Suche im Fall Maddie

Ex-Ermittler rechnet ab: „Das war alles nur Show!“

Ausland
07.06.2025 12:14

„Ich habe noch nie so schlechte Arbeit gesehen!“ Mit diesem Satz bringt ein Ex-Ermittler frischen Zündstoff in den Fall Maddie McCann. Er kritisiert die jüngste Suchaktion deutscher Behörden scharf und stellt eine ganz andere Theorie in den Raum. Besonders brisant: Es geht um einen alten Verdacht. 

Mit nur drei Jahren verschwand Madeleine McCann 2007 aus einem Apartment im portugiesischen Praia da Luz – spurlos. 18 Jahre später bleibt das Schicksal des britischen Mädchens ungeklärt. Nun sorgt eine neuerliche Suchaktion deutscher Ermittler für Schlagzeilen – nicht wegen neuer Erkenntnisse, sondern wegen scharfer Kritik eines Ex-Ermittlers.

„Noch nie so schlechte Arbeit gesehen“
Goncalo Amaral, der ehemalige portugiesische Chefermittler im Fall, hat nun in einem Interview mit der norwegischen Zeitung „Dagbladet“ gegen seine deutschen Kollegen ausgeteilt. Die aktuelle Suchaktion? Völlig überflüssig, meint er.

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Ich habe noch nie so schlechte Arbeit gesehen wie von der deutschen Polizei.

Ex-Ermittler Goncalo Amaral

Sein Vorwurf: Mit einem einzigen Flug über das Gelände hätte man sich die großangelegte Grabung sparen können. Das Gebiet sei bereits durchforstet worden – „es ist nichts Neues“. Der Einsatz von Bodenradar, Spürhunden, Tauchern und Grabungen sei für ihn reine Show.

Im Zentrum der Ermittlungen steht der Deutsche Christian B. – derzeit in Haft in Braunschweig. Allerdings nicht wegen des Verschwindens von Maddie, sondern wegen einer brutalen Vergewaltigung. Das Verbrechen ereignete sich im Jahr 2005, ebenfalls in Praia da Luz. Damals überfiel er eine 72-jährige US-Amerikanerin in ihrem Haus und vergewaltigte sie schwer. Für diese Tat wurde er 2019 zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Ermittler vermuten, dass er auch mit Maddies Verschwinden in Verbindung stehen könnte – Beweise dafür gibt es bislang keine. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Eine medienwirksame Spurensuche: Kamerateams und Fotografen belagerten jeden Schritt der Ermittler in Portugal.
Eine medienwirksame Spurensuche: Kamerateams und Fotografen belagerten jeden Schritt der Ermittler in Portugal.(Bild: AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA)

Expertenmeinung zu neuen Spuren
Was also sollte die neuerliche Suche bringen? Der deutsche Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke erklärt, worauf es den Behörden ankommt – und warum moderne Technik selbst nach fast zwei Jahrzehnten noch hilfreich sein kann.

Solche DNA-Spuren könnten sich laut Benecke auch heute noch analysieren lassen. „Es gibt viele Techniken, die nicht immer nagelneu sind, aber jetzt erst erschwinglich“, so der Experte weiter. Mithilfe von Bodenradar könne man auch erkennen, ob Erde bewegt wurde – ein Hinweis auf mögliche Gräber.

Eine alte Theorie und ein neuer Verdacht
Für Goncalo Amaral ist die jüngste Suchaktion nichts anderes als eine Ablenkung. Schon damals – kurz nach Maddies Verschwinden – hatte er den Verdacht geäußert, dass die Eltern selbst etwas mit dem Fall zu tun haben könnten. Belegen konnte er das nie. Doch er scheint diese Theorie bis heute nicht aufgegeben zu haben.

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Man muss jene genau untersuchen, die eine Fürsorgepflicht hatten.

Ex-Ermittler Goncalo Amaral über mögliche Hauptverdächtige

Er nennt keine Namen, aber die Botschaft ist deutlich. Auch in seinem Buch, das später in mehreren Sprachen erschien, erhob er diesen Verdacht. Die McCanns wurden damals zwar kurzzeitig verdächtigt, später aber vollständig entlastet. Amaral selbst wurde im Oktober 2007 aus dem Polizeidienst entlassen.

Gonçalo Amaral 2008 mit seinem weiterhin sehr umstrittenen Buch „Maddie - A Verdade da Mentira“ (portugiesisch, „Maddie – Die Wahrheit über die Lüge“) – später wurde er von den Eltern verklagt.
Gonçalo Amaral 2008 mit seinem weiterhin sehr umstrittenen Buch „Maddie - A Verdade da Mentira“ (portugiesisch, „Maddie – Die Wahrheit über die Lüge“) – später wurde er von den Eltern verklagt.(Bild: EPA/ANTONIO COTRIM)

Nach der Veröffentlichung seines Buches „Maddie – Die Wahrheit über die Lüge“, in dem Amaral die Eltern verdächtigte, verklagten ihn die McCanns wegen Verleumdung. Zwar bekamen sie 2015 recht, doch letztlich entschieden sowohl Portugals Oberster Gerichtshof und 2022 auch der Europäische Gerichtshof: Amarals Aussagen sind von der Meinungsfreiheit gedeckt. Auch brisant: Die Prozesskosten – über 7500 Euro – zahlten Maddies Eltern aus dem Madeleine-Fonds, der ursprünglich zur Finanzierung der Suche gegründet worden war.

Grabungen abgeschlossen – doch viele Fragen offen
Ob die neue Suchaktion tatsächlich etwas zutage gefördert hat, ist unklar. Die Behörden halten sich bedeckt. Medienberichten zufolge wurde eine Kiste aus einem alten Haus geborgen – doch über deren Inhalt herrscht Schweigen. Doch Amaral sieht darin keine echte Ermittlungsarbeit, sondern den nächsten Beleg für eine reine PR-Aktion.

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