"Hypotrichosis simplex ist selten, kann aber entscheidend dazu beitragen, die Mechanismen des Haarwachstums zu verstehen", sagt die Leiterin des Projekts, Regina Betz vom Institut für Humangenetik der Universität Bonn. Die Krankheit wird vererbt. Sie trifft sowohl Männer als auch Frauen. Die Betroffenen beginnen in der Regel schon im Kindesalter, kahl zu werden. Der Haarausfall (Alopezie) schreitet mit den Jahren weiter fort und betrifft besonders die Kopfbehaarung.
Ursache für die jetzt untersuchte Form der Hypotrichosis simplex ist ein Gendefekt. Er sorgt dafür, dass bestimmte Andockstellen (Rezeptoren) auf der Oberfläche von Zellen des Haarfollikels nicht mehr korrekt gebildet werden. Wenn sich Botenstoffe von außen an diese Rezeptoren binden, setzen sie gewöhnlich im Zellinnern eine Reaktionskette in Gang, die offensichtlich zur normalen Funktion des Haarfollikels notwendig ist. Bisher war kein derartiger Rezeptor bekannt, der eine spezifische Rolle für das Haarwachstum spielt.
Basis für neue Medikamente
Hier könnte nach Ansicht der Forscher ein Schlüssel zu neuen Medikamenten gegen den Haarausfall liegen. "Die defekte Empfängerstruktur zählt zur Klasse der sogenannten G-Protein gekoppelten Rezeptoren", sagt Markus Nöthen, Professor für Genetische Medizin vom Life & Brain Zentrum der Universität Bonn. "Und diese eignen sich in besonderem Maße als Angriffspunkte für Medikamente."
Die Forscher konnten auch einen körpereigenen Botenstoff identifizieren, der im Haarfollikel an den Rezeptor bindet. Damit ergeben sich Chancen für die Entwicklung neuer Wirkstoffe. "Wir können jetzt gezielt nach verwandten Substanzen suchen, die sich bei der Therapie von Haarverlust einsetzen lassen", sagt Prof. Ivar von Kügelgen vom Bonner Institut für Pharmakologie und Toxikologie. Möglicherweise könnten von derartigen Medikamenten Patienten profitieren, die unter ganz verschiedenen Formen von Haarausfall leiden.
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