Vor allem Frauen Opfer

Im Wahlkampf stieg antimuslimischer Rassismus

Österreich
10.06.2025 18:25

Im August und September wurden deutlich mehr Fälle von antimuslimischem Rassismus gemeldet, als sonst, was wohl auf den Wahlkampf zurückzuführen ist. Auch im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt kam es zu Diskriminierungen.

Die Dokumentationsstelle antimuslimischer Rassismus registrierte im Vorjahr 1336 Fälle von rassistischen Übergriffen gegen Muslime oder als solche Wahrgenommene. Das sind etwas weniger als im „Rekordjahr“ 2023 (1522). Drei Viertel der Übergriffe fanden online statt.

Bereits in den vergangenen Jahren hätten Wahlkämpfe Auswirkungen auf den Alltag von Muslimen gehabt, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Report. Dieser setzt sich aus bei der Stelle direkt gemeldeten „Offline-Fällen“ sowie aus Online-Vorfällen zusammen, die im Rahmen eines systematischen Monitorings erfasst wurden. Allerdings ist von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen. „Ziel unserer Dokumentation ist es, Tendenzen sichtbar zu machen – denn jeder einzelne Fall ist einer zu viel“, so die Dokustelle.

(Bild: P. Huber)

Offline überwiegen Ungleichbehandlungen und Beleidigungen
Die Analyse der Offline-Fälle zeigt: Am häufigsten wurde über Beleidigungen (19,9 Prozent) und Ungleichbehandlung (19,4 Prozent) geklagt. Besonders muslimische Frauen schilderten diskriminierende Erfahrungen im Gesundheitssystem – etwa, dass sie auf ihr Äußeres reduziert, abgewertet oder nicht ernst genommen wurden. Auch muslimische Ärzte berichteten von struktureller Ungleichbehandlung und mangelnder Anerkennung ihrer beruflichen Expertise.

13,3 Prozent der Fälle entfielen auf die Kategorie Verbreitung von Hass. Dazu zählen etwa Hassbotschaften, die gezielt an muslimische Organisationen gerichtet wurden, aber auch Hassnachrichten direkt an die Dokustelle – beide nahmen zu. „Je sichtbarer die Arbeit zu antimuslimischem Rassismus wird, desto massiver werden die Angriffe“, hieß es von der Dokustelle.

Weitere Gründe für Beschwerden waren Polizeigewalt (9,3 Prozent), Gefährliche Drohung (8,8 Prozent) sowie Beschmierungen und Vandalismus (je 7,7 Prozent). Knapp drei Prozent waren auf physische Übergriffe zurückzuführen. Ein knappes Drittel (31,8 Prozent) der dokumentierten Vorfälle ereignete sich im öffentlichen Raum, weitere häufige Tatorte waren Arbeitsplätze (11,8 Prozent) und Bildungseinrichtungen (10 Prozent).

Frauen dreimal so oft betroffen
Besonders auffallend: Über drei Viertel der Betroffenen waren weiblich. „Dieser Trend zeigt sich durchgängig in allen Erhebungsjahren der Dokustelle Österreich und verdeutlicht: Antimuslimischer Rassismus betrifft besonders häufig jene, die an mehreren Schnittstellen von Diskriminierung betroffen sind“, so das Fazit.

Bei den Tätern handelte es sich zum größten Teil um Einzelpersonen (63,2 Prozent), für zehn Prozent der gemeldeten Diskriminierungen war die Polizei verantwortlich, gefolgt von anderen Organisationen (7,4), Journalisten (7,1) und Politikern (5,6). „Muslimische Communitys stehen unter Mehrfachdruck: Neben strukturell verankertem alltäglichen Rassismus sind Menschen zusätzlich mit rassistischen Narrativen im Zusammenhang globaler Gewalteskalationen, Genozide, Kriege und Entwicklungen dahingehend konfrontiert. Medien sind häufig Teil der Konstruktion von Feindbildern, die muslimische Menschen pauschal verdächtigen sowie kriminalisieren und ausgrenzen“, betonte Obfrau Rumeysa Dür-Kwieder laut Unterlage bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

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