Zu den Auseinandersetzungen vor rund 70.000 Zuschauern im Morumbi-Stadion war es in der 39. Minute gekommen, nachdem Tigre-Verteidiger Lucas Orban Sao Paulos Mittelfeldspieler Lucas, der das 1:0 erzielt hatte, mit dem Ellbogen ins Gesicht geschlagen hatte. Der Brasilianer verließ stark blutend das Feld. Der chilenische Schiedsrichter Enrique Osses ließ weiterspielen, was zu heftigen Protesten der Gastgeber führte.
Tigres-Coach: "Sie haben zwei Waffen gegen uns gezogen"
Da es auch in der Kabine zu Aggressionen kam, musste die Polizei einschreiten, wie das Fernsehen berichtete. Tigre-Trainer Nestor Gorosito, ehemaliger Mittelfeld-Regisseur des FC Tirol und Österreichs Fußballer des Jahres 1991, warf den brasilianischen Beamten hingegen vor, seine Spieler mit Waffen bedroht zu haben. "Sie haben zwei Waffen gegen uns gezogen", sagte Gorosito gegenüber Fox Sports. "Sie haben uns aufgelauert und einer hat einen Revolver auf die Brust von Damian Albil (Tormann, Anm.) gehalten. Ihre Sicherheitsleute und die Polizei haben uns auch geschlagen, das waren rund 20 Leute", schilderte Gorosito weiter.
Während die Sao-Paulo-Spieler und Fans draußen feierten, verbreiteten argentinische Medien Bilder von blutverschmierten Umkleidekabinen und Kommentare von Spielern, wonach diese mit Stöcken geschlagen worden wären. Die Tigres-Spieler verharrten nicht weniger als drei Stunden in den Kabinen und gingen dann auf eine Polizeistation, um eine offizielle Beschwerde einzulegen. Sao Paulos Kapitän, Torwart Rogerio Ceni, warf dagegen den Gästen eine rabiate Spielweise vor.
Eigenwilliges Vorgehen der brasilianischen Polizei
Der Zwischenfall ist nicht einzigartig, denn die brasilianische Polizei war in der Vergangenheit schon bei mehreren Matches durch hartes Einschreiten aufgefallen. Unter anderem war im April 2005 ein Spieler des argentinischen Klubs Quilmes wegen angeblichen Rassismus während des Libertadores-Cup-Spiels gegen Sao Paulo noch auf dem Feld (!) verhaftet und für 40 Stunden in Gewahrsam genommen worden. In Anbetracht der in nur 18 Monaten beginnenden WM-Endrunde in Brasilien könnte dieser neueste Zwischenfall zumindest Sorgenfalten bei den Entscheidungsträgern der FIFA hervorrufen.
Ungeachtet der Proteste der Argentinier erklärte der südamerikanische Fußballverband übrigens Sao Paulo zum Sieger. Für den brasilianischen Verein ist es der erste Titel im Südamerika-Cup, der mit der Europa League vergleichbar ist. Das Hinspiel in Argentinien war 0:0 ausgegangen. Die 2002 ins Leben gerufene Copa Sudamericana ist ein Turnier für Vereinsmannschaften und wird in der zweiten Jahreshälfte ausgetragen.
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