„Gideons Streitwagen“

Offensive zur Besetzung Gazas gestartet

Ausland
18.05.2025 16:41

Israel hat am Wochenende seine vor wenigen Tagen angekündigte Großoffensive im Gazastreifen nun auch am Boden begonnen. Einheiten seien seit Samstag im gesamten Norden und Süden des Küstengebiets gegen die islamistische Hamas im Einsatz, teilte das Militär am Sonntag mit. Bei heftigen Angriffen Israels gegen die Hamas seien in der Nacht auf Sonntag mindestens 108 Menschen getötet worden, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen.

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete 108 Tote. Demnach gab es auch viele Verletzte. Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise, bei einem Bombardement in der Gegend von Al-Mawasi im Süden des Küstenstreifens habe es mehr als 20 Tote und rund 100 Verletzte gegeben. Bei dem Angriff seien Zelte getroffen worden, in denen Vertriebene untergebracht gewesen seien. Diese Angaben konnten bisher nicht unabhängig überprüft werden. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen. Wafa meldete mehrere tödliche Angriffe in verschiedenen Gebieten des Gazastreifens.

Ein israelischer Kampfpanzer an der Grenze zum Gazastreifen
Ein israelischer Kampfpanzer an der Grenze zum Gazastreifen(Bild: AP/Ariel Schalit)
Nach der ersten Angriffswelle aus der Luft marschieren wieder Bodentruppen im Gazastreifen.
Nach der ersten Angriffswelle aus der Luft marschieren wieder Bodentruppen im Gazastreifen.(Bild: EPA/ABIR SULTAN)

Was Israel im Gazastreifen plant
Israelischen Armeeangaben zufolge feuerten Mitglieder von Terrororganisationen im Gazastreifen am Samstagnachmittag zwei Geschosse auf Israel ab. Eines sei von der Luftabwehr abgefangen worden, das andere auf offenem Gebiet niedergegangen. In einem israelischen Grenzort gab es Raketenalarm. Es gab zunächst keine Berichte über Opfer oder Schäden. Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben Mitglieder der Hamas und anderer palästinensischer Terrororganisationen Tausende Raketen auf Israel geschossen. Zuletzt kam es jedoch nur noch selten zu Angriffen aus dem umkämpften Küstenstreifen. Am Dienstag hatte der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) drei Raketen auf Israel lanciert.

Aus dem Küstengebiet werden derzeit jeden Tag Dutzende Tote gemeldet. Vor wenigen Tagen erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu, mit der neuen Offensive den Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die Freilassung der noch immer festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Die Armee soll im Zuge der großangelegte Offensive unter dem Namen „Gideons Streitwagen“ nach dem Willen der Regierung den Gazastreifen erobern und auf Dauer besetzt halten. Der Plan sieht nach Angaben aus Regierungskreisen auch vor, die palästinensische Bevölkerung vom Norden in den Süden zu bewegen. 

Aufnahme aus dem zerstörten Flüchtlingscamp in der Nähe eines Spitals in Deir el-Balah im Gazastreifen
Aufnahme aus dem zerstörten Flüchtlingscamp in der Nähe eines Spitals in Deir el-Balah im Gazastreifen(Bild: AFP/EYAD BABA)

Palästinenser: Alle öffentlichen Kliniken in Nord-Gaza außer Betrieb
Wegen der derzeit heftigen israelischen Angriffe ist palästinensischen Angaben zufolge das letzte öffentliche Krankenhaus im Norden des Gazastreifens nicht mehr arbeitsfähig. Schwerer Beschuss verhindere, dass Patienten, Personal und Güter ins Indonesische Krankenhaus in Beit Lahia kämen, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Damit seien nun alle Kliniken im Norden des umkämpften Küstenstreifens außer Betrieb. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht. Das israelische Militär wirft der Hamas immer wieder vor, sich in Kliniken zu verschanzen und Krankenhäuser für militärische Zwecke zu nutzen.

Nach Ansicht der israelischen Regierung zeigt die neue Großoffensive bereits Wirkung. Denn die Hamas will laut dem israelischen Verteidigungsministerium zum Verhandlungstisch zurückkehren. Die Islamistenorganisation bestätigte eine neue Gesprächsrunde mit Israel in der katarischen Hauptstadt Doha.

Angehörige der Hamas-Geiseln bangen um ihre Liebsten
Die Verhandlungen unter katarischer und US-amerikanischer Vermittlung fänden ohne Vorbedingungen statt und basierten nicht auf früheren israelischen Vorschlägen, sagte der ranghohe Funktionär Mahmud Mardawi. Es gibt jedoch weiter viele Streitpunkte. Selbst wenn die Hamas anbiete, weitere Geiseln freizulassen, werde Israel den Krieg nicht beenden, hatte Ministerpräsident Netanyahu kürzlich betont. Eine zeitlich begrenzte Waffenruhe sei zwar möglich, nicht aber ein dauerhaftes Ende der Kämpfe. 

Die Angehörigen befürchten, dass dies für die verbliebenen Geiseln den Tod bedeuten könnte. In mehreren Städten Israels gingen erneut Menschen auf die Straße und forderten die Freilassung der Verschleppten.

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