Alpinpolizei

Einsatz im Felsen

Bergkrone
30.07.2017 00:00

Frezeitsportler zieht es immer öfter in die Berge - und da kann es schon vorkommen, dass einmal etwas passiert. Dann sind die Profis der Polizei gefordert, die helfen, Unfälle klären, und dafür selbst immer topfit sein müssen.

Egal, ob Gletscherspalten-Sturz bei einer Hochtour oder Unfall bei einer Klettertour: Wenn in den Bergen etwas passiert, dann sind Kärntens Alpinpolizisten vor Ort. "Wir sind aber nicht nur in den Bergen im Einsatz, wir strafen genauso Verkehrssünder, klären Diebstähle und jagen Verbrecher", erklärt Gruppeninspektor Horst Wohlgemuth, Leiter der Alpinen Einsatzgruppe Spittal an der Drau: "Mit 24 Mitgliedern sind wir die größte Alpinpolizei-Gruppe in Kärnten." Verständlich, befinden sich doch im Einsatzgebiet dieser Spezialisten rund um die Hohen Tauern die höchsten Gipfel Österreichs .

Die "Berg Krone" besuchte die Ermittler während ihrer viertägigen Sommereinsatzübung bei der Osnabrückner Hütte am Ufer des Kölnbreinspeichers und am Fuße der 3360 Meter hohen Hochalmspitze im Maltatal. Dabei stellte sich rasch heraus, dass die Aufgaben der Alpinpolizei nahezu unendlich sind.

"Vom Absturz beim Klettern bis zum Arbeitsunfall im steilen Waldgebiet, bei uns kommt alles zusammen", erklärt Alpinpolizei-Chef Horst Wohlgemuth: "Die vielen Trendsportarten wie Canyoning, Rafting, sämtliche Flugsportarten, Mountainbiken, Sportklettern in den Klettergärten und die Hochseilgärten fordern von den Beamten immer mehr Spezialkenntnisse."

Beim Sommerkurs wurde daher der Fokus der Einsatzkräfte auf das Klettern sowie Begehen von Klettersteigen gelegt. Wohlgemuth: "Der neue Klettergarten direkt am Fuß der mächtigen Kölnbreinsperre ist für uns ideal zum Trainieren."

Einfachseile, Expressen und Klettergurte liegen bereit und die Achter-Knoten werden gebunden. In Zweier-Teams und - natürlich - nach erfolgtem Partnercheck nehmen die Alpinpolizisten die fast senkrecht aufsteigenden Felsplatten in Angriff. "Ich mach den Vorstieg", sagt Revierinspektor Belinda Buchacher vom Posten Radenthein und klettert los. Buchacher ist übrigens die einzige Alpinpolizistin Kärntens und ein absoluter Vollprofi.

Denn jeder Griff, jeder Tritt sitzt. Nach mehreren Metern baut Buchacher den Stand und ihr Kollege - ebenfalls ein erfahrener Alpinpolizist - steigt nach, natürlich ständig von oben gesichert.

Wohlgemuth: "Jeder Handgriff, jede Bewegung muss einfach sitzen, denn im Einsatzfall hängt nicht nur das eigene Leben davon ab, sondern oft auch noch das der Kollegen sowie des Menschen, der sich in einer Notsituation befindet. Deshalb trainieren wir regelmäßig und erweitern unsere Fähigkeiten."

Während sich ein Teil der Alpinpolizisten noch mitten in der Felswand befindet, "testen" die anderen alpinen Ermittler den neuen Klettersteig, der im Auftrag des Verbund-Konzernes vom Maltataler Bergführer Franz Karger errichtet wurde.

Wohlgemuth: "Es kommt immer öfter vor, dass Freizeitsportler sich selbst überschätzen und dann in einem Klettersteig weder vor noch zurück kommen und deshalb einen Notruf absetzen müssen. Umso wichtiger ist es, dass wir auch die Klettersteige in unserem Einsatzgebiet kennen."

Regelmäßig kommt es vor, dass Bergsteiger mit dem Hubschrauber aus Klettersteigen geborgen werden müssen. Da ist es natürlich von Vorteil, dass drei der Spittaler Alpinpolizisten zusätzlich auch ausgebildete Flight- bzw. FLIR-Operator sind und abwechselnd ihren Dienst am Polizeihubschrauber "Libelle Kärnten" absolvieren, der am Klagenfurter Flughafen stationiert ist.

Stolz ist der Leiter der Alpinpolizei Spittal an der Drau, dass neben den zwölf ausgebildeten Hochalpinisten auch sechs seiner insgesamt 24 Spittaler Alpinpolizisten ausgebildete Polizei-Bergführer sind: "Das fördert unser Know-how und stärkt die Fähigkeiten der gesamten Gruppe."

Dazu kommt auch die Fahndung nach Straftätern im alpinen Gelände - wie zuletzt eine Bankomat-Bande, die nach einem Coup auf der Flucht war. Wohlgemuth: "Durch die gute Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Obervellach, der Cobra-Spezialeinheit, Diensthundeführern und der Crew des Polizeihubschraubers sowie mit Hilfe einer Oberkärntnerin, die den entscheidenden Hinweis gab, konnten alle vier Täter festgenommen werden."

Arbeit haben die Alpinpolizisten genug, denn allein im Bezirk Spittal - der flächenmäßig übrigens größer ist als das Bundesland Vorarlberg - kommt es alljährlich rund um die Berge zu 180 Unfällen mit rund 160 Verletzten. Wohlgemuth: "Auch die Zahl der tödlich Verunglückten liegt ständig im zweistelligen Bereich." Außerdem wird grundsätzlich jeder Unfall im alpinen Gelände erhoben. "Wir erheben dabei den Sachverhalt und machen die Berichterstattung an Gerichte, Staatsanwaltschaften sowie Verwaltungsbehörden", erklärt Wohlgemuth. "Dafür erstellen wir Fotos, Skizzen, befragen Zeugen und Beteiligte und sichern Fakten und Spuren. Wenn’s darauf ankommt, auch in den steilsten Felswänden." Die Erkenntnisse werden übrigens auch dem Kuratorium für Alpine Sicherheit zur Verfügung gestellt und bilden einen wesentlichen Baustein für die Unfallursachenerforschung.

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