Touristenmord

Staatsanwalt fordert Höchststrafe

Österreich
15.04.2008 18:30
Im Fall der im Jänner 2006 ermordeten Österreicher Peter Rabitsch (28) und Katharina Koller (25) hat in der bolivianischen Hauptstadt La Paz am Montag (Ortszeit) der Prozess gegen drei Bolivianer und eine Brasilianerin begonnen. Sie gelten als Mitglieder einer Bande, welche die beiden Wiener Weltreisenden sowie den Spanier Rafael Hernandez (33) entführt, ausgeraubt und ermordet haben sollen. Darüber hinaus wird gegen vier weitere Personen in Abwesenheit verhandelt. Staatsanwalt Alberto Villegas forderte für fünf der insgesamt acht Angeklagten die Höchststrafe von 30 Jahren.

Auf der Anklagebank sitzen die mutmaßlichen Anführer der Bande, Ramiro Milan, sowie Wilfredo Alanes, Milans brasilianische Ehefrau Johana Peres und ein Lokalbesitzer aus der Stadt Cochabamba, der den Bandenmitgliedern die Infrastruktur zur Verfügung gestellt haben soll. Die Bande soll Rabitsch und Koller in einem Taxi entführt haben.

Als Polizisten verkleidete Kollegen der drei hielten das Taxi laut Anklage auf und täuschten eine Festnahme vor, die auf einer angeblichen Polizeidienststelle endete. Der wenige Tage zuvor entführte spanische Rucksacktourist Hernandez sollte demnach als Übersetzer dienen, um von den Eltern des österreichischen Paares Lösegeld zu erpressen, wie die spanische Nachrichtenagentur EFE berichtete.

Leichen im April 2006 auf Armenfriedhof gefunden
Nachdem die Bande laut Anklage umgerechnet rund 12.600 Euro von den Konten der Opfer erbeutet hatte, entledigten sich die Verbrecher ihrer drei Entführungsopfer. Ihre Leichen wurden im April 2006 in der Peripherie von La Paz gefunden. Für zwei obdachlose Alkoholiker, die die Bande bezahlt haben soll, um die Leichen auf einem Armenfriedhof zu vergraben, fordert die Staatsanwaltschaft geringe Strafen. Gegen die beiden Männer wird ebenso in Abwesenheit verhandelt wie gegen einen weiteren mutmaßlichen Mörder. Für den Lokalbesitzer beantragte der Staatsanwalt drei Jahre Haft.

Das auf Weltreise befindliche Wiener Paar war von der bolivianischen Stadt Copacabana am Titicaca-See kommend am 26. Jänner in La Paz verschwunden. Der Fall bewegte nicht nur in Österreich die Öffentlichkeit, sondern löste in Bolivien eine Debatte über Korruption innerhalb der Polizei aus und führte zur Entlassung von Polizisten und Beamten, die angeblich in das Verbrechen verstrickt waren.

Vater von Mordopfer vor Ort
Der erste Verhandlungstag ist laut Hermann Rabitsch (rechts im Bild), dem Vater des Ermordeten Peter Rabitsch, am Montag um 21 Uhr Ortszeit nach rund sechs Stunden zu Ende gegangen. Versuche der Pflichtverteidiger, den Prozess durch Verfahrenstricks zu verzögern, seien gescheitert. Weiterverhandelt wird laut Rabitsch am Dienstag kommender Woche und möglicherweise an den beiden Folgetagen. Dann könnte das Urteil fallen. Der Senat besteht aus zwei Berufs- und drei Laienrichtern.

Drei weitere Mitglieder der Bande wurden im August 2007 rechtskräftig verurteilt. Der damals hauptangeklagte 19-jährige Moises Valda Rioja erhielt 15 Jahre Haft. Rioja hatte den mutmaßlichen Bandenkopf Ramiro Milan schwer belastet.

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