Das freie Wort

Lohndumping als Folge von Preisdumping

Ein wesentlicher Bestandteil des Preisdumpings ist logischerweise das Lohndumping. Jüngstes und nur eines von unzähligen Beispielen ist die Fluggesellschaft Laudamotion. Damit Menschen um 20 oder 30 Euro quer durch Europa fliegen können, sollen Flugbegleiterinnen um ein Gehalt, welches knapp unter der Mindestsicherung liegt, und Piloten, die noch dazu ein hohes Maß an Verantwortung tragen, um einen Pappenstiel ihren schweren Dienst versehen, während sich Topmanager derselben Gesellschaften Gagen in Millionenhöhe zugestehen und sich nicht einmal dafür schämen. Leider wird noch vielen Menschen, die in der Flugbranche – leider auch in vielen anderen Branchen – beschäftigt sind, ein ähnliches Schicksal widerfahren. Entweder, um einen Hungerlohn zu arbeiten oder auf der Straße zu sitzen. Das in den letzten Jahren aufgebaute Überangebot an Billigflugreisen rächt sich jetzt bitter, da viele Airlines auf dem Boden bleiben und kein Personal mehr benötigen werden. Konnte man in den letzten Jahren nicht genug Flugpersonal und vor allem Piloten bekommen, um alle Billigflieger abheben zu lassen, zählt diese Branche nun zu einer der am härtesten betroffenen der Coronakrise und will vielfältig auch noch mit Steuergeld gerettet werden. Hochqualifiziertes Personal wie Piloten, die noch dazu viel Geld für ihre Ausbildung ausgeben mussten, werden über Nacht zu Dauerarbeitslosen. Ausgelöst zwar durch Covid-19, jedoch davor bereits durch ein krankes und unverantwortliches Geschäftsmodell der „Billigfliegerei“, welches die Lebensqualität der in dieser Branche Beschäftigten und die Umwelt in höchstem Maße zerstört – mit Unterstützung der Politik, versteht sich, die gegen einen der größten Umweltsünder so gut wie nichts unternimmt. Ansonsten wäre wohl Kerosin nicht nach wie vor steuerfrei, was kaum jemand versteht, außer jenen, die sich um ein paar läppische Euro um die halbe Welt fliegen lassen. Alle jene, die sich dieser menschen- und umweltfeindlichen Ticketpreise bedient haben, tragen ebenfalls einen nicht gerade geringen Anteil an Verantwortung, dass es zu dieser mehr als ungesunden Entwicklung gekommen ist. Eines sollten wir aus dieser Krise, die den meisten Menschen enorm viel abverlangen und viele Existenzen vernichten wird, mitnehmen. Wo immer Preise angeboten werden, die bei Weitem nicht dem Gegenwert einer Ware oder Dienstleistung entsprechen, wird die Differenz von Menschen bezahlt, die oftmals zu Hungerlöhnen Schwerstarbeit verrichten müssen. Ob in der Reisebranche, in der Landwirtschaft, der Textilindustrie oder anderswo, Preisdumping geht immer zulasten der Menschen. Nur dadurch wird es ermöglicht, um ein paar Euro nach London, Paris oder Barcelona zu fliegen oder um drei Euro ein T-Shirt zu erwerben. Es ist ein Teufelskreis, der irgendwann jeden von uns erreicht, mit Ausnahme der Superreichen. Sie haben immer ihr Scherflein im Trockenen. Daran sollten wir denken, wenn uns demnächst wieder solche „verlockenden“ Angebote zum Kauf bewegen sollen.

Franz Zwickl, Muthmannsdorf

Erschienen am Do, 4.6.2020

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