Live in der Arena Wien

Jan Delay: Bouncen bis zur dritten Zugabe

Musik
23.07.2025 14:06

„Türlich, türlich“ hieß es am Dienstagabend, als Musik- und Stil-Ikone Jan Delay in der Wiener Freiluft-Open-Air-Arena vor knapp 3.000 Leuten auftrat – ausverkauft? „Sicher, Dicker.“ Eigentlich war nur ein Konzert am 23. Juli geplant, doch wegen der großen Nachfrage kam der 22. Juli als Zusatztermin dazu. Und wir durften live dabei sein – beim Abend der drei Zugaben ...

kmm

Nasale Klangfarbe, Hüte in jeglicher Form, Sonnenbrille – da denkt man entweder an Jamiroquai, Jermaine Dupri oder an Deutschlands wohl bekanntesten Reggae-Funker: Jan Delay. Letzterer vor allem wegen seines unverwechselbaren Gesangs. Jan Philipp Eißfeldt, wie der Hamburger mit bürgerlichem Namen heißt, hat die Freiluftbühne der Wiener Arena am Dienstagabend ordentlich gerockt. Es war einer von zwei Wien-Terminen – und natürlich ausverkauft, versteht sich. 
Als Voract mit dabei: Kein Geringerer als Das Bo.

Bevor wir auf das Konzert eingehen, hier noch ein kurzer Überblick – für alle, die Songs wie „Oh Johnny“ oder Coverversionen à la „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ nicht kennen – besser gesagt: die Jan Delay (noch) nicht kennen: Der deutsche Sänger und Songwriter ist bekannt für genreübergreifende Sounds, politische Texte und extravagante Outfits. Ob als Teil der Beginner, als Solo-Künstler, mit seiner Band Disko No. 1 oder als Live-Garant: Seit den 90ern mischt Delay Funk, Hip-Hop, Reggae, Rock und Pop mit einer guten Portion Hamburger Coolness. 

Seit 33 Jahren ist Jan Philipp Eißfeldt alias Jan Delay eine feste Größe des Musikgeschäftes.
Seit 33 Jahren ist Jan Philipp Eißfeldt alias Jan Delay eine feste Größe des Musikgeschäftes.(Bild: Andreas Graf)
Fans wollten nicht nach Hause: Mit seiner Band Disko No.1 lieferte er zwei Stunden Funk, Pop, ...
Fans wollten nicht nach Hause: Mit seiner Band Disko No.1 lieferte er zwei Stunden Funk, Pop, Hip-Hop, Jazz und Reggae inklusive drei Zugaben.(Bild: Andreas Graf )

Den Anfang macht Das Bo – Hamburger Hip-Hop-Urgestein und langjähriger Weggefährte Delays. Mit lila Rucksack, oldschool Rap-Moves und einem breiten Grinsen rappt er sich durch ein energiegeladenes Warm-up. Er verteilt Luftküsse ins Publikum, erinnert sich an seinen letzten Wien-Auftritt vor 27 Jahren mit Fünf Sterne Deluxe – und bringt die Arena mit Tracks wie „Deine Mutter“ und „Wir wollen feiern“ auf Temperatur. Spätestens bei „Türlich, türlich“ ist die Stimmung am Siedepunkt.

Um 20:31 Uhr ist es dann so weit: In Sakko, Hut, Sonnenbrille und Sneakers betritt Jan Delay die Bühne, begleitet von seiner Band Disko No. 1 auf einem eigens aufgebauten Podest. Mit dem Opener „Hallo“ ist sofort klar – das hier wird kein gemütlicher Abend, sondern eine funkige Vollgas-Show. Es folgen „Klar“ und – zum zweiten Mal an diesem Abend – „Türlich, türlich“, diesmal zusammen mit Das Bo, denn dieser kehrt für ein kurzes Gastspiel auf die Bühne zurück, bevor Jan Delay in sein Solo-Set eintaucht.

Der Hamburger zeigt sich in Höchstform: gut gelaunt, energiegeladen, dankbar. Er spricht über 26 Jahre Musikkarriere, interagiert ständig mit dem Publikum und lässt seine Musik für sich sprechen. Songs wie „So high“, „Disko“, „Spaß“ oder „Saxophon“ bringen die Menge zum Bouncen. Und dieser Bounce bleibt den ganzen Abend lang erhalten. Aber Jan Delay wäre nicht Jan Delay, wenn er nicht noch ein Ass im Ärmel hätte: Rapper Denyo, ein weiteres Mitglied der Beginner, steht bei „Hammerhart“ und „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ an seiner Seite – und gemeinsam erinnern sie sich an die Videodrehs im eiskalten Wien von 1999.

Nur wenige Künstler füllen die Arena gleich zweimal. Seine Wien-Konzerte sind Jahr für Jahr ein ...
Nur wenige Künstler füllen die Arena gleich zweimal. Seine Wien-Konzerte sind Jahr für Jahr ein Publikumsmagnet und auch heuer sind beide Wien-Konzerte ausverkauft.(Bild: Andreas Graf)
Mit lila Rucksack und Oldschool-Attitüde: Das Bo heizte die Arena schon vorab richtig ein.
Mit lila Rucksack und Oldschool-Attitüde: Das Bo heizte die Arena schon vorab richtig ein.(Bild: Andreas Graf)

Musikalisch deckt Jan Delay alles ab: Funk, Reggae, Hip-Hop, Pop, Soul – verpackt in eine perfekte Liveshow. Er macht ein Mini-Wunschkonzert, erzählt Anekdoten, bringt Percussion-Einlagen und überlässt auch seinen Backgroundsängerinnen, Bläsern und der Band Raum zur Entfaltung. 
Auch der Track „Für immer und dich“ sorgt für einen emotionalen Moment, bei dem Handylichter leuchten und viele Paare sich umarmen.

Visuell liefert das Konzert clevere Lichtchoreografien, LED-Requisiten wie einen leuchtenden Hut und eine überdimensionale Sonnenbrille an der Rückwand sowie viele bunte Farbspiele. Besonders bei „Saxophon“ wird mit „Freeze“-Momenten, Tanzpausen und rhythmischen Wiederaufnahmen gespielt – die ganze Band zeigt, wie viel Spielfreude in ihr steckt. Top!

Es folgt ein Medley aus 90er- und 2000er-Hits, darunter „Pump Up the Jam“, „Yippieyey“ und – als erster vermeintlicher Abschluss – „Oh Johnny“. Die Arena tanzt im Kollektiv, ist textsicher und hat sichtlich Spaß. Auch als alle Musiker mit einem „Tschüss, Wien!“ die Bühne verlassen – oder es zumindest versuchen.

Dann kommt der Moment, auf den viele gewartet haben: die Zugabe! Und nicht nur eine, sondern ganze drei an der Zahl. Der Vollblutmusiker kehrt zurück, stellt seine gesamte Band vor, feiert jeden Einzelnen und liefert ein Feuerwerk der Nostalgie: Angefangen mit Dr. Dres „The Next Episode“ über Mary J. Bliges „Family Affair“ bis zu Songs von 50 Cent, Eminem, Eve und sogar 2Pacs „California Love“. Gemeinsam mit Das Bo, seiner Band, den Backgroundsängerinnen und Denyo wird das Finale zu einer wahren Liebeserklärung an die Hip-Hop-Kultur.

Zum echten Abschluss dann aber wirklich: der Song  „St. Pauli“. Die Disko-No. 1-Flagge wird geschwenkt, die Menge feiert weiter, als gäbe es kein Morgen und als müsste niemand am nächsten Tag wieder arbeiten oder sonst etwas Wichtiges tun. Der Moment wird durch und durch genossen. Dann folgt ein minutenlanger Schlussapplaus. Ein würdiges Ende für einen Abend, der keine Wünsche offenlässt. Zwei Stunden purer Ausnahmezustand, drei Zugaben, ein Hip-Hop-Gewitter der Extraklasse – „Yeah, man“.

Fazit: Jan Delay liefert ab. Und wie. Chapeau – wenn ich einen Hut aufgehabt hätte, hätte ich ihn dreimal gezogen. Wer also noch Karten für das Chamäleon der deutschen Musikszene hat: auf, auf – aber schnell, heute ist noch ein Konzert!

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