Steven Claes und Johan Bellemans, zwei Kniespezialisten an der Universitätsklinik im belgischen Löwen, hatten sich gewundert, dass immer wieder Patienten, die nach einem Riss des vorderen Kreuzbandes erfolgreich operiert worden waren, über Probleme und ein instabiles Kniegelenk klagten. Sie beschlossen daher, der Sache näher auf den Grund zu gehen. Ein bereits anno 1879 veröffentlichter Artikel des französischen Chirurgen Paul Ferdinand Segond brachte die Mediziner schließlich auf die Spur des Bandes.
Segond hatte in dem Aufsatz die Vermutung geäußert, dass es im Kniegelenk ein weiteres Band geben müsse. Claes und Bellemans nahmen daraufhin an 41 Leichen das Kniegelenk näher unter die Lupe und wurden fündig. Sie entdeckten ein etwas seitlich des vorderen Kreuzbandes liegendes Band, dem sie den Namen Ligamentum anterolaterale (im kleinen Bild als ALL bezeichnet) verpassten.
In 97 Prozent der untersuchten Kniegelenke fanden sie das Band, das vor allem beim Fuß- oder Basketballspielen sowie beim Skifahren belastet werde, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Journal of Anatomy". Ihre Untersuchungen zeigten außerdem, dass bei Kreuzbandrissen dieses Ligamentum anterolaterale häufig ebenfalls verletzt wird. Das Duo forscht derzeit an einer Operationstechnik, mit der zukünftig Verletzungen des ALL behoben werden können.
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