Tote und Verletzte

Demonstranten stürmen Israels Botschaft in Kairo

Ausland
10.09.2011 21:42
Bei der gewaltsamen Erstürmung der israelischen Botschaft in Kairo sind nach ägyptischen Angaben in der Nacht zum Samstag drei Menschen getötet und über 1.000 weitere Personen verletzt worden. Israels Botschafter Jizhak Levanon flüchtete in sein Heimatland, Ägyptens Premier Essam Sharaf berief angesichts der anhaltenden Unruhen eine Krisensitzung ein. Auslöser der Krawalle ist der Tod von fünf ägyptischen Grenzpolizisten, die vor drei Wochen von israelischen Sicherheitskräften erschossen wurden.

Hunderte Demonstranten hatten am Freitag eine zweieinhalb Meter hohe Schutzmauer vor dem Botschaftsgebäude niedergerissen und dann die Botschaft gestürmt. Ein Demonstrant entfernte die Fahne Israels von dem Gebäude und warf sie inmitten des Jubels der Demonstranten auf die Straße. Die Menge stürmte außerdem ein zur Botschaft gehörendes Appartement im 18. Stockwerk des Gebäudes und warf Dokumente aus den Fenstern. Die eigentliche Botschaft ist im 20. und 21. Stock untergebracht.

Drei Todesopfer und mehr als 1.000 Verletzte
Außerdem wurden drei Polizeifahrzeuge in Brand gesetzt. Sicherheitskräfte feuerten Tränengas in die aufgebrachte Menge. In der Nähe der Botschaft waren nach Angaben eines Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP Schüsse zu hören. Bei den Auseinandersetzungen wurden laut dem ägyptischen Gesundheitsministerium drei Menschen getötet und über 1.000 verletzt. Darunter seien auch rund 50 Polizisten und Soldaten, die versucht haben, die Erstürmung der Botschaft zu verhindern.

Botschafter flüchtete mit Familie nach Israel
Wie der arabische TV-Sender Al-Jazeera berichtete, flüchteten der israelische Botschafter Jizhak Levanon, seine Familie und Botschaftsmitarbeiter in der Nacht auf den Kairoer Flughafen. Das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanyahu teilte mit, sie seien inzwischen in Israel eingetroffen und es gehe ihnen gut. Levanons Stellvertreter sei noch in der ägyptischen Hauptstadt, um Kontakt zur Regierung in Kairo zu halten, sagte ein israelischer Regierungsbeamter.

Krawalle dauerten auch am Samstag an
Am Samstag gingen die Ausschreitungen dann weiter: Ägyptische Demonstranten und die Polizei lieferten sich in der Nähe der israelischen Botschaft neue Zusammenstöße. Protestteilnehmer hätten eine nahe gelegene Straße blockiert und die Sicherheitskräfte mit Steinen und Flaschen beworfen, berichtete das ägyptische Staatsfernsehen. Die ägyptische Polizei wurde in Alarmbereitschaft versetzt - alle Polizisten müssten zum Dienst erscheinen, Urlaub sei gestrichen worden, berichtete das Staatsfernsehen.

Medien: Sharaf-Regierung vor möglichem Aus
Ägyptens Ministerpräsident Essam Sharaf rief seine Regierung für Samstag zu einer Krisensitzung zusammen. In Kairo kursieren inzwischen auch Gerüchte über einen möglichen Rücktritt des Sharaf-Kabinetts. Nachdem die Regierung die Situation nicht unter Kontrolle bekommen habe, sei dies ein notwendiger Schritt, berichtete die halb amtliche ägyptische Zeitung "Al-Ahram". Sharaf steht einer Übergangsregierung vor, während die eigentliche Macht nach dem Sturz des Regimes von Langzeit-Machthaber Hosni Mubarak beim Militärrat liegt. Dieser lehnte am Samstag einen von Sharaf angebotenen Rücktritt der Regierung jedoch ab, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Arabiya.

Tod ägyptischer Grenzpolizisten als Auslöser
Seit Wochen kommt es vor der israelischen Botschaft in Kairo immer wieder zu Demonstrationen. Auslöser war der Tod von fünf ägyptischen Grenzpolizisten. Israelische Sicherheitskräfte hatten sie bei der Verfolgung mutmaßlicher palästinensischer Terroristen an der ägyptisch-israelischen Grenze vor drei Wochen erschossen (siehe Infobox). Die israelische Regierung hat den Tod der Grenzwächter bedauert. Dennoch fordern ägyptische Demonstranten seit Wochen vom regierenden Militärrat einen generellen Kurswechsel im Verhältnis zu Israel.

Israel und Ägypten um Deeskalation bemüht
Nach dem Sturm auf die Botschaft wollten Ägypten und Israel am späten Samstagabend eine weitere Eskalation der Spannungen vermeiden. Die ägyptische Regierung kündigte hartes Durchgreifen gegen Demonstranten und einen besseren Schutz von diplomatischen Vertretungen an. Der israelische Premier Benjamin Netanyahu dankte den ägyptischen Sicherheitskräften für die Rettung von israelischen Diplomaten und Sicherheitskräften.

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