Die Gehaltsverhandlungen in der Sozialwirtschaft kommen nur stockend voran. Bei Betriebsversammlungen wurde am Freitag erneut deutlich, wie angespannt die Situation ist. Rund 20.000 Beschäftigte – überwiegend Frauen und viele davon in Teilzeit – arbeiten in einem Bereich, der seit Jahren unter hohem Druck steht. Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass die Beschäftigten auf ein substantielles Angebot drängen.
Die Forderung nach vier Prozent mehr Gehalt bei einer Jahresinflation von 3,2 Prozent ist keineswegs überzogen. Sie ist vielmehr Ausdruck des Anspruchs auf faire Entlohnung und Anerkennung für eine Branche, die buchstäblich systemrelevant ist. Auch die zusätzlichen Anliegen – höhere Zulagen oder ein verbesserter Überstundenzuschlag für Teilzeitkräfte – verweisen auf strukturelle Probleme, die seit Langem bekannt sind.
Das Arbeitgeberangebot von 2,5 Prozent auf zwei Jahre wird in der Branche verständlicherweise als unzureichend beurteilt. „Die Auftragsbücher im Sozialbereich sind voll“, betonte Betriebsrat Patrick Jauk bei der gestrigen Betriebsversammlung und unterstrich damit die Position der Beschäftigten.
Sozialkürzungen belasten zwar auch die Träger, entbinden sie aber nicht von der Verantwortung, gemeinsam mit der öffentlichen Hand tragfähige Lösungen zu finden.
Sollte die nächste Verhandlungsrunde am 27. November ohne Fortschritte bleiben, wären Warnstreiks eine nachvollziehbare Konsequenz. Denn wenn die öffentliche Hand Leistungen bestellt, muss sie diese auch finanzieren. Ein System, das dauerhaft auf Idealismus und Opferbereitschaft der Beschäftigten baut, ist nämlich letztlich keines, das Bestand haben kann.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.