Herzloser Minister

Japan: Alte sollen “sich beeilen und sterben”

Ausland
23.01.2013 11:47
Die neue japanische Regierung existiert seit gerade einmal einem Monat, schon hat sie viele Millionen Wähler zutiefst beleidigt: Finanzminister Taro Aso sagte am Montag, alte Menschen sollten "sich beeilen und sterben", um dem Land nicht zur Last zu fallen.

Die Aussagen stammen von einem Treffen des nationalen Rats zur Reform der Sozialversicherung, berichtet der "Guardian". "Gott behüte, dass man gezwungen wird zu leben, wenn man sterben will", so Aso - selbst schon 72 - in Bezug auf alte Menschen.

"Ich würde mich immer schlechter fühlen beim Aufwachen, wenn ich wüsste, dass es (die Behandlung, Anm.) vollständig von der Regierung bezahlt wird", ließ der Finanzminister weiter wissen. "Das Problem wird nicht gelöst werden, wenn man sie nicht dazu bringt, sich zu beeilen und zu sterben." Später gab er immerhin an, seine Bemerkungen seien "unangebracht" gewesen und hätten lediglich seine persönliche Meinung widergespiegelt.

Kein Respekt für "Schlauch-Menschen"
Doch es war nicht das erste Mal, dass Aso sich ungnädig gegenüber den Alten zeigte. Laut japanischen Medien bezeichnete der Finanzminister etwa ältere Patienten, die sich nicht mehr selbst ernähren können, als "Schlauch-Menschen". Er selbst würde keine lebensverlängernden Maßnahmen akzeptieren, ließ der 72-Jährige wissen. Er habe eine Anweisung für seine Familie geschrieben, die lebensverlängernde medizinische Behandlung untersage. Schließlich koste die Versorgung eines todkranken Patienten jeden Monat "mehrere zehn Millionen Yen".

"Herumschlotternde" Pensionisten als Dorn im Auge
Während seiner Zeit als Premierminister 2008 sagte Aso, er sehe bei Klassentreffen 67- und 68-Jährige, die "herumschlottern und ständig zum Arzt gehen". "Warum soll ich für diese Leute zahlen müssen, die nur essen und trinken und sich nicht anstrengen? Ich gehe jeden Tag und tue andere Dinge, aber ich zahle mehr Steuern", beschwerte sich Aso.

Überalterung der japanischen Gesellschaft als Pulverfass
Tatsächlich steht Japan vor gewaltigen Herausforderungen in Bezug auf den Umgang mit älteren Mitmenschen: Schon jetzt ist ein Viertel der Bevölkerung - 32 von 128 Millionen Japanern - über 60 Jahre alt. In den nächsten 50 Jahren soll der Anteil sogar auf 40 Prozent steigen. Nicht nur die Kosten für die Betreuung der Alten werden somit explodieren, auch ihre Versorgung wird zum Problem.

Letztes Jahr wurde, um die steigenden Sozialhilfeausgaben auszugleichen, bereits die Konsumsteuer auf zehn Prozent verdoppelt. Nun hat die Regierung zusätzlich angekündigt, die Sozialhilfeausgaben im nächsten Budget, das im April in Kraft tritt, zu kürzen. Details dazu sollen in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden.

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