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Airbourne: Rock ‘n’ Roll mitten in die Fresse

Musik
02.11.2017 12:40

Einfach einmal abschalten, aufdrehen und sich gehen lassen - es gibt wenige Bands, bei denen das besser geht als bei den australischen Hard Rockern Airbourne. Seit mittlerweile 16 Jahren lärmen die Brüder Joel & Ryan O'Keeffe samt Bandkollegen, ohne ihren Sound auch nur mit dem Hauch eines Kompromisses zu entschärfen. Wir haben uns mit dem Brüderpaar über Familie, Rock 'n' Roll und ihre beliebte Working-Class-Hero-Mentalität unterhalten.

(Bild: kmm)

Viel zu oft werden sie als bloße AC/DC-Epigonen bezeichnet, doch hinter dem australischen Power-Rock-Express Airbourne stecken nicht nur schnittige Riffs und flotte Rhythmen, sondern auch ein überbordendes Arbeitsethos. Die Brüder Joel & Ryan O'Keeffe touren quasi unaufhaltsam über die Welt und gewähren sich kaum Zeit, um durchzuschnaufen. "No Guts. No Glory." eben, um im Jargon eines ihrer Albentitel zu bleiben. Airbourne sind die unumstrittenen Working Class Heros ihrer Zunft und bringen mit ihrem "High Energy Rock" jede Party zum Laufen. "Wir touren, um zu überleben", verriet uns Frontmann Joel beim diesjährigen Nova Rock, "alles, was wir haben, ist der Rock 'n' Roll." Während ihre großen Vorbilder längst mit dem Privatjet von Stadt zu Stadt fliegen, tingeln Airbourne mit dem Bus über den Kontinent - und haben nicht vergessen, dass Partys essenziell für ein Leben im Stromgitarren-Klischee sind.

Hund und Bierdose
"Die Party war für uns schon immer genauso wichtig wie das Konzert selbst. Wir sind aber niemals betrunken, bevor wir die Bühne betreten, denn sonst könnten wir dort nicht die 100 Prozent oder mehr aufbieten, die sich die Leute für ihr Eintrittsgeld verdient haben. Aber klar - wenn wir während der Tour mal einen Tag frei haben, dann lassen wir es schon ordentlich krachen. Das gehört zum Rock-'n'-Roll-Lifestyle dazu." Zuhause haben Airbourne ein normales Leben mit Verpflichtungen, die vom Gassigehen mit dem Hund bis zur Steuererklärung reichen. Unterwegs kann sich Joel auf der Bühne die Dosenbiere auf dem Kopf zerdeppern. Airbourne brechen den Rock auf seine Grundzüge herunter, um ihn gemeinsam mit dem euphorischen Publikum und turmhohen Marshall-Verstärkerwänden explodieren zu lassen. Keine unnötigen Gitarrensoli, kein progressiver Songwritingansatz, keine überkandidelten Texte, sondern nur mitten in die Fresse. Ein Erfolgsrezept, das die Band mit dem aktuellen Album "Breakin' Outta Hell" sogar auf Platz drei der österreichischen Albumcharts brachte.

Joel erklärt sich den Erfolg folgendermaßen: "Als Songwriter schaust du immer auf dein letztes Album zurück, vor allem dann, wenn es Erfolg hatte. Uns geht es in erster Linie darum, in unserem Kosmos immer besser zu werden, die Verbindung zum Publikum noch intensiver zu gestalten und die Shows aufregender zu machen." Wie die Young-Brüder Angus und Malcolm bei AC/DC funktionieren auch die O'Keefes bei Airbourne präzise wie ein Uhrwerk. Zwistigkeiten gibt es maximal an bierseligen Abenden im Backstage, aber niemals an der Front. Ein "Gallagher-Schicksal" scheint daher unmöglich. "Wir sind Brüder, man kann den Streit nicht immer verhindern", erklärt Joel. Ryan ergänzt: "Es ist manchmal sehr schwierig, über etwas zu diskutieren, aber am Ende geht es immer um die Band - das muss man sich vor Augen halten. Es gibt Tage, da können wir richtige Arschlöcher sein, aber dann geht es nicht um die Größe der Limousine, sondern ob wir noch zwei Verstärker mehr auf die Bühne karren oder nicht. Bei uns ist kein Platz für Rockstar-Bullshit."

Tausch unter Freunden
Diesen Frühling mussten die so familienbezogenen Australier den allerersten Besetzungswechsel seit 13 Jahren vornehmen. Rhythmusgitarrist David Roads hatte genug von den endlosen Touren, durchzechten Nächten und klapprigen Busbetten und entschied sich, in Australien auf einer Farm zu arbeiten. Neuzugang Harri Harrison ist aber beileibe kein "externer Transfer", sondern war schon 2010 als Roadie mit von der Partie. "Wir haben mit Harri schon früher keine Bar ausgelassen. Auf der Bühne steht jetzt statt einem sehr guten Freund ein anderer sehr guter Freund neben uns. In einer sonderbaren Art und Weise ist somit alles, wie es immer war."

Gerade wenn man so oft auf Tour ist wie Airbourne, beginnt man gewisse Plätze besonders zu schätzen. "Das Nova Rock etwa merkt sich jeder Künstler, weil es hier so staubt wie wahrscheinlich nirgendwo anders. Aber man muss auch die Vorzüge sehen. Es gibt hier nicht nur wundervolle Toiletten, sondern auch Rock-'n'-Roll-Wäschefrauen, die unsere Kleidung wieder perfekt in Schuss bringen. Das ist bei Weitem nicht selbstverständlich und ihnen sei hiermit gedankt." Airbourne zeigen sich auch bei ihrem eigenen Erfolg mehr als bescheiden. "Wir wurden in den vergangenen 16 Jahren immer größer und bekannter, haben uns als Typen aber überhaupt nicht verändert. Unsere Droge ist das Livespielen, das ist wie bei den Rolling Stones. Glaubst du ernsthaft, Mick Jagger oder Keith Richards brauchen auch nur einen müden Cent? Sie können nicht anders, die Liebe zur Musik ist zu groß. Wenn du einmal den Geruch der Bühne verinnerlicht hast, dann musst du ihn immer wieder abrufen."

In Zeiten der aussterbenden Rockgrößen werfen aber natürlich auch Airbourne ein Auge darauf, irgendwann einmal die großen Festivals headlinen zu können. "Wenn wir weiter motiviert bleiben und unsere Alben für die Menschen relevant sind, warum nicht? Die Leute müssen bereit sein für 90 Minuten Vollgas-Rock pro Abend." Für Joel lassen sich Wesen und Tun von Airbourne relativ einfach beschreiben. "Wir sind wie Coca Cola. Du kannst immer leicht daran herumdoktern, aber du wirst das Grundrezept nicht ändern, weil es schlichtweg schwachsinnig wäre. Wir versuchen schon, neue Facetten zu finden, aber ohne unsere Grundsätze zu verraten. Wer Airbourne bucht, kriegt Rock 'n' Roll in die Fresse."

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