Vorsicht geboten!

So kommen Sie mit Hund sicher durch die Kuhherde

Tierecke
23.07.2025 08:00

Wandern mit dem Vierbeiner gehört für viele Österreicher zum Sommer einfach dazu. Doch plötzlich steht man mittendrin in einer Kuhherde. Was dann? Wer denkt, Rinder seien bloß gemütliche Grasfresser, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, irrt gewaltig. Besonders Mutterkühe mit ihren Kälbern verstehen bei einem herannahenden Hund keinen Spaß. 

Für Kühe ist der Hund ein natürlicher Feind – ein Wolf im Schafspelz. Und das kann schnell gefährlich werden. Das Verhalten der Herde ist dabei keineswegs unberechenbar, sondern aus ihrer Sicht vollkommen logisch: Sie verteidigen sich gegen eine potenzielle Bedrohung. Und diese Bedrohung ist in vielen Fällen nicht der Mensch selbst, sondern der Hund an seiner Seite.

Nach vielen – teils sogar tödlichen Unfällen hat sich eine sogenannte „Alm-Etikette“ etabliert, wird aber noch lange nicht von allen Wanderern beachtet. Dabei ist eines ganz klar: Wer mit einem Hund eine Alm oder Weide betritt, trägt die volle Verantwortung – rechtlich und praktisch. Und das beginnt schon beim einfachsten Grundsatz: Der Hund gehört immer an die Leine.

(Bild: Dr. Ingeborg Zeh)

Im Ernstfall Leine loslassen!
Aber, und das ist vielen nicht bewusst, im Fall eines Angriffs durch eine Kuhherde muss man den Hund sofort loslassen. So schwer es fällt – diese Entscheidung kann Leben retten. Kühe greifen in der Regel den Hund an, nicht den Menschen. Wenn der Hund frei ist, kann er ausweichen oder flüchten – ein angeleinter Hund zieht hingegen seinen Halter mit ins Zentrum der Gefahr.

Auch ansonsten gilt es, die Ruhe zu bewahren. Wer Kühen begegnet, sollte ihnen keinesfalls zu nahe kommen, sie nicht anstarren oder laut schreien. Kühe sind Fluchttiere mit einem feinen Gespür für Bedrohung. Direkter Blickkontakt, hektische Bewegungen oder gar ein Versuch, sich den Tieren zu nähern, kann sie nervös oder sogar aggressiv machen. Besonders gefährlich sind Situationen, in denen sich Wanderer unbedacht zwischen Kühe und ihre Kälber stellen. Das kann schnell als Angriff interpretiert werden – mit entsprechend heftiger Reaktion.

Deshalb gilt: Immer ausreichend Abstand halten. Ideal sind zwanzig bis dreißig Meter. Wenn die Kühe direkt auf dem Wanderweg stehen, sollte man – falls möglich – einen Bogen um sie machen. Niemals durch eine Herde hindurchgehen. Und wer auf die Idee kommt, ein Kalb zu streicheln oder mit ihm ein Selfie zu machen, der spielt wortwörtlich mit dem Feuer. Die Mutter ist oft nicht weit – und sehr aufmerksam. Auch Fotos sollte man mit gebührendem Abstand machen.

Gefahr aus der Luft
Was viele nicht bedenken: Drohnen, die für beeindruckende Landschaftsaufnahmen eingesetzt werden, verursachen ein hochfrequentes Summen, das von Kühen oft als Bedrohung empfunden wird – ähnlich dem Geräusch eines Bienenschwarms. Besonders Mutterkühe reagieren darauf mit Unruhe oder panikartigem Fluchtverhalten. Darum: mit dem Fluggerät unbedingt ausreichend Abstand zur Herde halten, nie direkt über die Tiere hinwegfliegen und Starts oder Landungen außer Sichtweite durchführen. Unerwartete Reize aus der Luft können Kühe in Bewegung versetzen – und wenn dann auch noch ein Hund in der Nähe ist, eskaliert die Situation leicht.

(Bild: ChaoticMind - stock.adobe.com)

Ruhe bewahren
Kommt es dennoch zu einer heiklen Situation, in der sich die Tiere nähern oder bereits aggressiv wirken, ist Ruhe das oberste Gebot. Nicht weglaufen, nicht schreien, nicht mit den Armen fuchteln. Stattdessen langsam zurückziehen, Blick abwenden und – falls notwendig – den Hund ableinen. Wer sich vorsichtig entfernt und dem Tier zeigt, dass keine Bedrohung besteht, hat gute Chancen, ohne Zwischenfall davonzukommen.

Im Ernstfall – etwa wenn es zu einem Angriff oder einer Verletzung kommt – sollten sofort Rettung (144) oder Bergrettung (140) kontaktiert werden. Es empfiehlt sich auch, die Polizei zu informieren und, wenn möglich, Fotos vom Vorfallort zu machen sowie GPS-Daten zu speichern. Auch der Tierhalter oder Almbauer sollte benachrichtigt werden, um weitere Gefährdungen zu vermeiden.

Die gute Nachricht ist: Mit dem richtigen Verhalten lassen sich die meisten Konflikte mit Weidevieh vermeiden. Es braucht nicht viel – nur ein bisschen Wissen, Respekt vor dem Tier und die Bereitschaft, sich anzupassen. Die Alm gehört schließlich allen – Wanderern wie Tieren. Wenn sich der Mensch an gewisse Regeln hält, steht dem harmonischen Miteinander in der Natur nichts im Wege. Und der Vierbeiner kann den Ausflug genauso genießen wie sein menschlicher Begleiter – ganz ohne Zwischenfälle mit Hörnern.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt