Ein neuer Einblick in den Semmering-Basistunnel zeigt: Nothaltestelle und Rettungsstollen sind fast fertig, die Vorbereitungen für die technische Tunnelausrüstung laufen auf Hochtouren. Ab 2030 sollen endlich Züge durch die 27 Kilometer langen Röhren fahren.
Dienstag, 10 Uhr vormittags: Zeit für einen Schichtwechsel im Rettungsstollen des Semmering-Basistunnels. Im November 2024 wurden die Vortriebe abgeschlossen – die Tunnel-Röhren zwischen der Steiermark und Niederösterreich sind also fertig gegraben. Aktuell laufen vor allem die Arbeiten an der Beton-Innenschale und an der Nothaltestelle im Fröschnitzgraben.
Im Sommer startet das Projekt mit dem Beginn der technischen Tunnelausrüstung in die finale Phase: „Wenn alles nach Plan läuft, dann ist der Tunnel Anfang 2029 betriebsbereit“, sagt Projektleiter Gerhard Gobiet.
Von Mürzzuschlag nach Gloggnitz in acht Stunden
Es ist eine der letzten Fahrten der Schachthebeanlage, mit der sich die „Krone“ in rund 400 Meter Tiefe begab, um den aktuellsten Stand der Baustelle zu erkunden. Schon bald wird die Anlage abgebaut, damit der Lüftungsschacht im Bereich der Nothaltestelle gebaut werden kann.
Die Gitterkabine des Liftes ist dunkel und eng, der Tunnel am Ende davon dafür umso gewaltiger. Zehn Meter Durchmesser umfassen die Röhren: „Was man jetzt schon sieht, da bin ich selbst auch davon beeindruckt“, gibt Gobiet, der bereits seit Beginn am Projekt beteiligt ist und auch bei der Koralmbahn mitarbeitete, zu. Und weiter: „Die Koralmbahn ist sozusagen das Gesellenstück, der Semmering-Basistunnel das Meisterstück.“
Durch den Tunnel gewandert
Am Nationalfeiertag im vergangenen Jahr durfte er eine Wanderung durch den Tunnel vornehmen: „Für die 27,3 Kilometer von Mürzzuschlag nach Gloggnitz haben wir etwa acht Stunden gebraucht. Das war ein besonderes Erlebnis und hat mich stolz gemacht“, erzählt der Projektleiter.
„Im vergangenen Jahr wurden pro Tag 1000 Kubikmeter Beton verbaut“, sagt Gernot Nipitsch, Projektleiter des Bauloses Fröschitzgraben. Erstmalig in Österreich bestehen die Tunnel-Röhren nämlich nicht nur aus fertigen Betonteilen, sondern werden mit Spritzbeton direkt im Untertagebau gefertigt.
„Den Rettungsstollen sieht hoffentlich nie jemand“
Im Bereich der Nothaltestelle gibt es drei Röhren: zwei Gleistunnel und einen Rettungsstollen. „Alle 50 Meter befinden sich Evakuierungsgänge von den Gleisröhren in die Rettungsröhre, die etwa einen Kilometer lang ist“, erklärt Gobiet. Im Ernstfall können Zugfahrgäste einfach durch einen Zug am anderen Gleis gerettet werden. Ein Lüftungsschacht sorgt dann für Frischluftzufuhr, ein zweiter für Rauchabzug. Nipitsch betont: „Den Rettungsstollen sieht aber hoffentlich nie jemand von den Fahrgästen.“
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