Gutachten erstellt

Spaniens Banken brauchen bis zu 62 Milliarden Euro

Wirtschaft
22.06.2012 08:55
Die maroden spanischen Banken brauchen für ihre Sanierung bis zu 62 Milliarden Euro: Dies geht aus unabhängigen Gutachten von zwei Beratungsunternehmen hervor, deren Ergebnisse die spanische Zentralbank am Donnerstagabend bekannt gab. Die Euro-Gruppe hatte vor knapp zwei Wochen beschlossen, den spanischen Banken eine Rettungshilfe im Umfang von bis zu 100 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Der offizielle Antrag Madrids auf Notkredite soll am Montag kommen, die Euro-Gruppe will dann rasch entscheiden.

Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos sagte, Madrid werde den offiziellen Antrag erst in den nächsten Tagen stellen. "Zuvor werde ich die Schlussfolgerungen der beiden Untersuchungen präsentieren", erklärte de Guindos mit Blick auf die Studien der Beratungsunternehmen Roland Berger und Oliver Wyman. "Ich werde detailliert darüber und über die nächsten Schritte sprechen, die wir machen müssen, denn das ist kein einfaches Verfahren. Es beginnt jetzt und wird in den nächsten Tagen abgeschlossen werden."

Nach den Worten von Spaniens Vize-Wirtschaftsminister Fernando Jimenez Latorre wird das Land nicht die gesamte Summe von bis zu 62 Milliarden Euro aus dem europäischen Rettungsschirm benötigen, weil mehrere Geldinstitute ihren Kapitalbedarf über private Finanzquellen decken könnten. Der Löwenanteil des Fehlbetrags entfalle auf die bereits vom Staat gestützten Institute Bankia (Bild) sowie die drei Geldhäuser Nova Caixa Galicia, Caixa Catalunya und die Banco de Valencia.

Euro-Gruppe signalisiert Hilfsbereitschaft
Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker erklärte nach der Sitzung der Finanzminister der Währungsunion am späten Abend in Luxemburg, dass der Bankenbedarf für Spanien "zwischen 51 und 62 Milliarden Euro" betrage. Der genaue Finanzierungsbedarf werde noch ermittelt. Die notwendigen Finanzmittel dafür würden zunächst vom bestehenden Rettungsschirm EFSF kommen, bis der ESM in Kraft trete.

EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte, das neue "Memorandum of Understanding" (MOU) für die Kapitalisierung der spanischen Banken soll bis zur nächsten Tagung der Euro-Gruppe am 9. Juli abgeschlossen sein. Der von Spanien vorgelegte "deutliche Fahrplan" für die Banken-Rekapitalisierung sei von der Euro-Gruppe deutlich begrüßt worden. Nächste Woche werde eine Kontrollmission der Kommission ihre Arbeit beginnen, "sobald wir den formellen Antrag der spanischen Regierung" auf Bankenhilfe haben. Dann würden die Einzelheiten des MOU erarbeitet.

Der Internationale Währungsfonds hatte den Finanzbedarf der spanischen Banken auf mindestens 40 Milliarden Euro geschätzt, Ökonomen sprachen von 60 bis 80 Milliarden Euro. Das Euro-Schwergewicht Spanien steht angesichts seiner heftigen Bankenkrise unter dem Druck der Finanzmärkte und muss hohe Risikoprämien für seine langfristigen Staatsanleihen zahlen.

Griechenland-Hilfspaket wird neu verhandelt
Die Euro-Gruppe beriet in Luxemburg auch über das Hilfsprogramm für Griechenland, das wegen der Rezession und des wochenlangen Wahlkampfs aus dem Ruder läuft. Schon vor dem Treffen war klar, dass der Hilfsvertrag zwischen Athen und seinen internationalen Geldgebern neu verhandelt werden muss. Wie das im Detail aussehen wird, ist aber auch nach dem Treffen noch nicht klar. Experten der Troika bestehend aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds werden demnächst einen Kassensturz in Athen machen, um ein deutliches Bild der Lage zu bekommen.

Österreichs Ressortchefin Maria Fekter sagte: "Wir werden uns jetzt anschauen, wie viel die Griechen versäumt haben durch den Wahlkampf und inwieweit wir dann uns bemühen müssen, dass das Programm so gestaltet ist, dass wir diese 120 Prozent Schuldenquote des Bruttoinlandsprodukts erreichen." Ziel des neuen Hilfsprogrammes von 130 Milliarden Euro ist es, dass Athen bis Ende des Jahrzehnts wieder auf eine erträgliche Staatsverschuldung von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kommt.

Moody's stuft Großbanken in Serie hinab
Unterdessen hat die Ratingagentur Moody's zu einem Rundumschlag gegen die Großbanken ausgeholt. Sie stufte am späten Donnerstag insgesamt 15 Kreditinstitute herab. In der am Donnerstag veröffentlichten Erklärung wurden fünf amerikanische, drei französische, zwei Schweizer, drei britische, eine kanadische und eine deutsche Bank genannt.

In Europa waren neben der Deutschen Bank die Institute Credit Suisse, UBS, HSBC, Barclays, Royal Bank of Scotland, BNP Paribas, Credit Agricole und Societe Generale betroffen, In den USA traf es JPMorgan, Morgan Stanley, Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs, in Kanada die Royal Bank of Canada.

Im schlimmsten Fall ging es gleich drei Bonitätsnoten nach unten. Das traf allerdings nur auf die Credit Suisse zu, die von der zweitbesten Bewertung "Aa1" auf ein noch gutes "A1" abrutschte. Bei der Deutschen Bank ging es um zwei Stufen runter von einem guten "Aa3" auf ein befriedigendes "A2".

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