Briefe an Nachbarn

Londoner Sklavinnen: Kommune lief aus dem Ruder

Ausland
24.11.2013 20:01
Das Bild wird langsam klarer: Im erschütternden Fall von moderner Sklaverei in London war wohl eine sektenähnliche marxistische Kommune der Ausgangspunkt. Als die Gemeinschaft aus dem Ruder lief, waren die drei Opfer offenbar zu schwach, um sich zu wehren. Laut Scotland Yard lebten die beiden älteren Gefangenen mit ihren späteren Peinigern zunächst in einer freien Wohngemeinschaft mit gemeinsamer "politischer Ideologie". Der "Observer" berichtete am Sonntag, dass die Behörden über die eklatanten Missstände im Haushalt Bescheid wussten - und das seit Jahrzehnten.

Derzeit wird in unterschiedliche Richtungen ermittelt. So wollen die Behörden unter anderem herausfinden, wie das "Kollektiv" funktionierte. Vieles deutet auf einen halb religiösen Sektenkult hin. Laut "Guardian" gab es im London der 1960er- und 1970er-Jahre Hunderte teils religiös, teils politisch motivierter Kommunen.

Fest steht, dass die beiden Tatverdächtigen, ein Ehepaar im Alter von 67 Jahren, bereits 1970 einmal festgenommen worden waren. Die Polizei machte am Wochenende keine Angaben über die Hintergründe des damaligen Falls.

Liebesbriefe an Nachbarn verschickt?
Außerdem prüft die Polizei laut Medienberichten, warum das jüngste Opfer, eine 30-jährige Frau, die ihr gesamtes Leben in Gefangenschaft verbracht hat, nicht vom sozialen Netz in Großbritannien aufgefangen wurde. Zwar war ihre Geburt offiziell registriert worden, es gibt aber keine Aufzeichnungen über die in Großbritannien üblichen Hausbesuche von Hebammen und Sozialarbeitern. Ein Nachbar sagte, die Frau heiße Rose und habe ihm Hunderte parfümierte Liebesbriefe und Fotos geschickt.

Laut Chefermittler Kevin Hyland von Scotland Yard wusste das örtliche Sozialamt über Probleme in dem Haushalt Bescheid, konnte aber nicht eingreifen, weil die Opfer das ablehnten. Laut Zeugen soll es zu "Gewaltexplosionen" gekommen sein. Auch über einen früheren Fluchtversuch wurde berichtet.

Opfer bestimmen Tempo der Ermittlungen
Die Ermittlungen gehen laut Polizei nur langsam voran, die Befragung der schwer traumatisierten Opfer brauche Zeit. Das Tempo müssten die Frauen selbst bestimmen. "Man kann sie jetzt nicht mit Fragen bombardieren", sagte Aneeta Prem von der Hilfsorganisation Freedom Charity, die maßgeblich an der Befreiung der Opfer am 25. Oktober mitgewirkt hatte.

Deren Peiniger sind unterdessen nach Zahlung einer Kaution weiter auf freiem Fuß. Warum, das wollten die Behörden auch am Sonntag nicht bekannt geben.

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