"Geht nach vorne"

Arm amputiert: Tibor Aradi darf heim nach Ungarn

Österreich
06.06.2013 15:07
Am Donnerstag hat Tibor Aradi das Wiener AKH verlassen - ohne seinen rechten Arm, der Freitag nach Pfingsten wegen einer Infektion amputiert werden musste. Die nächsten acht Wochen darf der ungarische Arbeiter zu Hause verbringen - sein erster Krankenstand in 20 Berufsjahren. Noch 2013 wird er laut Auskunft seines behandelnden Arztes, Oskar C. Aszmann, eine Hilfshand bekommen.

"Krone"-Besuch bei Tibor Aradi: Es sind seine letzten Stunden im AKH, denn der Ungar darf das Krankenhaus verlassen. Er sitzt barfuß, mit Trainingshose und Adidas-Leiberl im Spitalsbett und ist guter Dinge. Auf dem Nachtkästchen steht ein Foto seiner kleinen Tochter Dominica, am Bilderrahmen mit Leopardenmuster lehnt ein Teddybär.

Besucherin "ist wie eine zweite Mama für mich"
"Eine alte Dame hat ihn mir gebracht", erzählt Tibor Aradi. "Sie hat von meinem Schicksal in der Zeitung gelesen und mich spontan im AKH besucht." Die österreichische Pensionistin hat den Arbeiter offenbar in ihr Herz geschlossen, denn sie war schon vier Mal da. "Sie ist wie eine zweite Mama für mich geworden", lächelt Tibor, "auch die Nelken da drüben sind von ihr!" Sogar in Ungarn will die Frau - sie möchte anonym bleiben - ihren "Patienten" besuchen.

Tibors Heimatort Halászi will seinem Bürger diese Woche einen kleinen Empfang bereiten. Der Bürgermeister sammelt gemeinsam mit dem Präsidenten des ungarischen Zentralverbandes in Wien, Erno Deák, der auch Chefredakteur der ungarischen Zeitung Bécsi Napló ist, bereits Spenden für den Arbeiter (Tibor Aradi, Kontonummer 46179320900, BLZ 43610 bei der Volksbank Gols), dem bei einem Unfall am 11. Mai der rechte Arm abgetrennt worden war. Der plastische Chirurg Oskar C. Aszmann und sein Team konnten den Arm zwar vorerst annähen, aber am Freitag nach Pfingsten wurde aus dem Wunder über Nacht ein Drama.

"Am Ende war die Amputation eine Erleichterung"
Ein Infekt hatte große Teile der Muskulatur zerfressen, der Arm war offenbar zu lange im Sand gelegen und mit Keimen verunreinigt worden und musste schließlich amputiert werden. Ein Schock? Tibor schüttelt den Kopf: "Meine Handfläche war bereits so dick wie mein längster Finger. Am Ende war die Amputation eine Erleichterung. Da war kein Schmerz mehr über den Verlust."

Aszmann ist voll des Lobes über seinen Patienten: "Er ist hoch motiviert, jemand, der nach vorne geht!" Das stellt Tibor gleich unter Beweis und marschiert eine Runde durch die Gänge des AKH. "Am Anfang bin ich dauernd gegen die linke Wand getaumelt, der Gleichgewichtssinn ist total gestört, wenn einem plötzlich eine Hand fehlt." Jetzt geht Tibor schon kerzengerade. "Und Schmerzmittel brauche ich auch keine mehr", strahlt er.

"Freue mich auf das gute Essen, das meine Frau kocht"
Worauf freut er sich am meisten, wenn er nach Hause kommt? "Einfach wieder mal frische Luft zu schnappen", sagt er, "hier im AKH bleiben die Fenster ja immer zu. Und natürlich auf das gute Essen, das meine Frau kocht."

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