Das freie Wort

Zukünftiger Pflegenotstand

Gewiss braucht es ein Konzept für die Pflege. Aber die Lösung von Frau Grassl, dass die Pflegeplätze in erster Linie jenen zugeteilt werden sollen, die keine Angehörigen haben, und die anderen von ihren „zahlreichen Kindern“ zu Hause gepflegt werden sollen, ist allzu simpel. Einerseits geschieht das ohnehin meistens, solange es möglich ist. Anderseits setzt das Argument, dass die Kinder bereits Pensionisten sind und Zeit für die Pflege haben, voraus, dass erst Leute über 90 pflegebedürftig werden (25 Jahre bis zur Elternschaft mehrerer Kinder plus 65 Arbeitsjahre bis zur Pflege). Leider werden viele Menschen schon früher pflegebedürftig, und außerdem schafft es nicht jeder mit 65 oder 70 Jahren eine echte Pflege für eine wirklich pflegebedürftige Person zu leisten, ganz abgesehen von den notwendigen Kenntnissen. Der Vorschlag ist aber auch sozial problematisch. Jene Eltern, „die eine größere Zahl von Kindern großgezogen haben“, haben meistens nicht im Überfluss gelebt, sondern das Einkommen hat sich auf viele Köpfe verteilt. Diese Kinder haben dann ihrerseits bis zur Pension gearbeitet und Steuern bezahlt. Alleinstehende Personen mussten nicht teilen und haben ihr Geld nicht in den Nachwuchs und damit auch nicht in zukünftige Steuerzahler investiert. Gewiss gibt es alte Menschen – übrigens nicht nur kinderlose Frauen –, die von der Mindestpension leben müssen. Aber im Durchschnitt haben kinderlose Personen gewiss ein höheres Pro-Kopf- und Lebens-Einkommen als jene, „die eine größere Zahl von Kindern großgezogen haben“. Ja, wir brauchen ein Pflegekonzept, aber ein durchdachtes, und das heißt auch: ein sozial gerechtes Konzept.

Siegfried Kreuzer, Gmunden

Erschienen am Fr, 14.12.2018

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