Das freie Wort

Pflegenotstand – wir drehen uns im Kreis

Leider hat sich trotz vieler politischer Ankündigungen im Pflegebereich noch nicht viel getan. Nicht einmal der hochgepriesene Corona-Bonus wurde ausgezahlt! Die Realität ist, dass ein Pflegediplom nur noch per Bachelor-Studium samt Studiengebühren gemacht werden kann. Zu diesem sicherlich hoch qualifizierten Studium gehören auch monatelange unbezahlte Praktika. Wartet ein gut bezahlter Job mit einem Optimum an Work-Life-Balance? Wohl eher warten Unterbesetzung und Überstunden. Ob dies nur an Personalmangel oder auch an zu eng kalkulierten Pflegeschlüsseln liegt, kann mit Sicherheit von diversen Stationsleitungen besser beantwortet werden. Gerade das letzte Gerichtsurteil von einer Pflegedienstleitung eines Tiroler Palliativ-Sprengels gibt mir zu denken. Um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und vermutlich auch den Sterbenden etwas Zeit zu schenken, wurden Pauschalen bei der Abrechnung verwendet, statt jede einzelne Handlung mit Zeitaufwand zu verrechnen. Vor lauter Administration kommt so manche hoch qualifizierte Krankenschwester nicht mehr aus ihrem Büro. Die Corona-Krise hat eine bereits bestehende Abwanderung aus dem Gesundheitsbereich verstärkt, dies ist mein ganz persönlicher Eindruck. Viele junge Leute, vor allem mit der Ausbildung zum Pflegeassistenten, werfen nach ein paar Jahren das Handtuch, wenn sie nicht von empathischen und motivierten Pflegeteams aufgefangen werden. Wenn 22-Jährige ein Burn-out erleiden, läuft gehörig was falsch.

Armin Braunias, Betriebsrat, Die Johanniter Tirol

Erschienen am Do, 21.10.2021

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