Beinahe jeder hat schon einmal so einen „Aussetzer“ erlebt oder stand kurz davor, umzukippen. Die gute Nachricht: Zumeist handelt es sich bei Ohnmachtsanfällen nur um eine vorübergehende Störung ohne Folgen. Manchmal muss jedoch näher untersucht werden, um schwere Krankheiten auszuschließen.
Entwarnung gibt auch Prim. Dr. Andreas Winkler, MSc, Facharzt für Neurologie und Geriatrie in Wien und NÖ: „Bei einer Ohnmacht, auch Synkope genannt, handelt es sich nicht um eine gefährliche Erkrankung, sondern um eine vorübergehende kurzfristige Funktionsstörung des Gehirns. Dort kommt es zu einer Unterversorgung mit Blut und Sauerstoff, die sich aber in der Regel nach kurzer Zeit wieder völlig gibt. Bei den allermeisten Menschen erfolgt eine volle Erholung, ohne dass Ausfälle bleiben.“
Wenn der Vorhang fällt
Betroffene bemerken meist, dass ihnen schwarz vor Augen wird – wie wenn ein Vorhang fällt. Man wird schwummrig, blass und verliert für kurze Zeit das Bewusstsein. Manche schwitzen auch sehr stark, haben einen schnellen Puls, aber recht rasch kommen sie wieder zu Bewusstsein – und der Kollaps ist vorbei, der Patient wieder klar.
Der Vagusnerv reagiert gereizt
Oft tritt eine Synkope durch emotionale Belastung, Schmerz, aber auch durch Hitze auf. Hier kommt es zu einer Kreislaufdysregulation. Prim. Winkler: „Meist sind es junge Menschen, oft Frauen, die umkippen. Bei ihnen sprechen wir auch von Vagotonikern. Hier ist das parasympathische Nervensystem (für die Entspannung zuständig), im Vergleich zum sympathischen überaktiv. Durch diese Überreizung des Vagusnervs kommt es zum Abfall des Blutdrucks und damit Minderversorgung des Gehirns mit Blut und Sauerstoff. Das Blut versackt in den Extremitäten. Zu wenig Blut im Gehirn führt dann zu einem kurzen Bewusstseinsverlust.“
Typisch ist das auch bei Teenagern, die im Wachstum sind. Der Kreislauf ist noch nicht so gut darauf eingestellt, den „neuen, großen“ Körper ausreichend zu durchbluten.
Manchmal wird der Vagusnerv durch zu viel Essen gereizt, was manchmal auch älteren Personen passiert. „Außerdem schießt nach einem sehr üppigen Mahl das Blut in den Bauchraum und steht dem Gehirn nicht richtig zur Verfügung“, erklärt der Neurologe. „Und wenn Betroffene dann schnell aufstehen, schafft es oft das Herz nicht, das Blut wieder in den Kopf zu transportieren.“ Als eher banale Ursache für Ohnmachtsanfälle nennt der Experte überdies die Tatsache, dass gerade im Sommer bei vielen Flüssigkeit fehlt. Etliche trinken einfach zu wenig!
Je älter der Patient, desto genauer untersuchen
„Wenn so ein Kollaps aber öfter vorkommt, muss man dem nachgehen. Es gilt: Je älter der Patient und umso mehr Grunderkrankungen vorliegen, desto genauer muss abgeklärt werden. Es können epileptische Anfälle oder Herzerkrankungen dahinterstecken. Manchmal werden Ohnmachtsanfälle auch von bestimmten Medikamenten oder sogar Nahrungsergänzungsmitteln durch ihre kreislaufsenkende Wirkung provoziert“, so der Experte.
Zunächst beim Hausarzt vorstellig werden, der Blutdruck misst und das Herz kontrolliert. Hat der Mediziner den Verdacht, dass eine Krankheit (neurologisches Herz- oder Lungenleiden, ,kleiner’ Schlaganfall) vorliegt, wird überwiesen.
Chronisch der Ohnmacht nahe
Prim. Winkler betreut derzeit öfter junge Menschen, die im Rahmen ihrer chronischen Fatigue-Erkrankung (ME/CFS) oder bei POTS (Posturales Orthostatisches Tachykardiesyndrom) mit sehr schweren Benommenheitsanfällen zu kämpfen haben.
„In meinen Ordinationen sehe ich häufiger als früher junge Patienten, die nach einer Virusinfektion unter starken Kreislaufstörungen leiden. Sie stehen auf und fallen sozusagen einfach um, weil das Herz auf einmal abnormal schnell schlägt. Das schränkt diese natürlich stark ein“, so der Experte. „Ihnen raten wir, bei ersten Anzeichen von Ohnmacht in die Hocke zu gehen (siehe Tipps oben), viel zu trinken und salzreiche Nahrung zu sich zu nehmen. Kompressionsstrümpfe sind ebenfalls hilfreich.“
Vor der Blutabnahme hinlegen
Jene, die bereits wissen, dass sie anfällig für Synkopen sind, geben dem Arzt z. B. vor einer Blutabnahme Bescheid und legen sich dabei besser hin. Schließlich sind es oft die Sturzverletzungen nach einem Kollaps, die für Probleme sorgen.
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