Ferguson-Unruhen

90-jährige US-Aktivistin in Kabelbindern abgeführt

Ausland
19.08.2014 15:57
Die Situation in der US-Kleinstadt Ferguson gerät immer mehr außer Kontrolle. Auch zehn Tage nachdem der schwarze Teenager Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen wurde, kommt es in der Stadt immer wieder zu Ausschreitungen. Doch auch friedliche Demonstranten geraten ins Visier der Polizeibeamten. Am Montag wurde eine 90-jährige Holocaust-Überlebende und Aktivistin in Kabelbindern abgeführt, nachdem sie in St. Louis - Ferguson ist ein Vorort der Stadt - eine Rede gehalten hatte.

Hedy Epstein, geboren in Freiburg in Deutschland, überlebte als Kind den Holocaust. Nun wollte die 90-Jährige ein Zeichen setzen und hielt bei einer Kundgebung vor dem Büro des Gouverneurs in St. Louis eine Rede gegen Polizeigewalt. Kurz darauf wurde Epstein von Polizeibeamten mit Kabelbindern gefesselt und abgeführt.

Einem Bericht des Magazins "The Nation" zufolge sollen Epstein und andere Teilnehmer der Kundgebung sich vor dem Eingang des Bürogebäudes an den Armen untergehakt und so eine Menschenkette vor dem Eingang gebildet haben. Die Polizei griff daraufhin ein und nahm acht Teilnehmer der Demonstration fest, darunter auch Epstein.

Mit Kabelbindern gefesselt
Ein Video auf der Plattform LiveLeak zeigt, wie mehrere Beamte die 90-Jährige abführen, die Hände mit Kabelbindern gefesselt. Epstein und ihren Mitstreitern wird Missachtung des Aufrufs zur Auflösung einer Menge vorgeworfen. Mittlerweile befinden sie sich wieder auf freiem Fuß.

Hedy Epstein lebt seit vielen Jahren in St. Louis. 2001 gründete sie hier ein weltweites Frauennetzwerk, das sich gegen Kriege und Gewalt engagiert. Zuletzt setzte sie sich für eine Beendigung der Blockade des Gaza-Streifens durch Israel ein. "Ich mache das hier, seit ich ein Teenager bin", sagte Epstein laut "The Nation" bei ihrer Verhaftung am Montag. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass das noch nötig wäre, wenn ich 90 bin." Aber die Menschen müssten sich in diesen Zeiten zusammentun.

Krawalle in Ferguson: Journalisten verhaftet
Auch im Vorort Ferguson, wo der unbewaffnete Teenager Michael Brown vom Polizeibeamten Darren Wilson erschossen worden war, kam es immer wieder zu Demonstrationen. In der Nacht flammten die gewaltsamen Krawalle wieder auf. Die Polizei setzte Tränengas ein, es kam zu zahlreichen Festnahmen. Auch drei deutsche Journalisten wurden verhaftet und über mehrere Stunden in Polizeigewahrsam festgehalten.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) erklärte, Übergriffe der Sicherheitskräfte auf Journalisten seien nicht zu rechtfertigen. Die Behörden müssten sie ungehindert arbeiten lassen, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Die NGO "Reporter ohne Grenzen", betonte, Journalisten müssten ihre Arbeit machen können, ohne Angst vor der Polizei zu haben.

"Verstoß gegen die Pressefreiheit"
Auch der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) protestierte gegen den "Verstoß gegen die Pressefreiheit und der freien Arbeitsmöglichkeiten von Auslandskorrespondenten in den USA". ÖJC-Präsident Fred Turnheim forderte: "US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Obama muss hier raschest eingreifen um die Pressefreiheit in seinem Land sicherzustellen."

Das Vorgehen der Polizei gegen Journalisten war in den vergangenen Tagen immer wieder kritisiert worden. Zwei Reporter waren etwa in einem Fast-Food-Restaurant festgenommen worden, darunter ein Journalist der "Washington Post". Ein Kamera-Team von Al-Jazeera soll von der Arbeit abgehalten worden sein.

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