Lkw haben andere Bremsen als Pkw. Das hört jeder, wenn neben ihm ein großer Truck anhält: Das laute Zischen wird von abgelassener Druckluft erzeugt, die anstelle hydraulischer Flüssigkeit die Bremsen kräftig zupacken lässt.
Die Druckluftbremse ist für Fahrzeuge nicht vorgeschrieben, bei Lkws über 7,5 Tonnen ist sie aber heute die Regel. Die klassische hydraulische Bremse käme bei solch großen und schweren Fahrzeugen schnell an ihre Grenzen – sie bräuchte extrem große Bremskraftverstärker und Unmengen an Hydraulikflüssigkeit. Und das Gleiche noch mal für jeden Anhänger.
Die Druckluft als Übertragungsmedium des Pedalbefehls kann hingegen relativ einfach per Schlauch vom Zugfahrzeug zum Anhänger geleitet werden. Ein kleines Leck im System hat zudem nicht gleich katastrophale Folgen: Druckluft wird permanent neu erzeugt, Bremsflüssigkeit ist endlich.
Das Funktionsprinzip
Die grundsätzliche Mechanik der Pneumatikbremse ist zunächst weitgehend analog zu der der Hydraulikbremse. Tritt der Trucker das Bremspedal, wird die zuvor von einem Luftpresser-Generator erzeugte Druckluft über Schläuche und Ventile zu den Radbremsen geleitet. Dort presst sie die Bremsklötze über Kolben oder Membranen auf die Scheiben. Löst der Fahrer das Pedal, entweicht dieser Druck und sorgt für das laute Zischen, das man beispielsweise hört, wenn am Stauende ein Lkw neben einem bremst. Beziehungsweise gebremst hat.
Das Gleiche, nur umgekehrt
Das Zischen entsteht außerdem, wenn der Lkw-Fahrer die Feststellbremse aktiviert. Dann wird ein zweites Bremssystem genutzt, das beim Ausfall des ersten zum Einsatz kommt – die sogenannte Federspeicherbremse. Diese Bremse funktioniert quasi umgekehrt und löst aus, wenn der Druck im System abfällt. Etwa, wenn der Motor und damit der Luftpresser ausgeht oder sich ein Anhänger löst.
Dann verliert der sogenannte Federspeicher Druck, eine Feder löst sich und schließt die Bremse. Dieses System ist auch der Grund, warum Lkw nach längerer Standzeit nicht direkt losfahren können: Zunächst muss der Druckluftgenerator wieder für genug Druck im System sorgen, so dass der Federspeicher gefüllt wird und sich die Bremse löst. Feuerwehr- und andere Einsatz-Lkw hängen im Depot deshalb immer an einer Druckluftleitung.
Das ausgeklügelte Druckluft-Bremssystem wirkt bei Gespannen nicht nur auf das Zugfahrzeug, sondern auch auf die Auflieger und Anhänger. Dafür sorgen die beiden Spiralschläuche, die man häufig von außen sehen kann. Der rote Schlauch leitet die Druckluft für das Bremsen und für das Öffnen des Federspeichers, der gelbe überträgt die Steuersignale des Bremspedals.
Der Fahrer reguliert die Bremskraft über den Pedalweg, nicht wie beim Pkw über die Fußkraft. Die Lkw-Bremse ist dabei sehr leistungsfähig: Ein 40-Tonner hat lediglich einen gut 50 Prozent längeren Bremsweg als ein zwei Tonnen schwerer Pkw.
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