ein neues gemeinsames Seemanöver angekündigt hatten, um militärische Stärke zu demonstrieren. Die USA hatten ihrem Bündnispartner nach dem Granatenbeschuss von Yeonpyeong vollen Rückhalt zugesichert. Südkorea kündigte zudem eine Verstärkung seiner militärischen Streitmacht auf seinen Inseln nahe der Seegrenze im Gelben Meer an. Das Militär wolle seine "eher passive" Haltung aufgeben und einen "Paradigmenwechsel" herbeiführen, sagte ein Sprecher von Präsident Lee Myung Bak, ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Auf jeden Fall solle insgesamt mehr Geld für die Landesverteidigung ausgeben werden.

Verteidigungsminister zurückgetreten
Im Zuge der Debatten um den Angriff Nordkoreas ist der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Tae Young am Donnerstag zurückgetreten. Laut der Regierung habe Kim mit seiner Demission "die Verantwortung für die jüngste Serie von Vorfällen übernehmen" wollen. Kim - aber auch Staatschef Lee - wurden kritisiert, weil ihre Reaktion auf den Angriff nach Einschätzung vieler Südkoreaner zu milde ausfiel. Parlamentsabgeordnete hatten einen Luftangriff auf nordkoreanische Artillerie-Stellungen gefordert. Kim hatte dies zurückgewiesen und davor gewarnt, dass dies einen "richtigen Krieg" auslösen könne.

China fordert "äußerste Zurückhaltung"
China, der wichtigste Verbündete des politisch isolierten Nordkoreas, rief beide Seiten zu "äußerster Zurückhaltung" auf. Nach Gesprächen mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew sagte Regierungschef Wen Jiabao in Moskau, Peking wolle den Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel aufrechterhalten und lehne "jede Form von militärischer Provokation" ab. Ob Wens Äußerungen sich auf Nordkoreas Attacke oder auch auf die für das kommende Wochenende angekündigte Militärübung Südkoreas und der USA im bezogen, war unklar.

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