Netflix-Drama in OÖ

Nach Suizid-Versuch an Schule warnen Experten

Oberösterreich
20.05.2017 10:20

Schock und Verzweiflung herrschen an jenem Gymnasium in Bad Ischl, wo - wie berichtet - zwei 13- jährige Mädchen knapp vor dem Tod gerettet wurden. Die Schülerinnen hatten sich den Selbstmord in einer beliebten Netflix- Serie zum Vorbild genommen. Am Freitag tagte ein eilig anberaumter Krisenstab in Linz.

Auf der ganzen Welt warnten Experten seit Wochen vor den gefährlichen Auswirkungen der Netflix- Serie "Tote Mädchen lügen nicht" - jetzt sind ihre schlimmsten Befürchtungen ausgerechnet an einem Gymnasium in Bad Ischl wahr geworden: Wie berichtet, versuchten zwei 13- jährige Schülerinnen dort in einer Toilette, sich das Leben zu nehmen und damit ihrem Netflix- Star in den Tod zu folgen. Denn auch die Hauptfigur Hannah begeht Suizid. Doch als leisen Hilferuf hinterließen die Mädchen noch einen als Fehlstunden- Entschuldigungsschein
"getarnten" Abschiedsbrief bei ihrem Lehrer. Weil dieser die Nachricht rechtzeitig las, konnten die Teenager gerade noch gerettet werden.



Krisensitzung

Nach dem dramatischen Vorfall berief der Landesschulrat am Freitag eine Krisensitzung ein: "Wir wollen jetzt alles tun, damit es nicht zu einem sogenannten Werther- Effekt kommt", sagt Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer. Dieser Effekt ist nach Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" benannt, denn auch nach dessen Erscheinen im Jahr 1774 kam es zu Selbstmord- Nachahmungen. Enzenhofer: "Wir müssen alle hinschauen und wachsam sein. In der Welt der Jugendlichen laufen Dinge ab, die wir uns nicht vorstellen können."

Psychologische Hilfe
Schon kommende Woche wird auf www.edugroup.at ein Informationspaketzur Hilfe bei Selbstmordgedanken abrufbar sein - und auch die Kinder- und Jugendanwaltschaft hilft in Notfällen. Wichtige Aufarbeitung wurde bereits am Freitag an der Schule der Opfer in Bad Ischl betrieben. Die Schülerinnen werden natürlich auch selbst psychologisch betreut, körperlich werden sie wieder ganz gesund. Direktorin Barbara Moser erklärte: "Wir arbeiten die Ereignisse auf, halten ,normal´ Unterricht, weil es für alle gut ist, eine Struktur zu haben. Die Eltern sind informiert."



Weltweit Warnungen vor "Tote Mädchen lügen nicht"

"Tote Mädchen lügen nicht", heißt der neue und umstrittene Serien- Hit des amerikanischen Internet- Streamingdienstes Netflix. Darin geht es um den Selbstmord des Teenager- Mädchens Hannah - sie hinterlässt 13 Kassetten mit den Gründen für ihren Suizid. Weltweit warnen Experten vor Nachahmungs- Effekten. Neuseeland, das eine besonders hohe Selbstmord-Rate bei Jugendlichen verzeichnet, erteilte kurzerhand ein Verbot der Serie für alle
Seher unter 18 Jahren - grundsätzlich ist der Netflix- Hit für alle ab 12 freigegeben.



Experten schlagen Alarm
In Kanada erteilte eine Schule Sprechverbot über die Serie, Experten meldeten sich seit der Erscheinung von "Tote Mädchen lügen nicht" Ende März weltweit mit deutlichen Warnungen.
Die Serie würde Suizid heroisieren und romantisieren, was zum Nachahmen anrege.
Die Hauptfigur Hannah, dargestellt von Katherine Langford, werde vor allem für junge Mädchen leicht zum Vorbild. Die Selbstmord- Szene selbst ist sehr drastisch und detailliert dargestellt. Nie wurde über eine Serie so viel auf Twitter diskutiert wie über diese - Netflix
reagierte auf die Kritik nur mit Warnhinweisen . . .

Jasmin Gaderer, Kronen Zeitung

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