Im Spionage-Krieg zwischen Ungarn und der Ukraine – krone.at hat berichtet – geht es weiter heiß her. Nach der Aushebung eines mutmaßlichen ungarischen Agentenrings im Westen des Kriegslandes bewerfen sich die beiden Regierungen gegenseitig mit Spionagevorwürfen. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sieht einen „beispiellosen“ Angriff auf sein Land und ruft nun die NATO zu Hilfe.
Wie berichtet, hatte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU öffentlich kundgetan, dass er einen ungarischen Spionagering aufgedeckt habe, der militärische Einrichtungen im Südwesten der Ukraine ausgespäht haben soll. Zwei mutmaßliche Spione seien festgenommen worden, teilte der SBU vor mehr als einer Woche mit. Die beiden Personen mit Verbindungen zur ukrainischen Armee seien dem ungarischen Militärgeheimdienst unterstellt gewesen und aus Ungarn heraus gesteuert worden.
Es sei das erste Mal in der Geschichte der Ukraine, dass ein ungarisches Spionagenetzwerk entdeckt worden sei, das gegen die Interessen der Führung in Kiew arbeite. Ungarn ist Mitglied der EU und der NATO, die beide die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützen. Zugleich aber hat Ungarn mit Orbán einen Russland-freundlichen Ministerpräsidenten, der sich wiederholt skeptisch zur Militärhilfe westlicher Staaten für die Ukraine geäußert hat. Im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Spionagering warf Budapest dem Nachbarland Propaganda vor. „Ich möchte alle bitten, bei allen derartigen Berichten, die in der ukrainischen Propaganda auftauchen, Vorsicht walten zu lassen“, erklärte Außenminister Péter Szijjártó in der Vorwoche.
Orbán: „Das darf die NATO nicht tolerieren“
Orbán selbst führte am Wochenende ein Gespräch mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte, bei dem natürlich das Thema erörtert wurde. Im Vorfeld erklärte der rechtsnationale Politiker gegenüber Journalisten auf dem Weg Richtung Tirana, wo er an einem Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) teilnahm: „Es ist ein beispielloser Vorfall, dass ein Nicht-NATO-Mitglied, das zudem gute Beziehungen zum Militärbündnis erhalten möchte, gegen ein NATO-Mitglied solche Geheimdienstaktionen durchführt. Es ist inakzeptabel, dass so eine koordinierte und von der Ukraine finanzierte Desinformationskampagne gegen ein NATO-Land geführt wird. Das darf auch die NATO nicht tolerieren.“
Über die Unterredung mit Rutte ist anschließend nichts bekannt gegeben worden. In einem Interview mit dem ungarischen Fernsehsender TV2 betonte Orbán allerdings noch einmal, dass er all die Vorwürfe gegen Kiew vorgebracht habe und unterstrich: „Wir sind ein Nachbarland der Ukraine. Wir sehen die Realität aus der ersten Reihe.“
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