Die große Ausnahme

“Super-Fan” erlebte sein 1.111. Rapid-Pflichtspiel in Serie

Sport
20.09.2012 23:12
Ein provisorischer Sicherheitsgürtel rund um das Stadion, von der UEFA penibel kontrollierte Gäste- und Journalistenlisten und lähmende Lethargie auf den Rängen - einer aber umkurvte beim Geisterspiel Rapid gegen Rosenborg am Donnerstag alle Barrieren und erlebte sein sage und schreibe 1.111. Rapid-Pflichtspiel in Folge: "Super-Fan" Jürgen Hartmann (im Bild rechts mit Andy Marek). "Unfassbar, dass ich dabei sein kann", frohlockte er gegenüber krone.at.

Noch etwa eine Stunde bis zum Anpfiff. Jürgen Hartmann ist selig, als er mit krone.at über seine innige Liebe zu Rapid spricht. Seine Augen weiten sich zu herzerwärmenden Leuchtkugeln, die Stimme wird heller, das Demutslächeln breiter. Aus gutem Grund. Immerhin war seine imposante Serie von bis dahin 1.110 Rapid-Spielen, die er en suite live im Stadion mitverfolgte, in ernsthafter Gefahr. "Als ich hörte, dass die UEFA Rapid nach den Ausschreitungen in Saloniki mit einem Geisterspiel bestraft, dachte ich, ich habe keine Chance, dabei zu sein", erklärt der 51-jährige Postbeamte. "Dann wäre für mich eine Welt zusammengebrochen."

"Er hat es verdient"
Ist sie aber nicht, Andy Marek und den Rapid-Verantwortlichen sei Dank. 75 Personen durfte Rapid der UEFA melden, die dem Geisterspiel im Happel-Oval beiwohnen durften. Einer von ihnen: Jürgen Hartmann. "Er hat es verdient. Wir wollten nicht, dass seine Serie reißt", so Klubservice-Chef Marek. "Ich bin dem Andy so dankbar, dass meine Serie weitergehen kann. Es ist wirklich unfassbar, dass ich dabei sein kann", jubelt Hartmann.

60 Minuten später. Anpfiff. Jürgen Hartmann ist angespannt. Nervös zappelt auf seinem Ehrenplatz inmitten der geladenen Rapid-Legenden mehr stehend als sitzend auf und ab ("Ich kann nicht sitzen, wenn Rapid spielt"). Er fiebert mit, als ginge es um Leben und Tod. "Von Routine kann überhaupt keine Rede sein", stammelt er. "Ich bin nach wie vor aufgeregt wie beim ersten Spiel."

Ein Leben für Rapid
Das datiert übrigens aus dem April 1973. Rapid empfing im damaligen Prater-Stadion Wacker Innsbruck. Hartmann war damals zwölf. Knapp 40 Jahre und 1.109 Pflichtspiele in Serie später schlägt sein Herz nach wie vor nur für Rapid. Die abgelutschte Plattitüde von Rapid als Sinn des Lebens praktiziert Hartmann seit Jahrzehnten auf Punkt und Beistrich. Ein teurer Spaß sei das freilich schon. "Aber dafür mache ich keinen Urlaub, kaufe nur Sonderangebote – alles nur, damit ich mir leisten kann, bei jedem Rapid-Spiel dabei zu sein."

Auf einen 2:0-Sieg hatte Hartmann gegen Rosenborg vor der Partie getippt. "Weil wir auch unser jüngstes Geisterspiel gegen die Admira vor einem Jahr mit 2:0 gewonnen haben." Doch schon in der 18. Minute macht ihm Trondheim-Spielgestalter Tarik Elyounoussi einen Strich durch die Rechnung, indem er die Verwirrung in der Rapid-Hintermannschaft elegant ausnutzt und auf 1:0 für die Gäste stellt. Hartmanns Miene verfinstert sich. "Wenn wir die Gruppenphase überstehen wollen, müssen wir heute schon gewinnen", murrt er.

Doch daraus wird nichts. Rosenborg-Kapitän Mikael Dorsin versetzt Hartmann mit dem 2:0 für die Gäste erneut einen Stich ins Herz. Als Markus Katzer in der 66. Minute auf 1:2 verkürzt, springt Hartmann auf, beklatscht energisch das Erfolgserlebnis. "Da geht noch was", prophezeit er. Deni Alar aber macht mit seinem vergebenen Elfmeter in der 70. Minute Hartmanns Optimismus zunichte. Rapid verliert 1:2. "Schade", kommentiert der "Super-Fan". Bei seinem 1.112. Spiel wird er Rapid aber trotzdem wieder tatkräftig anfeuern. Ganz sicher.

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