Der langjährige Korruptionsexperte Martin Kreutner nimmt im krone.at-Interview zu aktuellen Korruptions-Verdachtsfällen und zu Fragen von möglichem Amtsmissbrauch Stellung. Etwa rund um die Vorgangsweise beim Leichenfund des ehemaligen Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek: „Es gibt da schon noch einige Fragezeichen, aber die darf ich nicht nennen. Es gibt auch unterschiedliche Aussagen, die nicht alle zusammenpassen.“
In Österreich stehe es um Korruption zwar generell nicht so schlecht, wie das oft dargestellt werde. Kreutner: „Wir sind diesbezüglich aber auch nicht die Musterschüler.“ Korruptionsfälle aus der Vergangenheit, etwa rund um den Neubau des AKH in Wien, einige Inseraten-Affären oder das Beinschab-Tool, würden zeigen, dass es Korruption eben auch in Österreich gebe. Korruption verstehe Kreutner als „wissentlichen Machtmissbrauch zur eigenen Vorteilsnahme“.
Besser als der Pöbel
Man müsse zwischen Korruption in der breiten Masse und Korruption für vermögende Gesellschaftsschichten unterscheiden. Kreutner: „Korruption betrifft nicht nur den oberen Bereich. Man tut es einfach, wenn man es kann. Weil man gute Netzwerke hat und Entscheidungsträger kennt. Und weil man damit auch Macht ausüben kann. Man ist damit besser als der Pöbel, um auf einen aktuellen Chatverkehr anzuspielen.“
ORF-Gehälter
Außerdem nimmt der Korruptionsexperte auch zu den aktuellen Vorkommnissen im ORF rund um die Höhe der ausbezahlten Gehälter Stellung. Kreutner: „Alle haben sich natürlich auf diese eine Seite im ORF-Transparenzbericht geworfen. Dabei hatte er rund 60 Seiten Umfang. Aber in Österreich ziehen Gehaltsthemen immer. In den USA wäre jeder stolz darauf, auf so einer Liste zu stehen. Da wird man oft schon im zweiten Satz angeredet mit „How much money do you make?“.
In Österreich läuft das aber ganz anders.“ Hierzulande verstecke man sich eher hinter der eigenen Bezahlung und wolle nicht darüber reden. Von allen anderen wolle man deren Gehalt aber sehr wohl wissen. Das sei auch der Grund, weshalb nur über diese eine Seite des Transparenzberichts gesprochen werde, nicht aber über den Rest.
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