Gendefekt entdeckt

Hoffnung auf wirksames Mittel gegen Haarausfall

Wissenschaft
25.02.2008 15:30
Deutsche Forscher haben weltweit erstmals einen Rezeptor entdeckt, der beim Haarwachstum eine Rolle spielt. Die Wissenschafter hoffen, dass die Erkenntnisse über diese Struktur auf der Oberfläche von Haarzellen zu neuen Therapien bei verschiedenen Formen des Haarausfalls führen. Das Forscherteam von der Universität Bonn stieß auf den Rezeptor, als es ein Gen identifizierte, das für eine seltene erbliche Form des Haarausfalls namens Hypotrichosis simplex verantwortlich ist.

"Hypotrichosis simplex ist selten, kann aber entscheidend dazu beitragen, die Mechanismen des Haarwachstums zu verstehen", sagt die Leiterin des Projekts, Regina Betz vom Institut für Humangenetik der Universität Bonn. Die Krankheit wird vererbt. Sie trifft sowohl Männer als auch Frauen. Die Betroffenen beginnen in der Regel schon im Kindesalter, kahl zu werden. Der Haarausfall (Alopezie) schreitet mit den Jahren weiter fort und betrifft besonders die Kopfbehaarung.

Ursache für die jetzt untersuchte Form der Hypotrichosis simplex ist ein Gendefekt. Er sorgt dafür, dass bestimmte Andockstellen (Rezeptoren) auf der Oberfläche von Zellen des Haarfollikels nicht mehr korrekt gebildet werden. Wenn sich Botenstoffe von außen an diese Rezeptoren binden, setzen sie gewöhnlich im Zellinnern eine Reaktionskette in Gang, die offensichtlich zur normalen Funktion des Haarfollikels notwendig ist. Bisher war kein derartiger Rezeptor bekannt, der eine spezifische Rolle für das Haarwachstum spielt.

Basis für neue Medikamente
Hier könnte nach Ansicht der Forscher ein Schlüssel zu neuen Medikamenten gegen den Haarausfall liegen. "Die defekte Empfängerstruktur zählt zur Klasse der sogenannten G-Protein gekoppelten Rezeptoren", sagt Markus Nöthen, Professor für Genetische Medizin vom Life & Brain Zentrum der Universität Bonn. "Und diese eignen sich in besonderem Maße als Angriffspunkte für Medikamente."

Die Forscher konnten auch einen körpereigenen Botenstoff identifizieren, der im Haarfollikel an den Rezeptor bindet. Damit ergeben sich Chancen für die Entwicklung neuer Wirkstoffe. "Wir können jetzt gezielt nach verwandten Substanzen suchen, die sich bei der Therapie von Haarverlust einsetzen lassen", sagt Prof. Ivar von Kügelgen vom Bonner Institut für Pharmakologie und Toxikologie. Möglicherweise könnten von derartigen Medikamenten Patienten profitieren, die unter ganz verschiedenen Formen von Haarausfall leiden.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt