Weitere Enthauptung

IS tötete nun auch britische Geisel Alan Henning

Ausland
04.10.2014 08:32
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat nach einem im Internet verbreiteten Video mit dem Briten Alan Henning eine weitere westliche Geisel auf barbarische Weise enthauptet. Das US-Terrorforschungszentrum SITE berichtete am Freitag über das Video. Von offizieller Seite wurden die Aufnahmen aber noch nicht verifiziert. In dem Video wird zudem erneut eine weitere Geisel präsentiert. Dabei soll es sich um einen US-Veteranen handeln.

Das britische Außenministerium erklärte, man habe das Video zur Kenntnis genommen und arbeite mit Hochdruck daran, seine Echtheit zu prüfen. Sollte es sich bewahrheiten, wäre es ein weiterer "widerlicher Mord", heißt es in dem Statement. Der britische Premierminister David Cameron erklärte, die Ermordung Hennings zeige, "wie grausam und abscheulich diese Terroristen sind". Er kündigte an, Großbritannien werde alles tun, um die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen. US-Präsident Barack Obamas Heimatschutz-Beraterin Lica Monaco sagte, dass das Video - sollte seine Echtheit bestätigt werden - ein "weiteres Beispiel für die Brutalität dieser Gruppe" sei.

"Zahle Preis für Entscheidung, den IS anzugreifen"
Das Video, nur eine Minute und elf Sekunden lang, folgt in der Aufmachung seinen Vorgängern: Das Opfer kniet in orangefarbener Häftlingskleidung auf dem Boden. Neben ihm ist ein in schwarz gekleideter, völlig vermummter IS-Kämpfer zu sehen. Henning muss ein vorbereites Statement vortragen. "Wegen der Entscheidung unseres Parlaments, den Islamischen Staat anzugreifen, werde nun ich, ein Mitglied der britischen Öffentlichkeit, den Preis für diese Entscheidung zahlen."

Der mutmaßliche Mörder spricht in britischem Akzent und wendet sich direkt an Premierminister David Cameron: "Das Blut von David Haines war an Deinen Händen, Cameron. Alan Henning wird ebenfalls geschlachtet, aber sein Blut klebt an den Händen des britischen Parlaments."

Familie richtete Appell an Entführer
Noch drei Tage vor der Veröffentlichung des jüngsten Enthauptungsvideos hatte Hennings Ehefrau Barbara in einer Videobotschaft an die Entführer appelliert, ihren Mann freizulassen. Er sei auch nach den Maßstäben der islamischen Scharia-Gesetzgebung unschuldig. Seine Familie brauche ihn. Er sei ein "friedlicher, selbstloser" Mensch, der in Syrien gewesen sei, um bedürftigen Menschen zu helfen, hieß vor Kurzem in einem vom britischen Außenministerium veröffentlichten Appell der Ehefrau.

"Meine Gedanken sind in dieser Nacht bei Alans Frau Barbara, ihren Kindern und allen, die ihn geliebt haben", teilte Cameron weiter mit. Henning sei nach Syrien gegangen, um Menschen in Not gleich welcher Glaubensrichtung zu helfen. Seine Ermordung zeige, dass die Verdorbenheit der IS-Terroristen keine Grenzen kenne.

Henning wollte nur helfen: "Unser Opfer ist nichts"
Der ehemalige Taxifahrer, der als Entwicklungshelfer in Syrien tätig war, wurde im Dezember 2013 gekidnappt. Er hatte sich einem Hilfskonvoi für syrische Flüchtlinge angeschlossen und war dabei in die Hände der Terroristen gefallen. Kurz vor seiner Entführung hatte der 47-Jährige in einem Video erklärt, was ihn antrieb: "Unser Opfer ist nichts im Vergleich zu dem, was sie Tag für Tag durchmachen." Zu sehen, dass das Benötigte auch wirklich ankomme, sei den ganzen Aufwand wert.

Warnungen und Bitten von Freunden, Kollegen und Ortskundigen, die Grenze nach Syrien nicht zu überqueren, hielten Henning nicht auf: "Auch als wir alle gesagt haben, du wirst der einzige Weiße da draußen sein, es ist nicht sicher, hat er nicht zugehört. Er hat so viel Überzeugung, man konnte es ihm nicht ausreden", zitiert der britische "Telegraph" einen Kollegen. Andere Helfer, mit denen der 47-Jährige unterwegs war, gaben ihm den Spitznamen "Gadget" (technisches Spielzeug), weil er sich so gut mit Technik auskannte.

Nächstes Opfer präsentiert
Nach dem britischen Entwicklungshelfer David Haines und den beiden US-Amerikanern Steven Sotloff und James Foley, beide Journalisten, ist Henning bereits die vierte westliche Geisel, die von den Dschihadisten öffentlichkeitswirksam hingerichtet wurde. Im jüngsten Enthauptungsvideo wird am Ende eine weitere Geisel präsentiert: der US-Veteran Peter Kassig. Auch ihm droht nun dasselbe Schicksal.

Das US-Außenministerium bestätigte bislang lediglich, dass es sich um einen US-Bürger handelt. Um ihn zurück zu seiner Familie zu bringen, würden die USA alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen - militärisch, diplomatisch, rechtlich und geheimdienstlich, teilte Ministeriumssprecherin Caitlin Hayden weiter mit.

USA greifen weiter IS an
Die USA gehen bis dato als einziger Staat sowohl im Irak als auch in Syrien gegen die Jihadisten vor. In Syrien griffen Kampfflugzeuge der US-geführten internationalen Koalition am Freitagabend erneut Stellungen der Miliz bei Kobane an. Der IS versucht seit Tagen, die von Kurden verteidigte Stadt im Norden des Landes einzunehmen.

Mit Spannung wird beobachtet, ob eventuell die türkischen Streitkräfte auf die Hilferufe der eingekesselten Verteidiger von Kobane reagieren. Das Parlament in Ankara hatte am Donnerstagabend Militäreinsätze in Syrien und im Irak gebilligt. Das syrische Regime warnte das Nachbarland vor einem Eingreifen. Jede türkische Intervention auf syrischem Boden werde als "Verletzung der Souveränität und Akt der Aggression" angesehen, erklärte das Außenministerium in Damaskus.

Kanada steht unterdessen vor einer Beteiligung an der internationalen Koalition gegen den IS. Das Parlament entscheidet am Montag darüber. Am Freitag hatte Australien seine Teilnahme beschlossen.

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