Streit um Verfassung

Türkei will Kopftuchverbot aufheben

Ausland
19.09.2007 13:43
In der Türkei beginnt ein neuer Kampf ums Kopftuch. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will das bisherige Verbot der islamischen Kopfbedeckung an den Universitäten des Landes aufheben. Danach soll es die geplante neue Verfassung jungen Frauen ermöglichen, anders als bisher auch mit Kopftuch zu studieren.

Die neue Verfassung soll zudem die Bürgerrechte ausweiten und den Weg für Kurdisch-Unterricht an den staatlichen Schulen freimachen. Erdogans Gegner kündigten Widerstand gegen die Freigabe des Kopftuchs an. Wie schon beim kürzlichen Streit um die Präsidentenwahl sehen sie das laizistische System der Türkei in Gefahr.

„Recht auf Kopftuch“
Viele Wähler von Erdogans Partei AKP, die bei der Parlamentswahl im Juli fast 47 Prozent der Stimmen erhalten hatte, fordern eine Aufhebung des Kopftuchverbots. Die Ehefrauen von Erdogan und Staatspräsident Abdullah Gül sowie die Töchter der beiden Spitzenpolitiker verhüllen wie etwa 60 Prozent der Türkinnen ihr Haar. Einer jungen Frau dürfe nicht aufgrund ihrer Kleidung das Recht auf Hochschulausbildung versagt werden, betonte Erdogan in der "Financial Times". Er verwies auch darauf, dass es in westlichen Staaten kein Kopftuchverbot für Studentinnen gibt.

Ganzkörperverschleierung bleibt verboten
Mit Zusatzregelungen in der Verfassung will die AKP erreichen, dass nur das Kopftuch freigegeben wird, nicht aber der "Carsaf"-Schleier, der den ganzen Körper bis auf die Augen bedeckt. Auch soll das Kopftuch in staatlichen Institutionen wie dem Parlament sowie für Lehrer an Schulen und Hochschulen und Kinder in Grundschulen verboten bleiben. Die neue Verfassung soll bis Ende des Jahres im Parlament diskutiert und im kommenden Jahr den Türken in einem Referendum vorgelegt werden.

Staatspräsident Gül zeigte sich überzeugt, dass es nach einem Ende des Kopftuchverbots keinerlei Druck auf Studentinnen geben werde, die weiterhin mit offenen Haaren zur Uni gehen wollten. In der Türkei lebten Kopftuch tragende Frauen und Frauen mit offenem Haar harmonisch zusammen, sagte Gül. Eine Freigabe des Kopftuchs an den türkischen Unis wäre nach seiner Ansicht eine Konsequenz aus der "Modernisierung" der Türkei.

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