"Krone" zieht Bilanz

Grazer E-Mobilität: Desaster statt Modellregion

Steiermark
29.10.2011 09:34
Mit großem Brimborium feierten - wie berichtet - Bürgermeister Siegfried Nagl und Holding Graz-Boss Wolfgang Malik vor knapp einem Jahr die Ernennung von Graz zur "Modellregion E-Mobilität" - verbunden mit einer 1,6 Millionen Euro schweren Förderung durch den Bund. Doch bislang sieht es düster aus, der ehrgeizige Plan verkommt zum Desaster.

Vor einem Jahr traf es sich für den E-Mobility-Fan Nagl gut, dass sein Büromitarbeiter Robert Schmied in die Holding Graz wechseln konnte (Schmied, so heißt es, wäre beim Hearing doch tatsächlich der Beste gewesen), um dort als gut dotierter Verantwortlicher E-Autos, E-Räder oder E-Tankstellen usw. unter die Leute zu bringen und die Mittel vom Bund zu lukrieren.

Schmieds Bilanz ist desaströs. Bis dato gibt es nicht einmal den Fördervertrag mit dem Bund. Schmied meint dagegen: "Wir sind auf einem guten Weg!"

"Ein paar" E-Fahrräder verkauft
Eine Aktion, bei der E-Klappräder für Öffi-Langzeitkunden günstiger angeboten wurden, geriet zum Flop - nur fünf Stück wurden an den Mann gebracht. Auch zwei andere Radtypen gibt's im Holding-Graz-Angebot. Wie viele davon verkauft wurden, wollte die "Krone" von Schmied wissen. "Ein paar", lautet die lapidare Antwort.

Und weiter: "Wir sind keine Fahrradhändler, wollen Firmen beraten, wie man Mitarbeiter dazu bringt, auf Öffis und E-Räder umzusteigen!" Stellt sich die Frage, wieso man das nicht schon gemacht hat, statt den erfolglosen Radhändler zu mimen.

"Ein Auto an Saubermacher verleast"
Vergeblich sucht man neue E-Tankstellen, die auch in das Förderprogramm fallen würden - laut Schmied wären einige geplant. Wie auch immer: Die E-Autos, die dort tanken würden, gibt es eh nicht. Eine Flotte von 250 E-Pkws will Schmied bis Ende 2013 auf die Straße bringen. Insbesondere Private sollen die Autos leasen, um rund 400 Euro pro Monat.

Schmied: "Bisher haben wir ein Auto an Saubermacher verleast." Diese magere Ausbeute liege daran, dass es noch keinen Fördervertrag mit dem Bund gäbe.

Nur 0,2 Prozent E-Pkw-Neuanmeldungen
Als Graz "E-Mobility-Modellregion" wurde, hat Holding-Graz-Boss Malik ein neues Öffi-Kombi-Ticket angekündigt: Im Sommer könnten Grazer E-Bikes nutzen, im Winter Öffis. Schmied lässt seinen Chef alt aussehen: "Es gibt keine neuen Tickets, sondern Pakete, wie eben jenes mit dem Klapprad."

Wie man es auch dreht und wendet - Graz ist dabei, die große Chance als Modellregion zu punkten, kläglich zu vertun.

In einer Präsentation schwadronierte Schmied, dass im Jahr 2020 15 Prozent der Neuzulassungen in der Modellregion E-Pkws sein sollen. Die Realität 2011 sieht anders aus - von Jänner bis September gab es in Österreich 498 neu gemeldete E-Pkws; macht einen Anteil von 0,2 Prozent an allen Pkw-Neuanmeldungen.

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