Dream-Team

Tarantino & Waltz: Der Meister und seine Wiener Muse

Adabei
23.02.2013 09:00
Auf den ersten Blick geben sie nicht das typische Bild eines Meisters und seiner Muse ab. Dass ihre Beziehung aber genau darauf beruht, daraus machen Kultregisseur Quentin Tarantino und Österreichs Oscar-Liebling Christoph Waltz keinen Hehl.

Tarantino war es, der Waltz' Weg nach Hollywood mit der Rolle des zynischen Standartenführers Hans Landa in "Inglourious Basterds" geebnet und ihm mit "Django Unchained" nun die zweite Oscar-Chance beschert hat. Waltz indes rettete die Entstehung von "Basterds" und inspirierte Tarantino zur Rolle des Kopfgeldjägers in "Django". "Wir sind einfach echte Kameraden", so Tarantino in einer seiner vielen Interview-Lobeshymnen, "als Menschen wie als Künstler."

Tarantino hat sich in Waltz "verliebt"
Tarantino habe sich schon bei der ersten Begegnung zum Casting für "Inglourious Basterds" in Waltz "verliebt", wie er sagt. Die Rolle des Hans Landa erschien dem 49-Jährigen die beste Figur, die er je geschrieben habe - aber womöglich unspielbar. Kurz bevor das Projekt auf Eis gelegt werden sollte, tauchte der zuvor stets im Schatten der deutschsprachigen TV-Landschaft stehende Waltz auf - "und gab mir meinen Film zurück", so Tarantino. Für den damals 53-jährigen Waltz, der Ausbildungen am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und dem Lee-Strasberg-Institut in New York genossen hatte, bedeutete dies 2009 den Durchbruch in Hollywood. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Darstellerpreis in Cannes, ein Golden Globe und der Oscar, öffneten dem aus einer Theaterfamilie stammenden Wiener viele Türen. Seitdem war er u.a. in Roman Polanskis "Der Gott des Gemetzels", Michel Gondrys "The Green Hornet" und Paul W. S. Andersons "Die drei Musketiere" zu sehen.

Die zweite Oscar-Nominierung gab es jedoch erneut für einen Tarantino-Part. "Ich achte darauf, mich nicht zu wiederholen", so Waltz vorsichtig: "Es ist eine andere Geschichte, eine andere Figur, ein anderer Film." Dankbar ist er seinem Regisseur allemal: "Ich verdanke Quentin mehr, als ich zugeben will", meinte er kürzlich beim jährlichen "Oscar Luncheon" der Nominierten. Tarantino hat schon vielen in der Versenkung verschwundenen Schauspielern Comebacks beschert: John Travolta verhalf er mit "Pulp Fiction" zu Ruhm, Robert Foster verschaffte er mit "Jackie Brown" eine Oscar-Nominierung und David Carradine besetzte er als Bösewicht in "Kill Bill". Waltz ist allerdings der Erste, der für seine Darstellung in einem Tarantino-Film mit einem Oscar geehrt wurde.

Tarantino: Waltz ist ein "Snob"
Seitdem hat sich zwischen den beiden Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, eine enge Freundschaft entwickelt. Popkulturverfechter Tarantino nannte Waltz in Interviews wiederholt einen der Hochkultur zugeneigten "Snob", was die Zusammenarbeit nur beflügle. So war es Waltz, der den Regisseur auf die Parallelen zu Wagners "Ring"-Zyklus in der Westernhandlung hinwies. Ein gemeinsamer Besuch der "Rheingold"-Oper in Los Angeles inspirierte Tarantino, die afroamerikanische Frau Djangos Broomhilda zu nennen und mit Deutschkenntnissen auszustatten. Auch die Figur des deutschen Kopfgeldjägers Dr. King Schultz in "Django Unchained" habe sich dank Waltz "fast von selbst entwickelt", so Tarantino gegenüber der "Zeit". In dem Spaghettiwestern kauft Schultz den Sklaven Django (Jamie Foxx) frei, um ihn erst für eigene Zwecke zu nutzen und ihm dann bei der Befreiung seiner Ehefrau zu helfen.

Als Einziger durfte der Österreicher immer wieder Drehbuchpassagen vor der Fertigstellung lesen. "Ich weide mich regelrecht in seinen Worten", sagt Waltz: "Quentin ist ein Genie. Ich bin ihm vollständig und bedingungslos ergeben." Abseits des Schreibprozesses besucht Waltz Tarantino in dessen Mulholland-Drive-Villa, wann immer er in Los Angeles ist. Gemeinsam schauen sie alte 35-mm-Filme und philosophieren danach darüber. In seinen Dankesreden bezeichnet Waltz seinen Überraschungserfolg stets als "Reise", die er Tarantino zu verdanken habe. Bei seinem ersten Oscar-Gewinn Hans Landas markanten "Bingo"-Ausruf zitierend, münzte er auch bei der Golden-Globe-Verleihung Worte seines "Django"-Charakters für sich um, auf Tarantino deutend: "Der Polarstern ist der dort."

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(Bild: kmm)



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