





Hohe Erwartungen und große Hoffnungen folgen der Verzweiflung bei der Pflegekrise. Im Waldviertel in Niederösterreich klammert man sich an drei junge Frauen aus Vietnam, die im Pflegeheim Raabs ihr Ausbildungsjahr absolvieren und dort auch als ausgelernte Kräfte bleiben sollen. Szenen vom Land als Sinnbild, wie groß die Not wirklich ist.
Hohe Wellen schlug der „Krone“-Bericht, dass in Niederösterreich vor einigen Wochen fast 200 Pflegebetten frei bleiben müssen. Personalmangel herrscht in fast allen Teilen des Landes vor, absolute Krisenregion ist dabei das Waldviertel, wo ganze 69 Betten wegen zu weniger Pflegekräfte „gesperrt“ sind.
Im Pflege- und Betreuungszentrum (PBZ) Raabs an der Thaya sind davon alleine 16 Betten gesperrt. Vor einem Monat traten dort die drei Vietnamesinnen Thi Tuong Vi Pham (genannt „Vi“) , Thi Phuong Thao Nguyen („Thao“) und Thi Phuong Tran („Phuong“) ihren Ausbildungsplatz an. Sie sind Teil der 75 angehenden Pflegefachkräfte des „International Nursing Centers“, das in Kooperation mit der Universität Hanoi, der IMC Fachhochschule Krems und dem Land Niederösterreich ins Leben gerufen wurde, um den Fachkräftemangel zu lindern.
In den Pflegeheimen des Landes Niederösterreich müssen meist aus Personalmangel dringend benötigte Pflegebetten gesperrt werden. Nur in der Gesundheitsregion NÖ Mitte können Betten wegen eines gravierenden Hochwasserschadens an einem Pflegeheim nicht belegt werden. Soviele Betten müssen in den Regionen frei bleiben: 69 im Waldviertel, 53 in der Gesundheitsregion NÖ Mitte, 36 im Weinviertel, 18 in der Thermenregion und 8 im Mostviertel.
Für 16 Betten fehlen sechs Pflegekräfte
Die jungen Menschen wurden dabei nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell und fachlich gezielt auf eine Karriere im Pflegebereich in Österreich vorbereitet. Ziel ist es, sie dauerhaft für die Langzeitpflege zu gewinnen. Denn um die 16 Betten in Raabs wieder belegen zu können, fehlen mindestens fünf Pflegeassistentinnen und eine diplomierte Pflegekraft.
Der gesamten Region sei mittlerweile bewusst, dass man dringend Pflegekräfte für die immer älter werdende Bevölkerung brauche, betont auch der Raabser Bürgermeister Franz Fischer. Als Zeichen der Wertschätzung und Hoffnung, die in die „importierten“ Fachkräfte gelegt werden, lud er sie auf das Stadtamt zur Begrüßung ein. Bei Linzer Stangerl und Gugelhupf habe man sich bestens unterhalten, er habe den Frauen auch schon viel über die Stadt erzählt, sagt Fischer.
Das Engagement der jungen Vietnamesinnen ist beeindruckend. Sie zeigen, dass sie bei uns arbeiten wollen, und lassen sich auf unsere Sprache, unsere Kultur und unsere Werte ein.
Monika Mayrhofer, kaufmännische Direktorin des Pflegeheims Raabs.
Bild: PBZ Raabs an der Thaya
Damoklesschwert hängt über Region
„Die Damen sprechen schon relativ gut Deutsch. Den Waldviertler Dialekt müssen sie noch lernen“, setzt der Stadtchef große Stücke darauf, dass sie nach dem Ausbildungsjahr dem Raabser Heim erhalten bleiben. Denn dort werden in den nächsten Jahren zugleich auch viele Mitarbeiter in Pension gehen, was wie ein Damoklesschwert über dem Bezirk und auch dem ganzen Waldviertel hängt.
Auch im Pflegeheim selbst bemüht man sich sehr um die Zukunftshoffnungen. So kümmert sich Betriebsratsmitglied Beate Zeilinger, dass die Frauen in Raabs Fuß fassen können und sich in der Region vernetzen. Monika Mayrhofer, kaufmännische Direktorin des PBZ, ist von der Motivation der Vietnamesinnen beeindruckt: „Diese Bereitschaft haben wir auch schon bei unserem Reinigungspersonal aus der Ukraine und Syrien erfahren dürfen. Unsere Bewohner sind gerade mit Begeisterung dabei, die Waldviertler Mundart weiterzugeben“, meint sie optimistisch.
Weitere Verstärkungen im Juli
Im Juli werden drei weitere Auszubildende erwartet. Ob die Frauen dann nach der Ausbildung bleiben werden oder nicht, werden sie selbst entscheiden. Die Hoffnung ist groß. Und man gibt sich in der Stadt ordentlich Mühe, dass die Vietnamesinnen die Waldviertler Region kennen und schätzen lernen.
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