Zugunglück bei Braz

Bremsschlauch-Defekt löste den Mega-Crash aus

Österreich
17.06.2010 20:51
Die Entgleisung des Auto-Transportzugs in Vorarlberg dürfte auf eine abgerissene Bremsleitung zurückzuführen sein. Das erklärte ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel am Donnerstag. Die demolierten Autos wurden am Tag nach dem Unglück auf einem Sammelplatz gelagert, während einige der umgekippten Waggons wieder aufs Gleis gestellt und andere mit Schweißgeräten auseinandergeschnitten wurden.

Nach Angaben von Zumtobel lag der Fehler in der durchgehenden, mit Druckluft gefüllten Bremsleitung. Wenn diese an einer Stelle reißt, entweicht die Luft, und der Zug wird automatisch gestoppt. In Braz dürfte es aber so gewesen sein, dass sich die zwischen dem ersten und zweiten Waggon abgerissene Leitung umstülpte und deshalb der Luftdruck nicht abfiel. Somit konnten zwar die Lok und der erste Waggon gebremst werden, nicht aber die weiteren 15 Anhänger. Dem Lokführer wurde von der Unfallkommission ein fehlerfreies Verhalten bescheinigt.

Strecke bis Dienstag gesperrt

Die Aufräumarbeiten mit drei Teleskopkränen laufen laut Zumtobel nach Plan, am Freitag werde man die Reparaturarbeiten an der Strecke aufnehmen können, zeigte sich der ÖBB-Sprecher zuversichtlich. Dann müssen mit 50 Einsatzkräften etwa 800 Meter der Gleisanlagen und eine Weiche repariert sowie neun Fahrleitungsmasten neu gesetzt werden. "Wir sind optimistisch, dass der Zeitplan hält", erklärte Zumtobel. Demnach müsste die Arlbergbahnstrecke ab Dienstagabend wieder befahrbar sein. Bis dahin ist zwischen Bludenz und Landeck ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Daraus erwächst den Reisenden ein Zeitverlust von rund 20 Minuten. Die Nachtzüge werden großräumig über Deutschland umgeleitet.

Schaden für ÖBB von vier bis fünf Millionen Euro

Bezüglich des Schadensausmaßes nannte Herwig Wiltberger, Vorstand der ÖBB-Infrastruktur AG, eine Summe von vier bis fünf Millionen Euro. Darin nicht enthalten sind allerdings die Schäden an den transportierten Autos und an den Waggons, die einem französischen Privatunternehmen gehören. Laut Zumtobel war jeder der Anhänger mit 15 bis 20 Autos bestückt.

Der Unglücks-Zug war am Mittwoch vom rumänischen Curtici nach Valenton in Frankreich unterwegs, als sich der Unfall gegen 3 Uhr im sogenannten Brazer Bogen ereignete. Normalerweise wird diese Passage mit 60 km/h durchquert, der Pkw-Transportzug dürfte aber mit wesentlich höherem Tempo gefahren sein. Nach Aussagen des Lokführers ließ sich die Geschwindigkeit der Garnitur nur mehr bedingt reduzieren. Der Lokführer erlitt bei dem Unfall einen schweren Schock.

"Lok liegt drei Meter vor einer Haustüre"
Nach Angaben des Bludenzer Bezirkshauptmanns Johannes Nöbl entgleisten zunächst die letzten vier Waggons des Zuges, ehe einige hundert Meter weiter bei der ersten Weiche am Ostkopf des Bahnhofs Braz dann die Lok und die übrigen Garnituren ausgehoben wurden. "Die Lok lag drei Meter vor einer Haustüre. Die Waggons und die Pkw wurden auf den Campingplatz geschleudert. Wir hatten Riesenglück, dass nicht mehr passiert ist", betonte Nöbl. Landeshauptmann Herbert Sausgruber sprach von einem "kleinen Wunder".

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