Anleger angespannt

KI-Investitionen: Blase oder lukratives Geschäft?

Web
27.10.2025 14:27

Vor den anstehenden Quartalsergebnissen der großen US-Technologiekonzerne steigt die Nervosität der Anleger. Im Fokus steht die Frage, ob sich die milliardenschweren KI-Investitionen auszahlen. Die Sorge, die Kursgewinne der vergangenen Jahre könnten sich als Spekulationsblase entpuppen, wächst.

Die Google-Mutter Alphabet, der Online-Händler Amazon, der Softwarekonzern Microsoft und der Facebook-Betreiber Meta werden Analysten zufolge in den kommenden Tagen jeweils kräftige Umsatzsteigerungen bekannt geben. Außerdem werden sie voraussichtlich ihre KI-Investitionen erneut verteidigen. Aus ihrer Sicht kann man nur so beim Wettlauf um die Führung bei dieser zukunftsträchtigen Technologie vorne mitmischen. Im laufenden Jahr wollen US-Konzerne insgesamt 400 Milliarden Dollar (rund 345 Milliarden Euro) in den Aus- und Aufbau von KI-Rechenzentren stecken.

Hohe Kosten, geringe Einnahmen
Einer viel beachteten Studie des Massachusetts Institute of Technology zufolge haben jedoch bis jetzt nur fünf Prozent aller untersuchten KI-Projekte messbare Ergebnisse geliefert. Die meisten seien über die Pilotphase nicht hinausgekommen. Die neue Technologie lasse sich nur schwer in die Arbeitsabläufe integrieren, schrieben die Autoren. Außerdem könne KI nicht im industriellen Maßstab eingesetzt werden.

Die KI-Modelle seien noch nicht ausgereift, kritisierte unlängst Andrej Karpathy, ein Mitgründer des ChatGPT-Entwicklers OpenAI und früherer KI-Chef beim Autobauer Tesla. „Die Branche hat einen zu großen Sprung gemacht.“ KI könne die Versprechen der Entwickler nicht halten.

Kursrally und Ring-Beteiligungen bereiten Sorgen
Dennoch hat der Börsenwert der großen US-Technologiekonzerne seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 zusammengerechnet rund sechs Billionen Dollar zugelegt. Das entspricht in etwa dem 1,5-Fachen der jährlichen Wirtschaftsleistung Deutschlands.

Genährt werden die Ängste vor einer Spekulationsblase zudem von den gegenseitigen Verflechtungen der großen KI-Protagonisten. So beteiligt sich der Chip-Hersteller Nvidia mit 100 Milliarden Dollar an OpenAI und mit fünf Milliarden Dollar an Intel. OpenAI hat Verträge zur Anmietung von Rechenkapazitäten im Gesamtvolumen von einer Billion Dollar abgeschlossen, unter anderem mit Oracle. Details zur Finanzierung dieser Ausgaben sind jedoch unklar. Meta sicherte sich für seine Investitionen eine Finanzspritze von 27 Milliarden Dollar beim Vermögensverwalter Blue Owl.

„Wenn dieselben Unternehmen sich gegenseitig finanzieren und voneinander abhängig sind, basieren Entscheidungen möglicherweise nicht mehr auf der tatsächlichen Nachfrage“, warnt Ahmed Banafa, Professor für Ingenieurwesen an der San Jose State University. Sie dienten stattdessen dazu, die eigenen Wachstumserwartungen zu untermauern. „Diese Geschäfte sind jedes für sich genommen nicht unbedingt problematisch. Wenn sie aber zur Norm werden, erhöhen sie das systemische Risiko.“

Ungebrochener Optimismus
Von einer KI-Spekulationsblase könne dennoch keine Rede sein, betont Eric Schiffer, Chef des Vermögensverwalters Patriarch Organization. „Der KI-Einsatz ist bislang zwar relativ gering. Mit höheren Ausgaben und mehr Innovationen wird die Akzeptanz aber zunehmen.“ Andere Experten verweisen darauf, dass die Technologiefirmen anders als während der Internet-Blase rund um das Jahr 2000 Geld verdienen. Außerdem seien die Umsätze der Cloud-Sparten von Amazon, Google und Microsoft auch im dritten Quartal voraussichtlich jeweils prozentual zweistellig gewachsen.

Die steigenden Kosten für KI-Rechenzentren bremsen jedoch das Gewinnwachstum, prognostizieren Analysten. Bei Microsoft erwarteten sie das geringste Plus seit zweieinhalb Jahren. Der Software-Konzern will ebenso wie Alphabet und Meta seine Bücher am Mittwoch öffnen. Amazon folgt am Donnerstag.

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