Die Deutsche Telekom will im großen Stil in den Aufbau und Betrieb von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz einsteigen. Konzernchef Timotheus Höttges kündigte in Berlin den Start eines Gemeinschaftsprojektes mit dem US-Chipkonzern Nvidia an, bei dem eine sogenannte KI-Fabrik in München für über eine Milliarde Euro entstehen soll.
„Ohne KI kann man die Industrie vergessen“, sagte Höttges. „Ohne KI kann man den Standort Deutschland vergessen.“ Der Telekom-Chef verwies darauf, dass derzeit lediglich fünf Prozent der KI-Hochleistungschips in Europa genutzt werden – 70 Prozent dagegen in den USA.
Die Daten der Münchner KI-Cloud sollen vollständig in Deutschland verbleiben, betonte Höttges. Beim Umgang mit den Daten kämen nur Mitarbeiter aus Deutschland und Europa zum Einsatz. Und die Technologie stamme aus Deutschland und den USA. Damit gebe es für deutsche und europäische Unternehmen keine Ausflüchte mehr, KI im großen Stil nicht einzusetzen.
„Großer Tag für Deutschland und Europa“
Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) sprach von „einem großen Tag für Deutschland und für Europa“. „Wir feiern eine Investition mit Signalwirkung: mehr als eine Milliarde Euro für eine KI-Fabrik mit den modernsten Chips der Welt.“ Hier entstehe aber mehr als eine KI-Fabrik für die Industrie. „Es ist ein Signal für Aufbruch. Ein weiterer Schritt auf Deutschlands Weg, die Chancen der Künstlichen Intelligenz entschlossen zu nutzen.“
Nvidia-Chef Jensen Huang erinnerte in Berlin daran, dass das Konzept der Industrie 4.0 in Deutschland entwickelt wurde. „Deutschland hatte diese Vision, dass man die digitale Welt mit der physischen Welt verbindet. Mit KI können wir jetzt eine Superversion von Industrie 4.0 ins Leben rufen. Und das ist eine neue Ära, nämlich der industriellen KI.“ Nvidia ist der weltweit führende Anbieter von Hochleistungschips, die für das Training und die Nutzung von KI essenziell sind.
Die Deutsche Telekom ist bisher bereits ein Anbieter von herkömmlichen Cloud-Diensten und betreibt weltweit über 180 Rechenzentren. Gleichzeitig kooperiert der Konzern mit großen Plattformen wie Google Cloud, Amazon AWS oder Microsoft Azure im Cloud-Geschäft. Der wirtschaftliche Erfolg der Telekom wird allerdings vom Kerngeschäft mit Telko-Dienstleistungen in Europa sowie vom geschäftlichen Erfolg der US-Tochter T-Mobile getragen.
Teil einer größeren KI-Strategie
Das KI-Rechenzentrum im Münchner Tucherpark soll nur der Auftakt einer größer angelegten KI-Strategie der Telekom sein. Der Konzern hofft, bei einem großen Förderprogramm der Europäischen Union für sogenannte AI Gigafactories berücksichtigt zu werden. Als Gigafactory bezeichnet die EU ein Rechenzentrum mit 100.000 oder mehr KI-Spezialchips (GPUs) – die Anlage in München soll nur mit 10.000 GPUs laufen.
Um beim Zukunftsthema KI nicht den Anschluss zu verlieren und sich zugleich unabhängig von US-Unternehmen wie Open AI, Google, Microsoft und Meta zu machen, plant Brüssel, den Bau von vier bis fünf solcher Großrechenzentren zu fördern. Die Interessenten aus Deutschland konnten sich nicht auf eine einheitliche Bewerbung einigen. Daher tritt neben der Telekom auch die Schwarz-Gruppe an, die hinter Lidl und Kaufland steht, sowie der Cloud-Anbieter Ionos und weitere Konsortien. Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) betonte den Stellenwert dieser Initiative. Mindestens eine AI-Gigafactory müsse nach Deutschland kommen.
Mit der bayerischen KI-Fabrik richtet sich die Telekom vor allem an Anwender in der Industrie. Zu den ersten Kunden gehört unter anderem Agile Robots, ein führendes deutsches Hightech-Unternehmen, das sich auf KI-gesteuerte Automatisierungslösungen und intelligente Robotik spezialisiert hat. Zu den Kooperationspartnern gehört neben Nvidia auch Europas größtes Softwarehaus SAP, die Deutsche Bank sowie der KI-Anbieter Perplexity.
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